Bgld: Projekt -> Neues Branddienstausbildungszentrum in Eisenstadt
Geschrieben am: 2009-05-26 23:43:08

Eisenstadt (Bgld): Die Republik Österreich und die Republik Ungarn haben eine ca. 350 km lange gemeinsame Grenze, an der das Bundesland Burgenland sowie die Komitate Györ-Moson-Sopron und Vas liegen. Durch die Entwicklungen in der EU ist diese Region vom Randbereich in das zentrale Europa gerückt.

Feuerwehreinsätze verzehnfacht
„Die Zahl der Einsätze ist in den letzten 30 Jahren diesseits und jenseits der Grenze stark gestiegen. Im Burgenland haben sich die Einsätze in diesem Zeitraum verzehnfacht! Hauptverantwortlich für die Steigerung sind die Technischen Hilfeleistungen im Straßenverkehr, bei den Elementarereignissen und bei den Gefahrguttransporten. Im Bereich der Wald-, Flur- und Schilfbrände sind durch den Klimawandel ebenfalls Anzahl und Intensität der Brände zunehmend und starken Veränderungen unterworfen. Auch bei den Bauobjekten (z.B. bei Hotels, Wohn- und Krankenhäusern usw.) sind durch den wirtschaftlichen Aufschwung völlig neue Risken (Gebäudehöhen, Brandbelastung, Nutzung, usw.) abzudecken“ sagte Landesfeuerwehrkommandant Ing. Manfred Seidl im Rahmen der Projekteröffnungskonferenz am 26. Mai 2009.


Grenzüberschreitende Ausbildungsaktivitäten
Da Elementarereignisse, technische Katastrophen, Brände und Unfälle keine Grenzen kennen, nahmen dies der Landesfeuerwehrverband Burgenland und die Katastrophenschutzdirektion der Komitate Györ-Moson-Sopron bereits vor Jahren zum Anlass für gemeinsame, grenzüberschreitende Ausbildungsaktivitäten. So wurden in den letzten drei Jahren umfangreiche realitätsnahe Einsatzübungen im Bereich Györ, Sopron, Köszeg, Nickelsdorf, Rechnitz, Eisenstadt, Rust, Mörbisch und am ungarischen Teil des Neusiedler Sees gemeinsam geplant und durchgeführt. Ebenfalls wurden grenzüberschreitende Waldbrandübungen und Gefahrgutübungen abgehalten.

Darüber hinaus wird an der Landesfeuerwehrschule in Eisenstadt seit Jahren die gemeinsame und grenzüberschreitende Ausbildung und praktische Beübung von Atemschutzgeräteträgern in dem im Jahr 1975 errichteten Brandhaus samt begleitenden Übungseinrichtungen durchgeführt. Seit 2006 ist aus statischen Gründen das alte Brandhaus nur noch bedingt benützbar. Heißübungen dürfen überhaupt nicht mehr durchgeführt werden. In den Jahren 2007 und 2008 wurde in mehreren gemeinsamen Arbeitsgesprächen die Notwendigkeit des Neubaus eines Branddienstausbildungszentrums „BrandHÁZ“ sowie die Organisation der gemeinsamen Nutzung geplant.


Nicht unerwähnt soll bleiben, dass der Ausbau der Landesfeuerwehrschule Burgenland zum „Pannonischen Kompetenz-Zentrum“ in den Jahren 2002 und 2003 als „INTERREG III A AT-HU Projekt“ über das Regionalmanagement Burgenland gefördert wurde und wesentlich zur Intensivierung und Verbesserung der grenzüberschreitenden Ausbildung beiträgt. Stadtfeuerwehrkommandant Obstlt. Zsolt Csuka von der Berufsfeuerwehr Sopron lobte die grenzüberschreitende Kooperation. „Zweisprachige Ausbildungshilfen sollen die sprachliche Kommunikation verbessern und zukünftige gemeinsame Übungen erleichtern“.

Rechtsgrundlagen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Die Rechtsgrundlagen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sind in mehreren Abkommen und Vereinbarungen geregelt. Es sind dies:

- das Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Republik Ungarn, BGBl. Nr. 76 vom 15. Mai 1998 – Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Republik Ungarn über die gegenseitige Hilfeleistung bei Katastrophen oder schweren Unglücksfällen

- die Vereinbarung des Bundeslandes Burgenland und des Komitats Györ-Moson-Sopron vom 11. Dezember 2003 über die Zusammenarbeit bei Bränden und Unglücksfällen zwischen der Katastrophenschutzdirektion Györ-Moson-Sopron und dem Landesfeuerwehrverband Burgenland

- das Katastrophenhilfeabkommen vom 2. Mai 2008, abgeschlossen von der Freistadt Eisenstadt und der Stadt Sopron, betreffend die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Brand-, Unfall- und Katastrophenschutzes zwischen den verantwortlichen Stellen der Freistadt Eisenstadt und der Stadt Sopron.

Vorstellung des EU-Projektes „BrandHÁZ“
Dr. Csaba Horváth vom Technischen Büro der EU in Sopron, Ing. Alfred Schlögl von der Belig, Ing. Franz Weber von der Firma Tecman, OBR Ing. Mag. Josef Bader, Schulleiter der Landesfeuerwehrschule und ABI Helmut Holzbauer vom LFKDO Burgenland stellten das Programm zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeiten, die baulichen und technischen Komponenten des Brandhauses, die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten und die Finanzierung vor.

Neues Brandhaus
Diese Veränderungen verlangen auch eine neue Qualität der künftigen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Zuge einer qualifizierten Feuerwehrausbildung. Ein Kernstück dieser gemeinsamen Ausbildung wird das neu zu errichtende Branddienstausbildungszentrum „BrandHÁZ“, bestehend aus Brandübungshaus und Servicegebäude, in der Landesfeuerwehrschule in Eisenstadt werden. Für das gegenständliche Projekt „BrandHÁZ“ haben das Landesfeuerwehrkommando Burgenland (Lead-Partner) und die Berufsfeuerwehr der Stadt Sopron (Project-Partner) im Rahmen des Eu-Programmes „creating the future“ einen Partnerschaftsvertrag abgeschlossen und um Förderung angesucht. Die Katastophenschutzdirektion des Komitats Györ-Moson-Sopron ist Cooperations-Partner.


Das neue Branddienstausbildungszentrum „BrandHÁZ“ besteht aus zwei Objekten: dem eigentlichen „Brandhaus“ und dem „Servicegebäude“ und wird entsprechende Übungen gemäß den aktuellen Entwicklungen im Brandeinsatz ermöglichen. In Brand-Simulationsanlagen werden auszubildende Feuerwehrmitglieder das erste Mal mit realistischen Brandszenarien und Brandtemperaturen in Berührung kommen. Ebenfalls sollen sie dem Training erfahrener Atemschutzkräfte dienen. Dabei kann es im Zuge der Ausbildung auch zu gefährlichen Situationen kommen, welche aus Sicherheitsgründen ein schlagartiges Abbrechen des Brandes notwendig machen. Dies ist gegenwärtig nur mit gasbetriebenen Brandsimulationsanlagen möglich.

Das Objekt wird nach DIN-Norm 14097-1 (Brandübungsanlagen) ausgeführt und mit gasbetriebenen Brandsimulationsanlagen nach DIN-Norm 14097-2 (Gasbetriebene Darstellungsgeräte) betrieben werden, welche auch im Sinne eines optimierten Umweltschutzkonzeptes nur genau jene Brennstoffmenge sowie harmlosen Theaterrauch umsetzen, die zur Simulation des jeweiligen Ereignisses benötigt werden. Die dabei entstehende Schadstoffmenge pro Jahr ist geringer als beim Heizen eines Einfamilienhauses und es entstehen keine umweltgefährlichen Rückstandsprodukte. Die Sicherheit der Übenden sowie ihrer Ausrüstung ist bei Einhaltung dieser Normen weitestgehend sichergestellt. Auch ist die im Lehrgangsbetrieb notwendige laufende Reproduzierbarkeit von Einsatz-Szenarien einfach möglich. Errichtet wird dieses Übungsobjekt auf dem Areal der Landesfeuerwehrschule Burgenland in Eisenstadt. Es wird dabei ein Stahlbetongebäude mit Keller, Erdgeschoss, 1. und 2. Stockwerk und halbseitig ausgebautem Dachgeschoss errichtet.

Außenliegende Stahlbalkone und Stahlstiegen sollen zusätzlich die jederzeitige Überwachung durch Ausbilder, die bei Übungen der Festigungs- und Anwendungsstufe nicht mit den Übenden in den Brandraum vorgehen, gewährleisten. Moderne Wärmebildkameras in den Brandräumen zeigen die Situation in der Steuerzentrale und bei den Rettungstüren an und ermöglichen Ausbilderanweisungen zum richtigen Vorgehen sowie das Eingreifen im Notfall. Notaus-Taster bei allen Türen gewährleisten die sekundenschnelle Ansteuerung von Gas-Aus, Beleuchtung, Notentrauchung usw.

