Fireworld - Besondere Übungen
Telenot-Alarmübung bei der Fa. Surface in Werndorf
Text und Fotos: ABI d.F. Peter Kirchengast (Öffentlichkeitsarbeit
& Einsatzdokumentation) und HLM d.V. Michael Zink (FF Werndorf)
Am Samstag, dem 15. Mai 2004, wurde im Chemieunternehmen Surface Specialties
Austria GmbH in Werndorf eine Großübung abgehalten. Das Ziel dieser
Übung war einerseits die Koordinierung von größeren Einsatzeinheiten
und die Erfassung der Einsatzbereitschaftszeiten, sowie andererseits die Sicherstellung
der Wasserversorgung bei Stromausfall für den Produktionsbetrieb und
für einen längeren Löscheinsatz zu erproben. Das umfangreiche
Übungsprogramm forderte „Gerät und Mannschaft“ der 13
im Alarmplan befindlichen Feuerwehren. Das für diese Übung benötigte
Schaummittel wurde von der Fa. Surface Specialties zur Verfügung gestellt.
Eintreffen der FF Werndorf nach der Alarmierung durch 'Florian Graz-Umgebung'
Übungsannahme:
* Brand eines großen Reservepalettenlagers im südlichen Werksbereich
in unmittelbarer Nähe der Tankreinigungsanlage und des Rohstoffgebindelagers.
* Rettung eines verletzten Mitarbeiters aus einem 20-Fuss-Container in acht
Meter Höhe unter Einsatz eines Hubschraubers. * Rettung von drei Mitarbeitern
aus einem verrauchten Gang der Produktionshalle 4/5 unter schwerem Atemschutz.
* Stromausfall - Versorgung von zwei Reaktoren mit Kühlwasser, welche
sich in einer Exothermiephase befinden - Wasserversorgung aus dem Hydrantennetz.
* Löschwassermangel im vorgesehenen Mühlgang - Verlegung von zwei
B-Zubringleitungen zwecks Löschwasserversorgung vom 300 m entfernten
Murfluss.
Übungsablauf:
* Alarmierung über die werkseigene Sirene (14.04 Uhr) * Alarmierung der
13 am Telenot-System angeschlossenen Feuerwehren und der übrigen Einsatzorganisationen
lt. Alarmplan durch die Bezirksalarmzentrale 'Florian Graz-Umgebung' (14.06
- 14.08 Uhr) Innerhalb von 15 Minuten waren die acht umliegenden Feuerwehren
mit 19 Fahrzeugen und 95 Mann, drei Fahrzeuge des Roten Kreuzes, sowie der
zuständige Arzt und die Gendarmerie am Einsatzort. Die im Alarmplan vorgesehenen
und am weitesten entfernten Wehren, FF Lebring und FF Hausmannstätten,
benötigten an die 25 Minuten für diese Anfahrt. Alle eintreffenden
Fahrzeuge und Mannschaften wurden in den vorgesehenen Bereitstellungsraum
auf dem Tankcontainerlagerplatz neben dem Portierhaus beordert. Die jeweiligen
Einsatzleiter konnten nach Bedarf das erforderliche Personal und die notwendigen
Gerätschaften abrufen. Damit die Einheiten den Schadensort rasch erreichen
konnten, dienten die ortskundigen Mitglieder der 'Werkslöschgruppe' als
Lotsendienst.
Mannschaft und Gerät warteten beim Bereitstellungsraum auf ihren
Auftrag!
Sofort nach der Alarmierung über die Werkssirene, wurde
von der „Werkslöschgruppe“ das Hydrantennetz mit der für
diese Aufgabe werksintern installierten „großen Feuerwehrpumpe“
unter Druck gesetzt. Alle weiteren verfügbaren Mitglieder dieser Gruppe
versammelten sich beim Portier um die eintreffenden Wehren zu Unterstützen
(Lotsendienst). Die mittlerweile eingetroffene Freiw. Feuerwehr Werndorf errichtete
beim Portier die Gesamteinsatzleitstelle. Einsatzleiter HBI Johann Bernhardt
unterteilte auf Grund des großflächigen und schwerpunktmäßigen
Einsatzes diesen in sogenannte Bereichseinsatzleitungen. Bereichs EL-Süd
leitete HBM Roman Blattl, dieser war für die Menschenrettung und Brandbekämpfung
zuständig. Bereichs EL-Nord leitete BM Christian Ernst, dieser war zuständig
für die Vermisstensuche und Bereitstellung des Kühlwassers. Bereichs
EL-Ost leitete BM Ing. Christian Halsegger, dieser war zuständig für
die Wasserversorgung aus dem Murfluss und ebenfalls für die Bereitstellung
des Kühlwassers. Die bei so einem großen Schadensereignis notwendigen
Versorgungseinrichtungen wie Atemschutzsammelplatz (Leiter LM Wolfgang Ernst)
und Verbandsplatz (Rotes Kreuz) wurden in der unmittelbaren Umgebung der Einsatzleitung
errichtet. Die Fa. Surface Specialties stellte einen „Stab“ zur
Situationsbestimmung im eingerichtetem Lagezentrum mit Verantwortlichen aus
folgenden Bereichen zusammen: Betriebs-Standortleitung, technische Leitung,
Produktionsleitung und Management-Bereitschaftsdienst. Dieser Stab hatte die
Aufgabe zwischen Einsatzleitung, Behördenvertreter und Unternehmen, jene
Maßnahmen für die Sicherung der laufenden Produktion zu treffen.
