Intern. Großübung 2004 - Eudrex in Niederösterreich

Annahme war ein Erdbeben im fiktiven Staat Tritolien, welches ein Zugsunglück mit einem Personenzug sowie einem Gefahrgut-Kesselwaggon hervorgerufen hat. An zwei weiteren Schadensszenarien in zusammengestürzten Gebäuden erwarteten die Einsatzkräfte atomare und biogene Gefahren.

In den Abendstunden wurden die örtlichen Kräfte von einer nationalen Feuerwehreinheit, CRAFT Austria, und Einsatzkräften aus etlichen Ländern Europas abgelöst. Diese Hilfskräfte haben am 19. und am 20. Oktober 2004 die gleichen Schadensszenarien als Einsatzübung abzuarbeiten. CRAFT Austria setzt sich aus Feuerwehreinheiten nahezu aller Bundesländer Österreichs zusammen, die von einer Gruppe der Johanniter Unfallhilfe medizinisch unterstützt wird.
Aufgrund der Alarmierung sind dies hauptsächlich Rettungs- und Bergeeinheiten, Strahlen- und Gefahrgutspürtrupps sowie die dazu unbedingt erforderlichen Dekontamtionseinheiten und einem Kommando- und Versorgungszug.



Gegen 23.00 Uhr erhielt Craft Austria den ersten Einsatzauftrag. Die Erkundung durch die ersten Messtrupps zeigte folgendes Schadenssbild: Aufgrund des Bebens stießen ein Personen- sowie ein Güterzug zusammen. Letzterer transportierte unter anderem mehrere Kesselwaggons mit gefährlichen Gütern (Gefahrennummer: X88, Stoffnummer: 1368 - Thionylchlorid, stark ätzend, reagiert gefährlich mit Wasser).

Mehrerer Personen wurden dabei verletzt und mit den Chemikalien kontaminiert. Atemschutztrupps führten unter Verwendung der Schutzstufe II die erforderlichen Sicherungs- und Rettungsmaßnahmen durch. Zuvor wurde bei einem der Waggons eine Leckage provisorisch abgedichtet.



Nach der unverzüglichen Alarmierung weiterer Kräfte führten diese die Versorgung der verletzten bzw. kontaminierten Personen durch. Diese wurden mit realistischen Verletzungsbildern versehen und mussten von den Rettungskräften entsprechend erstbehandelt werden. Für die Spürtrupps der Feuerwehren stellte die Rettung dieser Betroffenen eine hohe Belastung dar, da einige von ihnen von den Kesselwaggons geborgen werden mussten.

Es wurde großes Augenmerk auf die ordnungsgemäße Dekontaminierung der in der Gefahrenzone aufgefunden Verletzten sowie der eingesetzten Trupps gelegt. Die Umgebung der Unfallstelle sowie die gesamte Zugsgarnitur musste auch nach weiteren Verletzten abgesucht werden. Für diesen Zweck wurden auch Wärmebildkameras eingesetzt, um auf diese Weise Menschen leichter auffinden zu können.
Gegen 03.00 Uhr früh konnte die 43 Mann starke Feuerwehr-Einheit schlussendlich wieder in ihr ebenfalls am Abend in der Kaserne Großmittel aufgebautes Lager einrücken.
Die gesamte Übung wurde und wird von internationalen 'Schiedsrichtern' bewertet und von Film-Teams aufgezeichnet. Erste Übungskritiken stellten der Craft Austria ein gutes Zeugnis aus.


Tag 2 und 3

Hier standen die Kräfte zwischen ca. 11.30 Uhr und 15.00 Uhr im Einsatz. Nach einer Ruhephase, die den Einsatzkräften die Möglichkeit gab, den fehlenden Schlaf aus der Vornacht nachzuholen.



Gegen 20.00 Uhr erging sodann der nächste Auftrag an die Einheit. Im Tritolwerk warteten zwei Schadensstellen auf die Kräfte: Während ein Teil der Einheit Menschen aus einem eingestürzten Gebäude zu retten hatte, war der zweite Teil bei einer rund 20 Meter tiefen Zisterne gefordert: Nach dem 'Erdbeben' wurde ein Arbeiter verletzt und Ammoniak ausgetreten.



Auch hier stand Craft Austria wieder bis tief in die Nacht hinein im Einsatz und die Kräfte rückten erst wieder in der Zeitspanne zwischen 00.00 Uhr und 01.30 Uhr in ihr Lager in der Kaserne ein. Für zwei Kräfte aus Kärnten waren beide Nächte noch kürzer als für die anderen, sie mussten jeweils gegen 03.00 Uhr, 04.00 Uhr früh ausrücken, um ausländische Einheiten mit benötigtem Nutzwasser zu versorgen.



