Sbg: Zwei Tote nach Gasaustritt in Salzburg - Defekt an Gastherme vermutet
Geschrieben am: 2008-01-05 11:18:38

Salzburg: Der Notruf bei der Salzburger Berufsfeuerwehr ging am Freitag, 4. Jänner 2008, um 12.50 Uhr ein: Gasalarm in der Christian-Doppler-Straße in Salzburg Lehen, vermutlich zwei Tote. Ein tragischer Verdacht, der sich wenige Minuten später bestätigte.

Im Erdgeschoß des dreistöckigen Altbaus wurde die Wohnung lokalisiert, von der die Gasgefahr ausgehen sollte. Eine Nachbarin hatte die Polizei gerufen, weil sie bei einem zufälligen Besuch zwei leblose Körper entdeckt hatte. Im Inneren fanden die Feuerwehrmänner die Leichen der zwei Männer. Sie dürften bereits seit Tagen tot gewesen sein, Rettung und Notarzt verließen den Einsatzort unverrichteter Dinge.

Obduktion soll Todesursache klären: Woran die beiden Opfer gestorben sind, muss nun eine Obduktion klären. Aus Polizeikreisen war zu hören, dass die Toten hellrote Leichenflecken aufgewiesen hätten – was als starkes Indiz für eine Vergiftung durch Kohlenmonoxid (CO) gilt (siehe Interview). Allerdings hatte ein Polizist in der Wohnung auch Gas gerochen – CO ist aber geruchslos. In der Wohnung habe sich jedenfalls eine Gastherme befunden. Diese soll laut offiziellem Polizeibericht nicht gewartet gewesen sein und wurde von den Behörden abgeschlossen. Ein Sachverständiger sei beauftragt worden, sagt Ermittlungsleiter Karl-Heinz Wochermayr.

Wohnblock wurde evakuiert: Der Wohnblock wurde zügig evakuiert, die Hausbewohner warteten im Schnee des Innenhofs auf nähere Informationen. „Wir schauen mit dem Gasspürgerät, ob es drinnen noch gefährlich ist. Die Leute haben wir schon ins Freie gebracht. Damit ist unsere Aufgabe erledigt“, sagte Eduard Schnöll, Chef der Berufsfeuerwehr. Von ausgetretenem Erdgas schien es keine Spur zu geben – die Feuerwehr lüftete Wohnung und Stiegenhaus, dann konnten die Bewohner wieder in das Haus zurück. Die Ermittler der Salzburger Kriminalpolizei fanden schließlich Ausweise bei den beiden Opfern. Es dürfte sich um Rudolf Oberst (64) und Richard Waldhart (67) handeln.
Oberst gehörte die Wohnung, sein Freund könnte ihn besucht haben. „Die beiden haben sich gut gekannt. Oberst hat schon seit Jahren hier gewohnt“, sagt Christian Kopleder, der im Block gegenüber als Hausmeister arbeitet. Das Haus sei 1926 errichtet worden, die Verrohrungen seien entsprechend alt.
Martin Jäger, Sprecher der Salzburg AG, meinte im SN-Gespräch, dass keinesfalls Erdgas ausgetreten sei und zum Tod der Männer geführt habe. Sollte tatsächlich Kohlenmonoxid in der Wohnung ausgetreten sein, könnte das die beiden Männer blitzartig getötet haben. Auf der Homepage des Öl- und Gaskonzerns British Petroleum (BP) heißt es wörtlich: „CO ist ein farb- und geruchloses Gas, das zehn Minuten nach Auftreten der ersten Symptome zum Tod führen kann. Wenn Sie sich in einem Raum befinden, der sich mit CO füllt, merken Sie es wahrscheinlich nicht einmal.“

Opfer schlafen ein und wachen nicht mehr auf: Vergiftete fühlten sich leicht benommen, lethargisch oder hätten Kopfschmerzen und schliefen innerhalb weniger Minuten ein – um dann nicht mehr aufzuwachen, so der Text.
Häufig fordere CO Opfer, wenn Kamine verstopft seien oder Holzöfen und Gasthermen nicht richtig installiert oder gewartet würden – dann verbrenne das Gas nur unvollständig, statt CO2 entstünde das viel giftigere CO.

Am Heizgerät selbst gibt es laut BP mehrere Hinweise für einen lebensgefährlichen Defekt:
✩ Die sonst blaue Gasflamme brennt orange oder gelb.
✩ An der Therme oder darüber bilden sich rußige Stellen.
✩ Kohle- oder Holzfeuer brennen langsam oder erlöschen.
✩ Das Feuer lässt sich nur schwer entzünden.
✩ Weil Kamin oder Schornstein blockiert sind, bildet sich Qualm im Zimmer.

Salzburger Nachrichten



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