Aufgabenbewältigung:
Beim Eintreffen am Brandort erhielt das TLF Werndorf von der EL-Süd den
Auftrag, mit einem Atemschutztrupp über die Schiebeleiter eine Menschenrettung
aus dem in acht Meter Höhe befindlichen Großcontainer durchzuführen.
Der verletzte wurde aus dem Tankcontainer geholt, auf dem Plateau erstversorgt
und mit dem Hubschrauber des BMI mittels Taubergung zum Verbandsplatz bei
der Brückenwaage gebracht. Weiters wurde die Mannschaft vom TLF Werndorf
für die Verhinderung der Brandausbreitung auf das Nebengebäude eingeteilt.
Die FF Kalsdorf bei Graz hatten den Auftrag den Sekundärbrand zu löschen,
wobei gleichzeitig die FF Wundschuh und FF Lebring das Fasslager (Lösungsmittellager)
mit Schaum sicherten. Die Löschwasserversorgung erfolgte einerseits zu
diesem Zeitpunkt aus dem 100 Meter entfernten Mühlgang mit einer TS 8
und andererseits mit einer E-Tauchpumpe aus einem Löschbrunnen. Innerhalb
von sechs Minuten war jedes Tanklöschfahrzeug mit Wasser versorgt. Die
FF Feldkirchen bei Graz stellte mit ihrer Mannschaft den Atemschutz-Rettungstrupp,
während die Trupps der FF Fernitz und FF Hausmannstätten die restlichen
Glutnester löschten.
Während die Wasserversorgung sichergestellt werden musste, um die
Brandbekämpfung aufrecht zu erhalten, wurde auf den Containern
auch eine Menschenrettung durchgeführt.
In der Halle 4/5 wurden drei Mitarbeiter vermisst! Die EL-Nord
schickte vier Atemschutztrupps unter der Führung eines Atemschutzgeräteträgers
der 'Werkslöschgruppe' in den langen verrauchten Gang der Halle. Nach
kurzer Zeit konnten die leicht verletzten Mitarbeiter gefunden werden und
wurden von den einzelnen Trupps mittels Bergetuch zum Verbandsplatz gebracht.
Das Personal des Roten Kreuzes übernahm die versorgte die Verletzten.
Aus dem Lagezentrum der Fa. Surface Specialties wurde dringend Kühlwasser
für einen Reaktor, der sich in einer Exothermiephase befand, angefordert.
Ein weiterer Atemschutztrupp musste hiefür eine C-Leitung von einem nahegelegenen
Hydranten zur Trockensteigleitung im Stiegenhaus der Kochhalle verlegen. In
der Kochkesseletage musste die Verbindung zwischen Steigleitung und Kühlwasseranschluss
des Kochkessels hergestellt werden. Das erforderliche Übergangsstück
zwischen C-Sturzkupplung und Elaflex-Kupplung ist an einer 'rot markierten
Stell'“ in der Kochhalle vorhanden.
Auf Grund des Stromausfalles waren die Kühlwasserpumpen
außer Betrieb. Das Wasser aus dem Hydrantennetz wurde für die Versorgung
der laufenden Produktion gebraucht. Das Wasser im Mühlgang war nicht
ausreichend für einen längeren Löschangriff mit großen
Wassermengen! Die EL-Ost forderte daraufhin vier KLF für die Herstellung
von zwei B-Zubringleitungen aus dem 300 Meter entfernten Murfluss an. Um die
Zubringleitung rasch und am kürzesten Weg zum Einsatzort zu bringen,
musste sie über einem provisorisch errichteten Steg über den Mühlgang
verlegen werden. Nach 16 Minuten war diese Löschwasserversorgung errichtet
und ausreichend für diesen Einsatz. Auch in diesem Einsatzabschnitt war
dringend Kühlwasser für einen Reaktor notwendig. So wurde vom Lagezentrum
für den Reaktor in der Halle 2b/3 ebenfalls Kühlwasser angefordert.
Ein weiterer Atemschutztrupp unter der Führung eines Mitgliedes der „Werkslöschgruppe“,
stellte die erforderlichen C-Leitungen zwischen Hydrantennetz und Kühlwasseranschluss
des Kochkessels her.
Administratives:
Bei dieser Übung erfolgte die Kommunikation vorwiegend über Funk,
wobei auf Grund eingesetzter Feuerwehren zweier Bezirke auf die Landesfrequenz
(Kanal 1) umgeschalten wurde. Die Gruppenkommandanten hatte die Aufgabe, sofort
nach dem Eintreffen im Bereitschaftsraum die Mannschaftsstärke, die Spezialkräfte
(Atemschutzgeräteträger) und die Fahrzeuge der Gesamteinsatzleitung
zu melden. Verantwortliche des Roten Kreuzes ersuchten sofort nach dem Eintreffen
um einen Ansprechpartner in der Einsatzleitung „Verbindungsoffizier“
und um Bekanntgabe der Verletzten-Übergabestelle außerhalb der
Gefahrenzone.
Erkenntnisse:
Bei der anschließenden Übungsanalyse im Feuerwehrhaus Werndorf,
wurde der Ablauf von den Beobachtern und Teilnehmern beurteilt und folgende
Erkenntnisse daraus geschlossen: