Oö: Multifunktionelles Kommandofahrzeug der FF Kremsmünster
Geschrieben am: 2006-09-20 12:05:07

Kremsmünster (Oö): Ein Jahr planten Mitglieder der Freiw. Feuerwehr Kremsmünster an ihrem neuen Kommandofahrzeug. Ende 2005 wurde das Ergebnis - ein multifunktionelles Einsatzfahrzeug - in den Dienst der Feuerwehr gestellt.

Von Andreas Gegenleitner Andreas und Peter Hofer


Am 3. Dezember 2005 war es endlich so weit: Nach einer einjährigen Planungs- und Aufbauphase konnte die Freiwilligen Feuerwehr Kremsmünster das neue Kommandofahrzeug in den Dienst stellen.


Lösung der Platzprobleme
Aufgrund von erheblichen Platzproblemen im alten Fahrzeug (ein VW Syncro), wurde ein Mercedes Sprinter 316 Cdi mit zuschaltbarem Allradantrieb und Hochdach von der Fa. Rosenbauer gemeinsam mit der Fa. Zehetner in Neidling (Nö) aufgebaut. Als Motorisierung wurde ein 158 PS starkes Dieselaggregat mit 2,7 Liter Hubraum und 5-Gang-Schaltgetriebe gewählt. Die Tageslichtautomatik lässt niemand auf die vorgeschriebene Beleuchtung auch am Tag vergessen. Und mit der Zentralfernbedienung ist es schnell und einfach zu schließen und zu öffnen.

Zwei Fahrzeugbereiche
Das Fahrzeug wurde in zwei Bereiche aufgeteilt: Zum einen der Mannschaftsraum und zum anderen im hinteren Bereich ein Geräteraum, der durch eine Trennwand abgeteilt wurde. Der Mannschaftsraum bietet vier Sitzplätze inkl. Fahrer, davon können zwei als Hauptarbeitsplätze sowie der Beifahrersitz, welcher als Drehsitz ausgeführt wurde, als weiterer Arbeitsplatz genutzt werden. Für diesen Arbeitsplatz besteht eine ausfahrbare Arbeitsfläche als Schreibunterlage zur Verfügung. Die beiden Hauptarbeitsplätze sind ebenfalls als Drehsitze ausgeführt und für gewöhnlich in Fahrtrichtung positioniert und fixiert.


Eine Markise bietet Schutz vor Wind und Wetter. In Verbindung mit einem Tisch sowie einer Sitzgarnitur wird somit auch ein Wetterschutz für Einsatzbesprechungen etc. geboten.

Sitze fahr- & einsatztauglich
Bei Benutzung im Einsatz sind die Sitze 360° drehbar. Alle Sitzmöglichkeiten sind mit Sicherheitsgurten ausgerüstet und können somit auch während der Anfahrt bereits genutzt werden. Es wurde sehr viel Wert darauf gelegt, dass sich keine Sitzmöglichkeiten im Fahrzeug befinden, die nicht auch während der Fahrt genutzt werden können. Erfahrungsgemäß würden diese trotz Verbot genutzt werden.
In den Schreibtischladen befinden sich diverse Schreibmaterialien, Einsatzmittel für den Lotsen- und Nachrichtendienst, Telefonbücher, Gefahrengutunterlagen und weitere Einsatzhilfsmittel. Dazu gehören z.B. Generalschlüssel für verschiedene Objekte, welche nicht mit einer Brandmeldeanlage bzw. einem Schlüsseltresor ausgestattet sind.
Mit dem im Armaturenbrett montierten 12 Volt Scheinwerfer kann der Standort der Einsatzleitung bei Dunkelheit kurz kontrolliert bzw. die Einsatzadresse (Hausnummern) schnell beleuchtet werden.

Stromversorgung
Das Fahrzeug ist mit einem zentralen Hauptschalter ausgeführt. Über diesen wird das gesamte Fahrzeug spannungslos geschaltet. Lediglich die Ladungen sowie Geräte, bei denen eine längere Spannungsabschaltung zu Störungen (Memoryeffekt bei Akkus) bzw. Fehlermeldungen führen, werden dabei nicht abgeschaltet. Um jedoch bei längeren Stillständen ohne Spannungsversorgung die Batterien nicht zu entleeren, wurde ein weiterer „Hauptschalter“ eingebaut, der auch diese Geräte dann abschaltet.

Kommunikation
Zur technischen Ausstattung zählen zwei Fahrzeugfunkgeräte mit den erforderlichen Kanälen. Diese werden über den Hauptschalter geschaltet und können auch mit einem drahtgebundenen Headset betrieben werden. Für ein Funkgerät wurde eine zweite Sprechstelle im Fondbereich eingebaut. Somit kann auch vom dritten Arbeitsplatz aus gefunkt werden.
Um auch abseits des Funks erreichbar zu sein oder weitere Alarmierungen durchführen zu können, wurde die bestehende SIM-Karte eines Handys in eine Telefonanlage eingebaut. An diese Anlage wurde ein fix montiertes Telefon, drei Schnurlostelefone und ein Fax Gerät (Kombinationsgerät Fax, Drucker, Scanner und Kopierer) angeschlossen.


Der mit allen erforderlichen Kommunikationsmitteln ausgestattete Arbeitsplatz im Kommandofahrzeug der Feuerwehr Kremsmünster.

Um sicherzustellen, dass das Fahrzeug auch per Telefon im Einsatz ständig erreichbar ist, wurde ein Fixtelefon eingebaut. Die Schnurlostelefone wurden so programmiert, dass nur eines bei einem externen Anruf läutet. Die beiden anderen Geräte – bestimmt für den Melder des Einsatzleiters sowie für Einsatzabschnitte – können „intern“ telefonieren aber auch externe Rufe tätigen, werden jedoch bei einem externen Anruf nicht angesteuert, um diese Personen nicht zusätzlich zu belasten. Von allen Telefonen können die Rufe untereinander verbunden werden.

Laptop
Mit dem Laptop inklusive Dockingstation können diverse Protokolle, Kurzein-satzberichte, Brandschutzpläne geschrieben bzw. angesehen und sofort ausgedruckt werden. Das Gerät ist ebenfalls mit der Telefonanlage verbunden und somit besteht die Möglichkeit, sich ins Internet einzuwählen. Es wurde absichtlich die Variante „Laptop“ gewählt, da dieser auch bei Nachbesprechungen genutzt und die aufgenommenen Fotos oder Videos im Besprechungsraum mittels Beamer präsentiert werden können. Um einen Schaden der Festplatte zu verhindern, wird das Gerät nur im Stillstand des Fahrzeuges betrieben.


Neben dem Blaulichtbalken am Heck befindet sich dort auch eine Verkehrsleiteinrichtung.

Sprachaufzeichnung im Einsatzfall
Bereits im alten Fahrzeug hat sich die Sprachaufzeichnung bewährt. Darum wurde wieder nach einer Variante gesucht, diese digital aufzuzeichnen. Diese wird automatisch beim Aktivieren des Blaulichtes gestartet und speichert alle Gespräche im Fahrzeuginneren auf. Das Aufzeichnungsformat ist eine MP3 Datei und kann auf dem Laptop übertragen, dort abgespielt und abgespeichert werden. Die Speicherkapazität beträgt 20 GB. Somit liegt die Aufzeichnungsdauer bei mehr als 50 Stunden. Das Gerät läuft auch weiter, wenn das Blaulicht dann vor Ort abgeschaltet wird und muss extra abgeschaltet werden. Dabei kann dann entschieden werden, ob die Datei gespeichert wird oder nicht.

Kombination TV-Video
Die vorhandene TV - Video Kombination wurde wieder in den Mannschaftsraum eingebaut und ermöglicht die Anzeige der Bildübertragung der Wärmebildkamera sowie eine gleichzeitige Aufnahme. Dies ermöglicht der Einsatzleitung ebenfalls einen Überblick über das Einsatzgeschehen im Gefahrenbereich und stellt somit eine Erleichterung zur Entscheidung von weiteren Einsatzmaßnahmen dar. Eingesetzt wird eine Bullard Thermal Imager Kamera, welche mit Funk-Fernübertragung ausgerüstet ist. Diese Kamera wurde bereits vor einigen Jahren in den Dienst gestellt und hat sich bereits bei vielen Einsätzen bewehrt.

Schutz vor Wind- und Wetter
Für längere Einsätze bzw. Großeinsätze ist das Fahrzeug mit einer Markise mit Seitenteilen ausgestattet. Diese kann schnell aufgebaut werden und bieten guten Schutz gegen Regen, Sonne und Wind. Dabei kommen auch der Tisch sowie die Sitzgarnitur zum Einsatz. Dort können Einsatzpläne oder auch Modelle von Firmen aufgebaut werden. Für die Wintereinsätze ist eine Standheizung sowie für warme Witterung eine Klimaanlage eingebaut.

