24 Stunden - Einsatzleiterseminar der Feuerwehr Perg

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24 Stunden - Einsatzleiterseminar der Feuerwehr Perg

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Die Feuerwehr Perg hat am 6. und 7. März 2004 einen völlig neue Weg in der Ausbildung der Führungsmannschaft eingeschlagen. Bei einer 24-Stunden andauernden Großübung wurde die Zusammenarbeit zwischen den örtlichen Einsatzorganisationen Feuerwehr, Rotes Kreuz und Gendarmerie in vier unterschiedlichen Einsatzszenarien auf den Prüfstand gestellt.

Die Seminargestalter Peter Breuer und Ing. Raphael Gruber versuchten dabei nicht nur möglichst realgetreue Einsätze zu gestalten, sondern versuchten auch, im Anschluss an diese Einsätze, Nachbesprechungen durchzuführen, bei der das taktische Vorgehen aller beteiligten Organisationen im Detail beleuchtet und Verbesserungsvorschläge gemeinsam erarbeitet wurden. Diese Form der Einsatz- und Übungsaufarbeitung ist im Feuerwehrdienst zwar schon seit mehreren Jahren üblich – äußerst interessant war es allerdings, dieselbe Schadenslage aber auch einmal aus Sicht des Notarztes oder der Gendarmerie zu hören und zu betrachten.

Generell stand die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte im Vordergrund dieses, am Samstag um 13:00 Uhr gestarteten und bis Sonntag Mittag dauernden Intensivprojektes. Externe Übungsbeobachter wie der neu gewählte Bez.Kdt. Josef Lindner, der Postenkommandant des Gendarmeriepostens Perg, Josef Hiesböck und allen voran unser Kommandant Franz Poscher und der Kommandant der Betriebsfeuerwehr Chemiepark Linz, Gerhard Cejka, analysierten und kommentierten das taktische und planvolle Vorgehen der Einsatzkräfte.

Dazwischen fanden jedoch auch mehrere Einheiten im Lehrsaal statt, in denen die eben genannte Einsatztaktik in der Theorie gelehrt wurde. Daneben hatte jede Einsatzorganisation aber auch die Möglichkeit, Wünsche und Verbesserungsvorschläge für den Einsatzalltag an die jeweils anderen zu richten

Kommandant Hiesböck lobte dabei die seit Jahren nicht nur das kameradschaftliche sondern mittlerweile freundschaftlichen Zusammenwirken von Gendarmerie und Feuerwehr und wünschte sich auch hinkünftig eine kameradschaftliche und klare Sprache am Einsatzort. Bezirkskommandant Lindner bezeichnete das Projekt der Feuerwehr Perg als äußerst hochwertig und richtungsweisend für weitere Aktivitäten in OÖ. Kommandant Franz Poscher (Feuerwehr Perg) wies auf Mängel in der Alarmierungsschiene und Gefahren bei der Zufahrt und der Absperrung von Einsatzstellen und Egon Leitner (Rotes Kreuz) auf Verbesserungen in der Kommunikation zwischen den Einsatzkräften hin.
An den jeweiligen Übungs-Einsatzorten konnten diese Anliegen erstmals bewusst beobachtet werden und die ständig wechselnden Einsatzleiter und Fahrzeugkommandanten konnten in der Folge auch die im Lehrsaal vorgetragenen, taktischen Maßnahmen in der Praxis umsetzen.

Folgende Szenarien wurden beübt:

  • Wohnungsbrand mit einer verletzten und einer vermissten Person. Dabei galt es zudem, eine verborgene Gasflasche zu finden.

  • Horrorszenario Verkehrsunfall: In Folge eines riskanten Überholmanövers kommt es auf der Naarntal-Landesstraße im Bereich „Kuchlmühle“ zu einem folgenschweren Verkehrsunfall. Dabei steht ein PKW im Vollbrand, der Lenker wird dabei aus dem Fahrzeug geschleudert und erleidet schwere Brandverletzungen. Der Lenker eines mit Gefahrstoffen beladenen Lkws wird ebenfalls aus dem Fahrzeug geschleudert und unter dem umgekippten Fahrzeug eingeklemmt. Seine nur leicht verletzte Beifahrerin befindet sich noch im Fahrzeug. Das dritte am Unfallgeschehen beteiligte Fahrzeug stürzt über eine steil abfallende Böschung in den Naarnfluss, der Lenker mit schweren Beinverletzungen im Fahrzeug eingeklemmt.

  • Sondereinlage während der Nachtstunden: Gerade als die Mannschaft nach einem harten Einsatztag versucht, etwas Ruhe zu finden, schrillen die Alarmsirenen ein weiteres Mal. Pünktlich um 02:00 lautet der Einsatzauftrag ein weiteres Mal: Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person. Wieder liegt ein Fahrzeug im schwer zugänglichen Gelände mitten im Wald auf dem Dach und der Lenker muss aus seiner misslichen Lage gerettet werden – der Einsatz zeigt allen Beteiligten deren physischen, vor allem aber auch deren psychische Grenzen auf.

  • Die abschließende Einsatzsimulation lautete: Forstunfall – natürlich wieder in einem steil abfallenden Waldstück, bei dem einem Forstarbeiter bei der Arbeit mit der Motorsäge beide Beine abgetrennt wurden.

Bemerkenswert am Übungsverlauf war vor allem die sich von Übung zu Übung steigernde Kooperation und die Anwendung der zuvor gemeinsam erarbeiteten Verbesserungen. Die bis ins kleinste Detail präparierten und beinahe filmreif geschminkten Statisten gaben dem Einsatzgeschehen den nötigen realistischen Rahmen, der den beteiligten Einsatzkräfte alles abverlangte.
Trotzdem war die Begeisterung der Teilnehmer über den professionellen Verlauf des Einsatzleiterseminars bis zum Abschluss ungebrochen und ließ generell den Ruf verlauten, auch hinkünftig wieder diesbezügliche, gemeinsame Aktivitäten zu veranstalten. Denn nur durch gemeinsame Übungen, die auf professioneller Vorbereitung und Ausbildung basieren, kann ein auf freiwilliger Arbeit aufbauendes Sicherheitssystem für unsere Bevölkerung auch hinkünftig sichergestellt werden.




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