Nö: Neues Tanklöschfahrzeug aus Slowenien (Varkar) -> FF Hölles
Geschrieben am: 2008-09-04 19:05:35

Hölles (Nö): 4. September 2008 - Die Feuerwehr Hölles ist eine von zwei Feuerwehren in der Gemeinde Matzendorf-Hölles.

Sie ist mit ihrer engagierten Truppe unter dem Kommando von HBI Ing. Wolfgang Schagl, zuständig für den Brandschutz im 300 Einwohner zählenden Ortsteil Hölles. Von den 320 Einwohnern sind 42 Mann Mitglied bei der freiwilligen Feuerwehr. Diese verfügte bis zu vor kurzem über ein MTF, ein TLF 1000 und einen Tragkraftspritzenanhänger. Bedingt durch das hohe Alter des Tanklöschfahrzeuges stellte sich im Jahr 2005 die Frage, wie man das vorhandene, in die Jahre gekommene TLF 1000 ersetzen kann. Bedingt durch die Arbeitsplatzsituation im Ort, sind sehr viele Mitglieder Pendler und somit tagsüber nicht verfügbar. Durch die gute Zusammenarbeit mit den Nachbarn aus Matzendorf, Lindabrunn und Enzesfeld, musste eine praktikable Lösung gefunden werden um mit den vorhandenen Ressourcen die Zeit bis zum Eintreffen der Nachbarfeuerwehren zu überbrücken.



Aufgrund der bestehenden Problematik und der eher mangelhaften Löschwasserversorgung wurde vom Kommando beschlossen, ein Tanklöschfahrzeug mit Allrad, Seilwinde und 3000 Liter Tankinhalt anzuschaffen. Da Kommandant Ing. Schagl beruflich sehr viel mit Ausschreibungen konfrontiert ist, wurde die Ausschreibung kurzerhand selbst erstellt. Aufgrund der vorgegebenen Fahrzeughöhe von maximal 290cm gestaltete sich die Suche nach einen geeignetem Fahrgestell sehr schwierig. Fündig wurde man im Hause Mercedes. So gelangte ein TLF-A 3000 auf Basis eines Mercedes Atego 1628 zur Ausschreibung.

Mehrer Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen besuchten im Laufe der darauffolgenden Wochen die FF Hölles und führten ihre Produkte vor. Bis zur Angebotseröffnung selbst im Mai 2006 langte jedoch leider nur ein einziges Angebot bei der Feuerwehr ein. Ein namhafter österreichischer Hersteller winkte gleich ab, da es für ihn laut eigenen Angaben nicht möglich ist und war, das gewünschte Fahrzeug mit dieser geringen Bauhöhe zu realisieren. Ein weiterer Hersteller gab bei der Vorführung ein mündliches Offert ab, beteiligte sich dann aber aus unerklärlichen Gründen ebenfalls nicht an der Ausschreibung.

Bei der Angebotseröffnung am 22. Mai 2006 war die slowenische Firma Varkar der einzige Anbieter! Nach mehreren Gesprächen mit dem für österreichische Verhältnisse exotischen Aufbauherstellers wurde am 12. Juni der Kaufvertrag unterzeichnet. Mit dem Hersteller wurde vereinbart, dass die Ausrüstung von der Feuerwehr Hölles gestellt wird. Da in der Feuerwehr Hölles ausgezeichnete CAD-Techniker vorhanden sind, entschied man sich, die Pläne zum Einbau der Geräte selbst zu zeichnen. Die Fa. Varkar kam dem entgegen und lieferte detailgenaue Pläne des Aufbaues. Somit war es möglich, sämtliches Inventar am Computer zu planen. Mitarbeiter der Fa. Varkar holten die Pläne mitsamt den Geräten in Hölles ab und bauten sie exakt nach den Vorgaben ein.



Den Kauf des Fahrgestells wurde von der Fa. Varkar direkt beim slowenischen Generalimporteur für Mercedes vorgenommen. Nach der Lieferung begannen unverzüglich die Arbeiten an dem ersten für Österreich bestimmten Fahrzeug. Um den Baufortschritt zu verfolgen, wurden mehrere Rohbaubesichtigungen und Besprechungen in Slowenien abgehalten. Bereits 8 Monate nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages konnte die Feuerwehr Hölles am 15. Februar 2007 ihr neues Tanklöschfahrzeug in Empfang nehmen.