Brandstellen
• Autobrand im Keller
• Gasflaschenbrand im Keller
• Gaszählerbrand im Keller
• Verkaufspultbrand in einem Verkaufsraum im Erdgeschoss
• Zählerkastenbrand in einem Abstellraum im Erdgeschoss
• Küchenbrand (Fritteuse, Dunstabzug, Boden) in einer Küche im Erdgeschoss
• Flash Over in einem geeigneten Raum mit elektrischer Heißtüre im 1.Stockwerk
• Bettbrand in Schlafzimmer im 1.Stockwerk
• Zwischendeckenbrand im 2. Stockwerk
• Industriebrandstelle mit Gasflanschbrand auf Loggia im 2.Stockwerk

Servicegebäude:
In unmittelbarer Nähe zum geplanten gasbetriebenen Brandübungshaus ebenfalls am hangseitigen Rand des Übungsareals wird ein zugehöriges Servicegebäude, ebenfalls als Stahlbeton-Fertigbau errichtet werden. In zwei Geschossen sollen ein Steuerungstechnikraum samt den Bedienungs- und Über wachungseinrichtungen für den Brandhausbetrieb, ein Erste Hilfe Raum, ein Traineraufenthaltsraum, Garderoben- und Sanitärräume für die TeilnehmerInnen, zwei Übungsvor- und Übungsnachbereitungsräume gebaut werden. Ebenfalls soll ein Raum für die vorhandene Atemschutzkriechstrecke errichtet werden und der zugehörige Überwachungsstand erneuert werden. Ebenfalls soll ein Fitnesstestraum mit Endlosleiter und Endloslaufband samt Telemetrie-Einrichtungen eingerichtet werden.


Finanzierung
Die Kosten für das Projekt „BrandHÁZ” betragen Euro 2.766.667,98 und werden zu 85 % (Euro 2.351.667,78) von der Europäischen Union gefördert. Der Beitrag des Landes Burgenland an der Errichtung des Brandhauses beträgt Euro 395.020,79. Das Landesfeuerwehrkommando Burgenland und die Stadtgemeinde Sopron sichern zur Realisierung des Branddienstausbildungszentrums die Restfinanzierung. Der Bürgermeister der Stadt Sopron, Dr. Fodor Tamás betonte in seiner Ansprache, die Wichtigkeit der guten und umfassenden Ausbildung der Feuerwehrmitglieder, um der Bevölkerung in Notsituationen rasch helfen zu können.

„Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Feuerwehren bietet auf dem Gebiete des Katastrophenschutzes und Katastropheneinsatzes besonders in den großräumigen, grenzüberschreitenden Naturschutzgebieten wie z.B. am Neusiedler See, bei Gefahrguteinsätzen und bei Großbränden für Bevölkerung, Natur und Umwelt sehr große Vorteile“ so Dr. Fodor Tamàs. „Zunächst darf ich als Landeshauptmannstellvertreter und als Feuerwehrreferent ein Kompliment aussprechen. Die Errichtung des Brandhauses für die burgenländischen und ungarischen Feuerwehren des Komitats Györ-Moson-Sopron ist für viele grenzüberschreitende Projekte ein Vorzeigeprojekt“. In den 20 Jahren nach dem Fall des Eisernen Vorhanges hat sich sowohl auf der burgenländischen als auch auf der ungarischen Seite sehr viel bewegt. Österreich ist EU begetreten. Mit Hilfe der EU, der Bundes und der Kofinanzierung des Landes wurden in der Zwischenzeit rund 17.000 Projekte gefördert und umgesetzt.

„Von 1995 bis zum Jahr 2013 werden wir von der EU rund eine Millarde Euro an Förderungen für die verschiedensten Projekte erhalten haben“, so LH-Stv. Mag. Franz Steindl. „Ich freue mich sehr, dass das gemeinsame Projekt „Brandhaz“ des Landesfeuerwehrverbandes Burgenland und der Berufsfeuerwehr Sopron realisiert werden kann. Dies umso mehr, weil wir heute doch in wirtschaftlichen schwierigen Zeiten leben und es weil es manchmal schwierig ist, gute Ideen auch tatsächlich umzusetzen und die Finanzierung auf die Beine zu stellen“ so LH Hans Nießl. Der Eiserne Vorhang war für uns eine Grenze, die uns in unserer Entwicklung gehemmt hat. Die Grenzregionen waren früher die Bruchstelle zwischen zwei Machtblöcken, heute ist diese Region die Nahtstelle der Integration. Mit den Fördermitteln der EU und mit Landesmitteln werden zurzeit mehrere nachhaltige Projekte gefördert.

Wichtig dabei ist, dass die Bevölkerung erkennt, dass diese Projekte für ihre Sicherheit notwendig sind. „Gerade für die Fortbildung der Feuerwehrmitglieder ist es entscheidend, dass sie realitätsnah ausgebildet werden. Dieses Brandhaus bildet dafür die besten Voraussetzungen. Das Ziel der Freiwilligen Feuerwehren im Burgenland und der Berufsfeuerwehr in Ungarn ist gleich: gut ausgebildet Feuerwehrmitglieder zu haben, die rasch und effizient und unbürokratisch helfen könenn können“ führte LH Nießl weiter aus.

Landes-Feuerwehrverband Burgenland



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