Bgld: Schweres Rüstfahrzeug für die Oberpullendorfer Feuerwehr -> Reportage
Geschrieben am: 2011-01-17 19:04:16

Oberpullendorf (Bgld): Ein neues Schweres Rüstfahrzeug wurde Anfang 2011 in Oberpullendorf (mittleres Burgenland) in Betrieb genommen. Das Fahrzeug, gefertigt vom Vorarlberger Unternehmen Walser, ist damit das neueste und modernste schwere Rüstfahrzeug (SRF) im Burgenland und hat einige Raffinessen zu bieten.

Text: V Mag.(FH) Jacob Schumann, Bezirksfeuerwehrpressereferent des Bezirkes Oberpullendorf
BM Dietmar Rainer, Stadtfeuerwehr Oberpullendorf


Noch schneller, noch effizienter und noch professioneller können die Feuerwehrleute aus Oberpullendorf seit wenigen Tagen Menschen, die in Not geraten sind, helfen. Denn nach einer intensiven Planungs- und Verhandlungsphase konnte nun ein neues schweres Rüstfahrzeug (SRF) an die Stadtfeuerwehr Oberpullendorf ausgeliefert werden. Ausgestattet mit den neuesten Gerätschaften und Technologien ist dieses Fahrzeug nun das Jüngste und Modernste der insgesamt acht schweren Rüstfahrzeuge im Burgenland. Gefertigt wurde das neue SRF Oberpullendorf in der Vorarlberger Firma Walser, die damit ein neues Flaggschiff ihrer Feuerwehrflotte für den Praxisbetrieb übergeben konnte.

Ersatz für 26-Jahre alten Wagen
Seit März 1984 stand das alte SRF in Oberpullendorf im Einsatz und war mittlerweile in die Jahre gekommen. Zwar konnten Dank einer guten Wartung technisch keine gröberen Mängel festgestellt werden, die Ausrüstung entsprach jedoch lang nicht mehr den Anforderungen einer modernen Nächstenhilfeorganisation. Daher wurde ein Komitee mit Alt-Stadtfeuerwehrkommandant OBI Markus Perl, Gerätemeister BI Engelbert Pallesch, Zugskommandant BM Dietmar Rainer und Kassier HLM Walter Miletich gegründet. In enger Zusammenarbeit mit dem Landesfeuerwehrkommando Burgenland wurde ein Anforderungskatalog für ein neues schweres Rüstfahrzeug erarbeitet und am 6. Juli 2009 wurde eine europaweite Ausschreibung gestartet, bei der mehrere Feuerwehr-Fachfirmen Ihre Anbote einbringen konnten. Zahlreiche Firmen folgten der Einladung zur Anbotslegung und das Fachkomitee der Stadtfeuerwehr Oberpullendorf erstellte gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrkommando Burgenland eine Bewertungsmatrix, in der sowohl kaufmännische Aspekte, Qualitätsmerkmale aber auch Flexibilität des Anbotlegers berücksichtigt wurden. Schlussendlich fiel die Wahl auf das Vorarlberger Unternehmen Walser, dass sowohl durch Preis aber auch Qualität beeindrucken konnte und die Bewertung der Anbote daher anführte. Zudem sicherte das Unternehmen und der eigens für die Planung abgestellte Ingenieur Christian Matt von Anfang an zu, detailgenau auf die Bedürfnisse der Stadtfeuerwehr einzugehen und den neuen Feuerwehrwagen von der ersten Schraube an gemeinsam mit den Fachleuten der Stadtfeuerwehr Oberpullendorf zu planen, was auch zur vollsten Zufriedenheit des Fachkomitees der Stadtfeuerwehr Oberpullendorf geschah.


Dass die Qualität der Firma Walser stimmt, konnte nach Beendigung sämtlicher Arbeiten und einer ersten Erprobungsphase im Einsatzgebiet der Stadtfeuerwehr Oberpullendorf auch der Sachverständige im Landesfeuerwehrkommando Burgenland LM Ing. Gerald Klemenschitz feststellen. Er nahm das neue Einsatzfahrzeug am 25. November 2011 ab. Die Kosten von ca.600.000 Euro werden zwischen Land und der Stadtgemeinde Oberpullendorf aufgeteilt, wobei das Land aufgrund des Einsatzgebietes dieses Fahrzeuges 80 Prozent des Kaufpreises übernimmt. Das SRF Oberpullendorf gelangt nämlich nicht nur in Oberpullendorf zum Einsatz, sondern im gesamten Bezirk Oberpullendorf. Ebenso kann es aber auch in Nachbarbezirke, benachbarte Bundesländer oder gar das nahe Ausland entsendet werden, wenn im Rahmen des Katastrophenhilfsdienstgesetzes die Hilfe der Florianijünger aus Oberpullendorf und die Gerätschaften der Stützpunktfeuerwehr Oberpullendorf gefordert sein sollten.


