Brand

Bgld: Großbrand in Jennersdorf → aufgearbeiter Einsatzbericht

JENNERSDORF (BGLD): Am Faschingssonntag, dem 26. Februar 2017, wurde die Feuerwehr Jennersdorf um 13:26 Uhr zu einem „Garagenbrand“ beim Hauptplatz 9 alarmiert. Die vermeintliche Garage war jedoch ein überdachter Abstellplatz für Fahrräder und Mopeds sowie einem integrierten Lagerraum in Holzbauweise.

Beim Objekt handelt es sich um ein teilweise viergeschoßiges Gebäude in Massivbauweise. Straßenseitig sind im Erdgeschoß ein Gastronomiebetrieb und eine Filiale einer bekannten Handelskette für Papier- und Schreibwaren angesiedelt. Im restlichen Gebäude befinden sich 26 Wohnungen, in denen rund 60 Personen wohnhaft sind.

Dramatischer Szenen beim Einsatzbeginn
Obwohl zum Zeitpunkt der Alarmierung einige Feuerwehrkameraden im Feuerwehrhaus anwesend waren und innerhalb weniger Minuten mit TLFA 4000 und VF-A zur Brandbekämpfung ausrückten, hatte sich das Brandgeschehen beim Eintreffen der ersten Kräfte bereits auf das Mehrparteienhaus übertragen – das Wärmedämmverbundsystem ist bereits in Brand gestanden. Zudem hatten die Flammen aus dem überdachten Abstellplatz bereits ein angrenzendes Wirtschaftsgebäude erfasst. In der ersten Phase wurde daher in umfassender Außenangriff vorgenommen und gleichzeitig mit den Evakuierungsmaßnahmen der Hausbewohner begonnen. Bei der Rettung der Hausbewohner haben sich dramatische Szenen abgespielt. Von den drei separaten Eingängen war ein Eingang von Brandgeschehen direkt betroffen, ein anderer war aufgrund der starken Rauchentwicklung nicht passierbar. Drei Personen wurde daher über eine vergitterte Oberlichte der Weg ins Freie ermöglicht, weitere drei Personen wurden mit der Teleskopmastbühne aus dem ersten Obergeschoß gerettet. Insgesamt wurden 9 Hausbewohner mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung vom Roten Kreuz in die umliegenden Krankenhäuser verbracht. Ein Feuerwehrmann erlitt leichte Schnittverletzungen und wurde ebenfalls ärztlich versorgt.

Brandausbreitung ins Innere
Nach weiterer Erkundung durch den Einsatzleiter war festzustellen, dass sich der Fassadenbrand zügig in das Innere des Gebäudes ausgebreitet hatte. Konkret waren das Papierwarengeschäft, eine Wohnung im ersten Obergeschoß sowie zwei Wohnungen im zweiten Obergeschoß in Brand geraten. Der eingeleitete Außenangriff mit einem B-Rohr, zwei C-Rohren und einem HD-Rohr hatte zudem noch nicht den gewünschten Erfolg gezeigt.

Bildung von Einsatzabschnitten:
Rund 30 Minuten nach der Erstalarmierung waren sämtliche Feuerwehren des Abschnittes 1 (Jennersdorf, Rax-Ort, Rax-Bergen, Gieselstein und Henndorf) sowie St. Martin a.d. Raab Ort mit 124 Feuerwehrmitgliedern am Einsatzort. Aufgrund der Lage und des Einsatzumfanges wurden zwei Einsatzabschnitte gebildet und ein Atemschutzsammelplatz eingerichtet:

Der von der Stadtfeuerwehr begonnene Außenangriff wurde durch einen Innenangriff in das in Brand geratene Papierwarengeschäft und eine weitere Riegelstellung in einem Innenhof auf der Ostseite des Objekts erweitert. Dabei haben sich die Löschmaßnahmen im Papierwarengeschäft aufgrund der hohen Brandlasten und zahlreichen Regale äußerst schwierig gestaltet. Im ersten Anlauf konnte lediglich die Intensität des Feuers gebrochen werden. Erst im zweiten Anlauf – unter Einsatz eines Kombischaumrohres SM4 – konnte der Brand unter Kontrolle gebracht werden. Die zusätzliche Riegelstellung war notwendig geworden, da sich der Fassadenbrand mittlerweile auf die Dachhaut übergriffen hatte. Um die Dachkonstruktion im Innenhof entsprechen erreichen zu können, wurde auch ein Teleskoplader mit Arbeitskorb eingesetzt.