CAN-Bus-Steuerung
Zur Steuerung der Warneinrichtungen kommt eine neue CAN-Bus gesteuerte Anlage geliefert von der Fa. Tritec zum Einsatz. Mit dieser ist es möglich, die Blitzlichtanlage, das Rotlicht, die Verkehrsleiteinrichtung, die Innenbeleuchtung sowie die Umfeldbeleuchtung zu steuern.


Am Dach wurden jeweils vorne und hinten, neu auf dem Markt befindliche Blitzlichtbalken montiert. Hinten wurde eine doppelstöckige Variante gewählt. Darin befindet sich auf einer Seite das blaue Blitzlicht, auf der anderen Seite das Rote Blitzlicht zur Kennzeichnung der Einsatzleitstelle. In der unteren Etage wurde die Umfeldbeleuchtung zur Seite und nach hinten sowie eine Verkehrsleiteinrichtung eingebaut. Im Fahrzeuggrill werden LED Blitzer als „Bahnräumer“ eingesetzt. Um die Bevölkerung bzw. allzu neugierige Schaulustige zu informieren, kann die Lautsprecheranlage – mit jeweils zwei 100 Watt starken Lautsprechern in den Blitzlichtbalken integriert, welche nach vorne und hinten gerichtet sind – mittels Handmikrofon oder einem Funkmikrofon eingesetzt werden. Funk oder Radio können ebenfalls aufgeschaltet werden.

Spannungsversorgung
Als Unterstützung für die Umfeldbeleuchtung kommt ein Leuchtballon mit 1.000 Watt zum Einsatz. Mit diesem Leuchtmittel ist es möglich, ein blend- und schattenfreies Licht zu schaffen.
Die Spannungsversorgung wird mit zwei Batterien sichergestellt. Batterie 1 (Fahrzeugbatterie) wird nur für die Standardausrüstung wie Licht, Standheizung, Klimaanlage des Fahrzeuges verwendet. Für die Einsatzgeräte wurde eine zweite Batterie verbaut. Diese ist bei laufendem Motor mit der Fahrzeugbatterie verbunden und wird geladen. Im Einsatzfall kommt das mitgeführte 1,5 kVA Stromaggregat zum Tragen. Damit werden über die externe 230 Volt Campingladesteckdose die 230V Geräte direkt betrieben und die beiden Batterien über ein Doppelladegerät geladen. Um die 230V Versorgung auch ohne Fremdeinspeisung sicherzustellen, ist ein Spannungswandler von 12V Gleichspannung auf 230V Wechselspannung verbaut. Um zu vermeiden, dass die Batterien von den Einsatzgeräten geleert werden, ist eine Sicherheitsschaltung zur Abschaltung bei Unterspannung eingebaut. Damit ist ein ständiges Starten des Fahrzeuges gewährleistet. Im Feuerwehrhaus werden die beiden Batterien über das System Pölz versorgt.


Der hintere Bereich des Fahrzeuges wurde als Geräteraum eingerichtet. Neben Beleuchtungs- und Absperrmaterial befindet sich darin auch ein Notstromaggregat mit 1,5 kVA Leistung.

Zur Erkundung für den Einsatzleiter sind im Arbeitsbereich das Handfunkgerät, Schlüssel, Scheinwerfer, Life - Jackett und der Einsatzleiterumhang griffbereit verstaut. Zur Dokumentation wird eine digitale Videokamera sowie ein digitaler Fotoapparat mitgeführt. Diverse Einsatzunterlagen und Kartenmaterial runden die Ausrüstung ab.
Auch bei der Beschriftung des Fahrzeuges wurde ein neuer Weg eingeschlagen: Dieses Design wird zukünftig den Fuhrpark von Kremsmünster zieren. Beklebt wurde das in RAL 3000 lackierte Fahrzeug mit reflektierender Straßenzugelassener 3M-Folie.
Die Finanzierung wurde großteils von Unternehmen aus Kremsmünster und aus Eigenleistung der FF Kremsmünster bzw. aus Sammelgeldern durch die Bevölkerung von Kremsmünster geleistet.

Im Geräteraum
Stromaggregat 1,5 kVA,
2 Reservekanister Benzin/Diesel à 15 l, 2 Kabeltrommeln 230V à 25m, Wärmebildkamera inkl. Funkübertragung, Megaphon, Tisch mit zwei Bänken, Stativ, Leuchtballon, zwei Feuerlöscher, Notarztkoffer, Sanitätsausrüstung, Werkzeugkiste, Seitenteile für Markise, Stehleiter, Absperr- und Lotsenausrüstung (1 Mann).

Freiw. Feuerwehr Kremsmünster



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