Deutschland: Fusion von Wehren -> Feuerwehrkameraden ausgesperrt
Geschrieben am: 2011-04-19 22:39:45

Wöbbelin (Deutschland): Der Ortswehrführer ist erkrankt, sein Stellvertreter erst seit wenigen Tagen mit der Führung der Wehr betraut. Die Wehr steht nach einem Grundsatzbeschluss aller ...

... Aktiven vor der Auflösung. Der Grund: Es wird die zwangsweise Fusion mit der nur einige hundert Meter entfernten Wehr Dreenkrögen durch die Kommune befürchtet. Derzeitiger Höhepunkt: der Austausch der Schlösser am Wöbbeliner Feuerwehrgerätehaus durch Bürgermeisterin Viola Tonn. Sie sperrte damit die Feuerwehrkameraden aus. Das passierte derart überraschend und schnell für die Einsatzkräfte, dass ein ordnungsgemäßes Abmelden nicht möglich war. Bürgermeisterin Tonn erklärte gegenüber der SVZ knapp: "Ich musste Eigentum der Gemeinde sichern. Ansonsten verweise ich auf meine öffentlichen Sprechzeiten. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen."

Es war nicht erforderlich, gestern Abend zwischen 19 und 20 Uhr die Möglichkeit der Wöbbeliner Einwohner zu schmälern, ihre Bürgermeisterin persönlich zu erreichen. Der bislang noch stellvertretende Wehrleiter Toni Böttcher weiß, wo sich die als abhanden gekommenen Hinweisschilder der Feuerwehr an zwei Zufahrten befinden. Die hat der damalige Erbauer wieder an sich genommen, nach dem der vor kurzem gefasste Grundsatzbeschluss der Wöbbeliner Kameraden zustande gekommen war (SVZ berichtete), die Wehr aufzulösen. Ob der Abbau als Diebstahl anzusehen ist, darüber lasse sich trefflich streiten, meinte Löschmeister Böttcher.

Die Bürgermeisterin habe ihm zwar schriftlich mitgeteilt, dass die Schlösser gewechselt würden, doch der Termin war ihm nicht bekannt. Als Begründung habe ihm die Bürgermeisterin mitgeteilt, dass es keine Übersicht gebe, wer alles die Türen öffnen könne. "Es besteht aber eine Schlüsselordnung", versteht Böttcher die Tonn-Aktion nicht. "Wir sollen mit den Kameraden von Dreenkrögen fusionieren", sieht Böttcher als den wahren Grund für das Vorgehen des Gemeindeoberhauptes. "Ich habe die Faxen dicke und viele meiner Kameraden auch!"

Es könnte durchaus das Bestreben in der Gemeinde geben, die Wöbbeliner Freiwilligen zur Fusion zu bewegen, so die Überlegung von Böttcher. Das TLF ist mehr als betagt und ein neues würde die 150.000 Euro-Grenze weit übersteigen. In Dreenkrögen steht hingegen ein Tragkraftspritzenfahrzeug mit Grundausstattung, was bei einer Neubeschaffung zig Zehntausende weniger kosten würde. Bei einer Alarmierung für die Wöbbeliner oder Dreenkrögener Kameraden, was der Kreiswehrführer bestätigte, werden sowieso die jeweiligen nächsten Stützpunktwehren gleichzeitig hinzu alarmiert. "Wir sind uns in der Wehr eigentlich einig, dass es, wenn das so weiter geht, wir unser Engagement für die Feuerwehr endgültig begraben. Das ist nicht auszuhalten und zumutbar", forderte Böttcher alle zu einem kühlen Kopf auf.

"Es gibt zwei Seiten in diesem Durcheinander. Doch Politik darf dennoch nicht auf dem Rücken meiner Kameraden ausgetragen werden", mischt sich nun Kreiswehrführer Heiko Dübel ein. Gemeinsam mit Amtswehrführer Stelzner beabsichtigt der oberste Feuerwehrmann im Landkreis Ludwigslust, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen. Stelzner war derzeit nicht für eine Stellungnahme bereit. Er will erst das interne Gespräch führen.

Der Kreiswehrführer informierte, dass in der Wöbbeliner Wehr Kräfte wirken, die nicht mehr berechtigt seien, die Zukunft der Wehr zu bestimmen. Es werde auch außerhalb der Wehr Unmut geschürt, um Altgewohntes zu erhalten, glaubt Dübel zu wissen. "Die Feuerwehr Wöbbelin hat Sorgen mit der Einsatzbereitschaft, deshalb habe ich sie nun auch erst einmal abgemeldet. Jedoch verfügt die Wehr über einen leistungsstarken Nachwuchs und über eine exzellente Jugendwartin Yvonne Münchow. In Dreenkrögen fehlen solche Stützen. Das habe ich der Bürgermeisterin mitgeteilt. Und ihr bei der Gelegenheit noch gleich einige andere Dinge mit auf den Weg gegeben", hieß es von Dübel auf Anfrage der SVZ. Der Kreiswehrführer erachtet eine Fusion mit dem Erhalt beider Standorte als sinnvoll.

Die Aktion der Bürgermeisterin sieht er bedingt nachvollziehbar, jedoch unglücklich zum derzeitigen Zeitpunkt und den Wöbbeliner Feuerwehrkameraden wohl nicht zu erklären.

Schweriner Zeitung



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