440 PS und Palfinger-Kran sorgen für neue Einsatzstärke
Bei der Wahl des Fahrgestelles wurde auf moderne und zukunftsträchtige Technologie gesetzt. Die Firma MAN konnte mit dem TGS 18/440 ein solches Gerät bieten. Der 18-Tonner beherbergt 440 PS unter der Haube und verfügt über ein manuelles acht-Gang-Schaltgetriebe. Eine Rückfahrkamera sorgt auch im Retourgang für die nötige Sicherheit. Die Besatzung bei diesem Wagen beträgt 1:1.
Schwere Lasten können ohne große Probleme dank eines Palfinger 18002C Krans gehoben werden. Die vierfache Abstützung sorgt für die notwendige Standfestigkeit des Fahrzeuges auch bei schweren Lasten, dank der Fernsteuerung kann sich der Maschinist des Fahrzeuges frei bewegen und der so gewonnene direkte Blickkontakt auch in verwinkelten Situationen ist ein Plus an Sicherheit. Um sämtliche Feuerwehreinsätze bewältigen zu können, ist der Kran mit einem modularen System ausgestattet und kann multifunktionell eingesetzt werden. Dazu stehen ein Rotator, ein Schalengreifer, ein Holzgreifer z.B. zur Entfernung von Verklausungen, ein Hebekreuz für Fahrzeugbergungen und ein Arbeitskorb beispielsweise für Baumschnitte zur Verfügung. Ebenfalls von der Firma Walser wurde ein Anhänger angefertigt, auf dem die unterschiedlichen Kran-Module Platz finden und jederzeit mitgeführt werden können. Im Falle eines Verkehrsunfalles kann dieser Anhänger gleichzeitig aber auch als Abschleppanhänger für Pkw-Wracks verwendet werden.


Von der Winde bis zum Rettungssatz – nur modernste Technik im Einsatz
Bei Fahrzeugbergungen kann neben dem Kran auch die Winde eingesetzt werden. Diese stammt von der Firma Rotzler und ist für 8 Tonnen ausgelegt und mit der Treibmatik Technologie ausgestattet. Wenn man die mögliche Entfernung von 55 Meter nicht voll ausnutzt und beispielsweise Umlenkrollen zwischenschaltet, kann diese Zugkraft jedoch weiter erhöht werden. Weiters befindet sich zusätzlich ein 3,2 Tonnen Greifzug mit der Möglichkeit einer Freilandverankerung im Geräteraum des SRF Oberpullendorf. Zur Absicherung der Einsatzstelle befindet sich im Heck des Fahrzeuges eine moderne Verkehrsleiteinrichtung. Dank der 4x1000 Watt Scheinwerferanlage am Dach des Wagens sowie der Umfeldbeleuchtung kann auch in der Nacht rasch und gezielt geholfen werden. Der Lichtmast ist zudem dreh- und schwenkbar und wird vom eingebauten 40kVA Stromgenerator versorgt. Sollte auch das nicht reichen, befinden sich zwei weitere Halogenfluter mit je 1.000 Watt inklusive Stativ an Bord des neuen Fahrzeuges. Bei der Geräteraumbeleuchtung sowie beim Blaulicht- und Abstützsystem des Wagens kam die stromsparende LED Technologie zum Einsatz.
Auch für den Brandschutz bei Autounfällen ist gesorgt. Neben Handfeuerlöschern befindet sich eine Oertzen UHPS Pumpe im Fahrzeug, sowie ein 200 Liter Wassertank mit Schaumzumischung und Schnellangriffseinrichtung. Weiters wurde darauf geachtet, dass bei einer Menschenrettung alle benötigten Geräte gleich griffbereit in einem Bereich sind, sodass man keine unnötigen Wege zurücklegen muss.
Mit der Luftschnellangriffseinrichtung können Hebekissen innerhalb weniger Minuten bedient werden und so beispielsweise Fahrzeuge gesichert oder Lasten gehoben werden. Neben Hochdruckhebekissen verfügt die Stadtfeuerwehr Oberpullendorf auch über Niederdruckkissen. Öl- und andere Betriebsflüssigkeiten können mit den Leckdichtkissen und Leckdichtlanzensatz aufgefangen bzw. gestoppt werden. Diese sind zudem Säure- und Laugenbeständig. Im Falle von Unfällen mit gefährlichen Stoffen befindet sich zudem ein Erstmaßnahmeset für gefährliche Stoffe in den Geräteräumen des Rüstfahrzeuges, des weiteren ist ein spezieller Auffangbehälter für gefährliche Stoffe und eine spezielle Pumpe, mit der zahlreiche gefährliche Stoffe umgepumpt werden können, immer mit dabei.