Ausgerüstet wurde das Fahrzeug mit einer Heckmehrbereichspumpe Typ S3000H von der renommierten deutschen Firma Schlingmann (http://www.schlingmann112.de) die über eine Nennförderleistung von 3000l/min verfügt. Diese Pumpe ist leicht bedienbar, robust und äußert zuverlässig. Sowohl im Niederdruck als auch im Hochdruckbereich ist diese Kreiselpumpe einstufig ausgeführt. Als Besonderheit ist die Doppelkolbenentlüftungspumpe anzusehen. Kommt es während des Betriebes - aus welchen Gründen auch immer - zu einem Abriss der Wassersäule in der Ansaugleitung, so wird über eine Elektromagnetkupplung die Ansaugpumpe zugeschaltet. Ist der Ansaugvorgang beendet und die Wassersäule wieder hergestellt, schaltet sich die Entlüftungsvorrichtung selbstständig wieder ab. Auf beiden Seiten des Fahrzeuges befinden sich jeweils eine Tankfüllleitung und eine direkte Einspeisung zur Pumpe. Ebenfalls beidseitig ausgeführt sind jeweils zwei B- und ein HD-Ausgang.



Weiters verfügt das Fahrzeug über eine leistungsstarke Seilwinde mit 5 t Zugkraft des schwedischen Herstellers Sepson (http://www.sepson.se/). Die Winde wird hydraulisch angetrieben und befindet sich im rückwärtigen, unteren Teil des Fahrzeuges. Das 70 m lange und 12 mm starke Drahtseil wird durch den Rahmen an der Frontseite des Fahrzeuges ausgeführt. Die Bedienelemente sind ergonomisch in der Fahrerkabine angeordnet und bequem vom Fahrersitz aus zu bedienen.

Für den Atemschutzeinsatz stehen drei Überdruckatemschutzgeräte der Fa. Dräger zur Verfügung welche im Mannschaftsraum gehaltert sind.

Ein leistungsstarker Stromerzeuger mit 11kVA, ein Lichtmast mit 4x1000 Watt Halogenscheinwerfer, Druckbelüfter, Tauchpumpen, vier Steckleiterteile und jede Menge Kleinteile ergänzen die Ausrüstung, die von der Feuerwehr Hölles voll auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten wurde.



Zusammenfassend kann festgestellt werden dass dieses Tanklöschfahrzeug in solider, herkömmlicher Technik aufgebaut worden ist und den Vergleich mit heimischen Anbietern nicht scheuen braucht. Das Fahrzeug verfügt über keinerlei elektronischer CANBUS-Steuerung und ist damit absolut bedien-, wartungsfreundlich und zukunftssicher ausgeführt. Wer viel Fahrzeug für das sparsame Feuerwehrbudget sucht, sollte sich die Fahrzeuge der slowenischen Firma Vakar ansehen.

Die Fa.Varkar aus dem slowenischen Marburg, besitzt bereits jahrzehntelange Erfahrung im Aufbau von Feuerwehrfahrzeugen. Firmierte der Fahrzeughersteller 40 Jahre lang unter dem Firmennamen Karoserist so werden seit dem Jahre 1996 unter dem Namen Varkar Feuerwehrfahrzeuge gefertigt. Zusätzlich zu den 60 Fahrzeugen die für div. Sicherheitsdienste und das Militär angefertigt werden, verlassen noch 30 Feuerwehrfahrzeuge jährlich die Fabrikshallen in Maribor. Rund 40 Mitarbeiten fertigen den Kundenwünschen entsprechende Fahrzeuge in Alu, Stahl oder in Nirosta auf sämtlichen handelsüblichen Fahrgestellen. Die verschiedensten Komponenten werden von bekannten Firmen in ganz Europa zugekauft und sorgfältig in das Fahrzeug integriert. So werden Feuerlöschpumpen aus dem Hause Schlingmann und Seilwinden vom schwedischen Hersteller Sepson verbaut. Auch aus Österreich werden die unterschiedlichsten fahrzeugspezifischen Teile zugekauft. Absatzgebiet ist der Südosteuropäische Raum, hier wird vor allem nach Serbien, Kroatin und Bosnien geliefert. Mit dem Einstieg in den österreichischen Markt versucht die Firma auch hierzulande Fuß zu fassen. Mit einem schlanken Verwaltungsbereich und qualitativ guter Handarbeit wird versucht die österreichischen Feuerwehren anzusprechen. Dass sie mit ihren günstigen, fairen Preisen auf den richtigen Weg zu sein scheinen beweisen mittlerweile einige heimische Aufträge. So konnten bis dato bereits mehrere Fahrzeuge nach Österreich ausgeliefert werden.

FF Hölles
Fa. Schlingmann
Fa. Sepson



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