Österreich: ÖAMTC: Ausstieg aus Flugrettung bis 2010
Geschrieben am: 2008-10-14 11:36:12

Österreich: Der ÖAMTC kündigt seine Verträge mit der Republik als Träger der Flugrettung. Bundesregierung(en) hätten bisher kein tragfähiges Finanzierungssystem für gemeinnützige Flugrettung schaffen können.

Alle neun Standorte betroffen: Betroffen sind alle neun Standorte, die der ÖAMTC vom Innenministerium übernommen hat, wie Präsident Werner Kraus und Generalsekretär Hans Peter Halouska am Dienstag in Wien mitteilten.

Heuer 4,5 Millionen Defizit: Die Verträge werden noch bis Ende 2010 erfüllt, sagte Kraus. Den heuer prognostizierten Abgang für die Flugrettung bezifferte der Präsident mit 4,5 Millionen Euro. Bereits zu Jahresbeginn 2008 hatte Halouska vor finanziellen Turbulenzen gewarnt: Immer mehr Flüge würden von den Krankenkassen nicht bezahlt, und die Aufwandspauschale sei in den vergangenen zehn Jahren nur in geringem Ausmaß erhöht worden, kritisierte der Club wiederholt. Nicht zuletzt die hohen Treibstoffkosten verursachten ein immer größeres Finanzierungsloch.

2001 von Innenministerium übernommen: 2001 hatte der ÖAMTC die Standplätze des Innenministeriums übernommen, das fortan keine eigene Flugrettung mehr betrieb.

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BERICHT AUF ORF SALZBURG:

ÖAMTC: Ausstieg aus Flugrettung bis 2010: Der ÖAMTC kündigt seine Verträge mit der Republik als Träger der Flugrettung. Bundesregierung(en) hätten bisher kein tragfähiges Finanzierungssystem für gemeinnützige Flugrettung schaffen können.

Nicht kostendeckend, ein Drittel unbezahlt: "Jeder dritte Einsatz der ÖAMTC-Notarzthubschrauber wird nicht bezahlt. Dazu kommt, dass der Großteil der restlichen Einsätze mit Tarifpauschalen abgegolten werden, die längst nicht mehr dem tatsächlichen Kostenaufwand entsprechen. Zusätzlich sieht sich der ÖAMTC mit stetig ansteigenden Kosten konfrontiert", bringt es Werner Kraus, Präsident des ÖAMTC, gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) auf den Punkt.
Trotz unzähliger Gespräche mit Behördenvertretern und Politikern aus Bund und Land ist es bis zum heutigen Tag nicht gelungen, für die neun Standorte, die der ÖAMTC im Jahr 2001 vom Innenministerium übernommen hat, eine befriedigende Finanzierungslösung zu finden.

Weiterer Betrieb bis Vertragsende 2010: Der ÖAMTC sieht sich deshalb gezwungen, seine Verträge mit der Republik Österreich aufzukündigen. Einzig die Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich und Burgenland haben die notwendige Finanzierungsgrundlage zur mittelfristigen Absicherung der Flugrettung in den jeweiligen Bundesländern geschaffen. "Selbstverständlich wird sich aber der ÖAMTC bis zum Vertragsende (31.12.2010) auch weiterhin als verlässlicher Partner präsentieren und die betroffenen Flugrettungsstandorte (Wien, Linz, Salzburg, Klagenfurt, Graz, Niederöblarn, Lienz, Nenzing und Innsbruck) vertragskonform betreiben", führt der Präsident aus.

Unabhängige Leitstellen fordern an: "Jedem Österreicher ist bewusst, dass er für eine erbrachte Dienstleistung (Wegkosten, Arbeitszeit und Material) ein festgelegtes Entgelt entrichten muss", sagt auch der Generalsekretär des ÖAMTC, Hans Peter Halouska. "Anders ist das jedoch bei der Dienstleistung, die der ÖAMTC im Auftrag der Republik erbringt." Tagtäglich bringen die ÖAMTC-Hubschrauber Notärzte, Flugrettungssanitäter und Bergrettungsleute zu Einsatzorten.
Patienten werden transportiert, in geeignete Kliniken geflogen, Verunglückte aus Bergnot gerettet, Vermisste gesucht - Menschenleben gerettet. "Nie, von flugtechnischen Gründen einmal abgesehen, trifft jedoch der ÖAMTC die Entscheidung, ob ein Notarzthubschrauber startet oder nicht. Diese Entscheidung trifft immer eine vom ÖAMTC unabhängige Leitstelle", erklärt Halouska.

Zum Teil endlose Streitereien um Vergütung: Monate später entscheidet dann die jeweils zuständige Krankenkasse, ob der Einsatz überhaupt gerechtfertigt war und daher auch bezahlt wird. "Ist das nicht der Fall, wurde zwar seitens des Clubs eine Dienstleistung erbracht, der ÖAMTC bleibt aber auf den Kosten sitzen und muss diese aus seinem Budget abdecken", beklagt der Generalsekretär.
Da der ÖAMTC aber weder in der Lage noch Willens ist, die Finanzierung eines Services, der an sich Aufgabe des öffentlichen Gesundheitswesens ist, auf Dauer in einem immer größeren Ausmaß zu subventionieren, wurden die bestehenden Verträge nun vorsorglich aufgekündigt.

Tür für Lösungen weiterhin offen: "Diese bereits heute ausgesprochene Kündigung gibt den politisch Verantwortlichen ausreichend Zeit, an einer adäquaten und nachhaltigen Lösung für die Zukunft zu arbeiten", führt der ÖAMTC-Generalsekretär weiter aus. "Schon ein Euro pro Jahr und Sozialversichertem, würde ein sozialverträgliches Flugrettungssystem auf Jahre absichern."
Die ÖAMTC-Flugretter sind bereit, ihr in den vergangenen 25 Jahren erworbenes Know-how zum Fortbestand einer sozial verträglichen Flugrettung in Österreich jederzeit einzubringen. Darunter versteht der Club, dass Notartzhubschraubereinsäzte für Patienten weiterhin unentgeltlich sind und die öffentliche Hand die Kosten der Flugrettungseinsätze vollständig trägt. "Selbstverständlich steht der ÖAMTC auch nach dem Jahr 2010 als Partner zur Verfügung, jedoch nur auf Basis einer gesicherten Finanzierung", betonen Kraus und Halouska unisono.

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