Der zweite Einsatzabschnitt wurde von den Feuerwehren Grieselstein und St. Martin übernommen. Dabei wurde ein zweiter Außenangriff von der Südseite des Objekts geführt und verhindert, dass der Fassadenbrand weitere Wohnungen erreicht. Atemschutztrupps der beiden Wehren sind in die brennenden Wohnungen des ersten und zweiten Obergeschoßes vorgedrungen, um eine weitere Brandausbreitung im Inneren zu verhindern. Da bis zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden konnten, ob sich noch weitere Personen im Gebäude aufhalten, sind sämtliche, nur von diesem Einsatzabschnitt zugängliche Wohnungen ebenfalls kontrolliert worden. Eine besondere Gefahr für die Einsatzkräfte bildeten vier Propangasflaschen in den Abstellräumen und eine Heliumgasflasche im Papierwarengeschäft. Eine der Propangasflaschen war zerborsten, während die anderen nach intensiver Kühlung geborgen werden konnten.

Rund um das VF-A der Stadtfeuerwehr wurde ein Atemschutzsammelplatz aufgebaut sowie die Einsatzleitung eingerichtet. Schnell war klar, dass mit den auf den Fahrzeugen mitgeführten Geräten und Reserveflaschen nicht das Auslangen gefunden werden kann. Mit den freien Kräften wurde daher eine Versorgungsgruppe aufgebaut um Schaummittel, Atemluft-Reserveflaschen und die mobile Atemluftfüllstation zur Einsatzstelle zu transportieren.

Gegen 16:15 Uhr gelang es schließlich den Brand unter Kontrolle zu bringen. Die Löscharbeiten beschränkten sich ab diesem Zeitpunkt auf die Dachkonstruktion. Endgültig „Brand aus“ konnte um 20:00 Uhr gemeldet werden. Die Stadtfeuerwehr verblieb bis 00:30 Uhr zur Brandwache am Einsatzort, wobei die ein Streife der Polizei weiter an der Brandstelle verblieben ist und von der Stadtfeuerwehr alle drei Stunden Kontrollgänge durchgeführt wurden.


Zusammenfassung und Brandursache
Neben den eingesetzten sechs Feuerwehren mit 124 Mitgliedern und 16 Fahrzeugen war das Rote Kreuz mit 5 Fahrzeugen und 12 Mitarbeitern zur Versorgung der verletzen Personen im Einsatz. Für die Dauer der Löscharbeiten war die B 57 im Stadtgebiet Jennersdorf für den gesamten Verkehr gesperrt, durch Polizeistreifen wurde eine örtliche Umleitung eingerichtet. Die Löschwasserversorgung konnte aus dem Trinkwassernetz sichergestellt werden, wobei für jeden Einsatzabschnitt zwei Hydranten zur Verfügung gestanden sind und aus diesen rund 500 Kubikmeter Wasser entnommen wurden. Für die Zubringerleitungen und Löschleitungen wurden mehr als 1.000 m B- und C-Schläuche verlegt, um gleichzeitig bis zu 10 Strahlrohre und den Wasserwerfer der Teleskopmastbühne zu versorgen. Vom Atemschutzsammelplatz sind 17 Trupps betreut worden, 60 Atemluftflaschen wurden wiederbefüllt.

Das gesamte Gebäude musste behördlich gesperrt werden und für die Hausbewohner wurden Ersatzunterkünfte bereitgestellt. Die Brandursachenermittlung wurde seitens der Polizei durchgeführt, wobei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein elektrischer Defekt in der elektrischen Beleuchtungsanlage zum Brandausbruch geführt hat.

Weiter im Einsatz standen:
Bezirkshauptmann-Stv. Mag. Harald Dunkl
Bürgermeister LAbg. Bernhard Hirczy
Bezirkspolizeikommandant Obstlt. Manfred Tschank
Rotes Kreuz Jennersdorf Dienstführer Chris Janics
Bezirksfeuerwehrkommandant OBR Günther Pock
Bezirksfeuerwehrkommandant-Stv. BR Alfred Kloiber
Bezirksfeuerwehrarzt Dr. Wolfgang Gangl
Bezirkspressereferent HBI Martin Hafner
Polizei Jennersdorf
Stadtgemeinde Jennersdorf
Fa. Reicht im Auftrag der Netz Burgenland
Teleskoplader Fernwärme Jennersdorf

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