Ein Herzstück des Fahrzeuges ist die Rettungseinrichtung der Firma Holmatro, die in dieser Form und Kombination erstmals im Burgenland zum Einsatz kommt. Eine wesentliche Neuerung dabei ist das Holmatro Core System, ein Einschlauchsystem, welches für mehr Sicherheit am „Arbeitsplatz“ sorgt. Weiters waren die Handhabung und die Leistung der Geräte ausschlaggebend für den Kauf der Holmatrogeräte. Das Holmatro Sortiment des SRF Oberpullendorf umfasst zwei Lastenheber mit 10/12to, einen Lastenheber 50to, einen Türöffner, Schere und Spreizer, Rettungs- und Keilzylinder und einem Pedalschneider sowie einer zusätzlichen Schlauchverlängerung. Angetrieben werden diese Systeme von einer Holmatro Handpumpe bzw. der Hydraulikpumpe DPU60DC, bei welcher 2 Geräte gleichzeitig betrieben werden können und nicht mehr wie bisher zwischen den beiden Geräten umgeschaltet werden muss. Weiters verfügen die Hydraulikgeräte über Schnellströmventile, welches ein rasches Öffnen und Schließen ohne Last ermöglicht.


Neu für die Stadtfeuerwehr Oberpullendorf ist ebenso das Stabfast Abstützsystem zur Absicherung von Fahrzeugen in Schieflage sowie ein sogenanntes Hooligan-Tool. Damit können Blechoberflächen schnell und einfach aufgerissen bzw. Verbundglasscheiben durchtrennt werden und so ist eine noch schnellere Menschenrettung möglich. Eine weitere Neuheit ist der Plasmaschneider mit all seinen verschieden Anwendungsmöglichkeiten und Einsatzbereiche.
Für den Hochwassereinsatz befinden sich zwei Mast-Schmutzwasserpumpen mit entsprechendem Schlauchmaterial im neuen schweren Rüstfahrzeug der Stadtgemeinde Oberpullendorf. Und ein Gasmessgerät vervollständigt die Spezialausrüstung und sichert eine Hilfe in nahezu jeder Situation.


Mit Umlenkrollen, Schäkel, einer Schlagbohrmaschine, diversem Handwerkzeug und einem Werkzeugkoffer, einer Rettungssäge, Trennschleifer, Handscheinwerfer, Kanalabdeckung, Elektrosicherungssatz, Kabeltrommeln, Verteiler und Verlängerungen, diversen Absperrmaterialien, Motorkettensäge mit Schnittschutzhose und Helm, Notrettungsset mit Absturzsicherung mit diversen Leinen, diversen Ketten, Rundschlingen und Hebebändern, einem Airbag-Rückhaltesystem, Wathosen, einer Strickleiter, diversem Pölzmaterial und Unterlagshölzern sowie Radklammern wird schlussendlich die umfassende Ausrüstung des schweren Rüstfahrzeuges komplettiert.

Investition in die Zukunft
Damit die neue Technologie auch in Zukunft nicht Halt vor Oberpullendorf macht, ist im neuen SRF Oberpullendorf bereits alles für den Einbau eines Digitalfunkgerätes vorgesehen, sodass bei einer Entscheidung für ein Digital Funktsystem seitens des Landeskommandos nur noch das Gerät angeschafft werden muss. Zusätzlich sorgen ein analoges Motorola Einbaufunkgerät sowie zwei Motorola Handfunkgeräte für die Kommunikation am Einsatzort und mit der Landessicherheitszentrale Burgenland.


Dank des im Fahrzeug integrierten GPS-Buddy-Systems können zudem live im Internet die Standortdaten des Fahrzeuges jederzeit abgefragt werden und im Falle eines Einsatzes in unübersichtlichen Gebiet können nachalarmierte Einsatzkräfte so zielgenau zur Einsatzstelle gelotst werden.

Freiw. Feuerwehr der Stadt Oberpullendorf



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