Personenrettung am Eis
Fireworld - Besondere Übungen
Personenrettung am Eis
Text: Bernhard Kuntner, Fotos: Jack Haijes (FF Micheldorf)
Die kalte Winterzeit hat viele schöne Seiten. Der Eissport
wie Eislaufen, Eisstockschießen gehört zweifelsfrei dazu. Neben
den gesicherten Bereichen gibt es viele zugefrorene Teiche die eine Gefahrenpotential
darstellen. Die Rettung einer im Eis eingebrochenen Person wurde von der FF
Micheldorf mit den im Feuerwehrwesen zur Verfügung stehenden Mitteln
geübt. Die Tauchgruppe der Feuerwehr Kirchdorf/Krems unterstütze
diese Übung und stellte die Sicherung für diese Übung.
Retten einer im Eis eingebrochenen Person als Übungsvorgabe!
Ort: Grandnteich, 5.600m2 , Micheldorf
Übung des 2. Zug der FF Micheldorf, 15 Mann und Tauchergruppe Kirchdorf
mit 2 Mann.
Fahrzeuge: FF Kirchdorf, FF Micheldorf: KDO, SRF, KLF, MTF, Tank 1
Dauer: 2 Stunden
Die Recherche im Zuge der Vorbereitung erfolgte im Internet:
Folgende Ressourcen erwiesen sich als Hilfsreich:
http://www.stadt-frankfurt.de/feuerwehr/presse/ereignis/eisrett.htm
und http://www.ffw.de/_info/eisrettg.htm
sowie aus dem Lehrbuch der Österr. Wasserrettung "Schwimmen, Tauchen,
Retten"
Ergebnis Allgemein (für Passanten,..):
Erstrettung ist für den Rettungserfolg sehr wesentlich.
- Hilfskräfte alarmieren (Rettung, Feuerwehr,..)
- Bei Betreten des Eis großflächige Belastung ausüben. Auf
den Bauch liegen, Leiter, Zaunfeld, umgedrehten Tisch,.... verwenden.
- Für die eingebrochene Person: brüchiges Eis so rasch als möglich
abbrechen, um am Rand tragfähigeres Eis zu haben!
- Dem Verunglückten niemals die Hand reichen. Er zieht dich rein. Äste,
Stangen od. Abschleppseil verwenden. Immer Zwischenstück einsetzen (Jacke,
Pullover,...)
- Helfer muss gesichert sein!!
- Nach der Bergung ERSTE HILFE Maßnahmen durchführen.
Feuerwehrtaucher unterstützten die Übung, bei der auch verschiedene
Hilfsmittel getestet worden sind!
Ergebnis für uns als Feuerwehr:
- Nach Alarmierung sofort Tauchgruppe anfordern. Ebenso Rotes Kreuz bzw. Notarzt
- einzige Chance und Zeit, eine eventuell untergegangene Person zu retten.
- Überlebenszeit für Erwachsenen 6 bis 8 Minuten Für Micheldorf:
z.B. Hilfszeit für FF Kirchdorf 5-6 Minuten!
- Zeit spielt sehr wesentliche Rolle. Wenn die Person sich nicht nach max.
1 Minute retten kann, ist Selbstrettung fast nicht mehr möglich. Unterkühlung
lässt keine Kraftanstrengung zu.
- Mögliche Rettungsgeräte für uns als Feuerwehr:
Steckleiter (nebeneinander oder zusammengesteckt), Schiebeleiter (ausgeschoben),
U 2000 (Trage), Rettungsring, lange Stange, Boot
Taucher der FF Kirchdorf simulierten das Eisopfer.
Ergebnis der einzelnen Rettungsgeräte:
- Schiebeleiter: In Ordnung, hat sich wesentlich besser bewährt
als 2 Steckleitern nebeneinander. Zusätzlich größere Ausladung
in die Einbruchstelle.
- Steckleiter nebeneinander: geht, verhakt sich jedoch leicht
(Anwendung siehe Bericht der Stadt Frankfurt)
- U 2000: nicht geeignet. Aufbau von ungeübten Personen
nicht so rasch möglich wie eine Leiter.
- Rettungsring und lange Stange: nicht eingesetzt, da Annahme:
sehr weit weg vom Ufer.
- Boot steht der FF Micheldorf nicht zur Verfügung!
Laut Literatur sehr schlecht. Ein im Eis eingebrochenes Boot ist fast nicht
mehr auf das Eis zu bringen. Ausnahme natürlich die Spezialboote entwickelt
für Eisrettungen.
Erkenntnisse:
- Retter müssen Schwimmweste tragen und gesichert sein.
- Leitern sind ebenfalls zu sichern, dient auch dem ans Land ziehen mit der
verunglückten Person.
- Als sehr schwierig stellte sich das aus dem Wasser hieven des Verunglückten
heraus! Ohne Mithilfe unseres Kameraden im Tauchanzug fast nicht möglich.
- Besser 2 Mann an der Eisbruchkante platzieren, um die Person bergen zu können.
- Für nachkommende Taucher sind unbedingt Vorbereitungen zu treffen,
wenn Person untergegangen ist.
Gerade Kante an der Einbruchstelle mittels Motorsäge rausschneiden, Pfosten
oder Schaltafeln an der Eisbruchkante bereitstellen, um Einstieg und Ausstieg
für Retter zu ermöglichen. Pfosten oder Schaltafeln dienen auch
dem Leinenmann (zur Sicherung der Taucher) als Standplatz.
Ergänzungen zur Überlebenszeit: Je jünger der
Verunfallte ist und je kälter das Wasser ist, umso LÄNGER gibt es
reelle Chancen einer erfolgreichen Reanimation. Aus diesem Grund sind die Voraussetzungen
im Winter besser, als beim Ertrinkungsunfall im Sommer und die Überlebenswahrscheinlichkeit
von Kindern höher als die von Erwachsenen. Hohe Wahrscheinlichkeit einer
erfolgreichen Reanimation ist - wie richtig bemerkt wurde - bis zu 6-8 Minuten.
Erfolgreiche Bergungen gibt es aber auch noch nach 30 und mehr Minuten!!!!
Gedruckt von fireworld.at Onlinemagazin und interaktives Portal für die Feuerwehren (http://www.fireworld.at/cms/review.php?id=55&page=1)
|