Gegen 09.15 Uhr des 20. Oktober 2004 rückte das Team nach der ersten Lagebesprechung auf das Truppenübungsgelände Blumau aus. Dort wurde angenommen, dass beim Erdbeben ein Biolabor teilweise eingestürzt war, Menschen verletzt und eingeklemmt sowie mit freigewordenen biogenen Stoffen kontaminiert worden sind. Aufgrund der hohen Anzahl an verletzten und eingeschlossenen Personen zog sich dieser Einsatz bis in die Nachmittagsstunden gegen 15.00 Uhr hin.



Gegen Mittag dann die Probe der extremen Belastbarkeit auf die Einheit. Während obiger Einsatz auf Hochtouren lief, erhielt Craft Austria von der Übungsleitung die Anfrage auf dringend benötigte Kräfte bei einem Zugsunglück und nach freien Einheiten. Der Feuerwehr entsprechend konnte auch hier entsprechend improvisiert werden und die im laufenden Einsatz nicht obligat erforderliche Deko-Einheit abgezogen werden.



Sie übernahm am Ort des Zugsunglücks für vielen prominenten Zuschauern und ausländischen Gästen die Leitung des Einsatzes und konnte die Schadensstelle in enger Zusammenarbeit mit ausländischen Einsatzeinheiten sowie dem Bundesheer abarbeiten. Craft-Austria hatte somit mit ihren 43 Mann zwei Einsätze gleichzeitig bewerkstelligt.
Gegen 15.30 Uhr rückten alle Einheiten wieder in die Kaserne ein. Nach der offiziellen Auflösung und Verabschiedung der Kräfte brachen alle Teilnehmer wieder die Reise nach Hause auf.



Vorinformation vor der Übung durch das Bezirks-Feuerwehrkommando Wiener Neustadt:

Die Übung wurde von Fachleuten des Bundesministeriums für Landesverteidigung (Kommando Landstreitkräfte) ausgearbeitet. Stattfinden wird die Eudrex 2004 vom 18. bis 22. Oktober im Raum Wiener Neustadt. Die Eudrex 2004 wird von der Europäischen Kommission kofinanziert.

Übungsannahme ist der Austritt von radioaktiven, biologischen und chemischen Substanzen aus zerstörten Industrieanlagen und die Entgleisung eines Zuges nach einem Erdbeben. Dieses Szenario stellt für die Einsatzkräfte eine besondere Herausforderung dar, da Rettungs- und Bergeeinsätze nur von Spezialkräften mit adäquater Ausrüstung und Ausbildung durchgeführt werden können. An der Einsatzübung nehmen die Freiwilligen Feuerwehren, das Rote Kreuz, der Arbeiter Samariter Bund, Einsatzkräfte des Bundesheeres und des Innenministeriums, sowie das Staatliche Krisen- und Katastrophenschutzmanagement des Landes Niederösterreich und des Bundesministeriums für Inneres teil.

Die Übung beginnt zwar mit einer ganz normalen Alarmierung der 'örtlichen Einsatzkräfte', welche von Einheiten des Katastrophenhilfsdienstes der Feuerwehren und der Rettungsorganisationen in erster Linie aus den Bezirken Wiener Neustadt und Baden gestellt werden, entwickelt sich jedoch innerhalb kürzester Zeit zu einer 'Katastrophe', wodurch die Führung durch die zuständigen Behörden notwendig wird. Neben den vorgenannten Kräften des Katastrophenhilfsdienstes kommen auch noch Schadstoffeinheiten aus dem gesamten Landesviertel zum Einsatz, wobei hier besonders auch die Erprobung der neuen Dekontaminationsfahrzeuge des NÖ Landesfeuerwehrverbandes im Vordergrund steht.

In zwei Schichten werden am Montag, dem 18. Oktober von 00.00 Uhr bis um ca. 17.00 Uhr abends 320 Feuerwehrleute und ca. 120 Mitglieder der Rettungsorganisationen an den drei Schadensstellen in Blumau, entlang der aufgelassenen Bahnstrecke zwischen Sollenau und Blumau und im Tritol-Werk üben und etwa 150 'Verletzte' zum Teil aus eingestürzten Gebäuden, aber auch von Dächern und aus Brunnenschächten retten müssen. Gefahren durch radioaktive Stoffe, Säuren, giftige Chemikalien und biologische Stoffe müssen dabei berücksichtigt und soweit möglich auch beseitigt werden.



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