Stmk: Großangelegte Katastrophenhilfsdienstübung - 570 Mitglieder üben
Geschrieben am: 2014-09-21 08:24:36

Stradnerkogel (Stmk): Katastrophenhilfsdienst(KHD)-Bereitschaften aus Feldbach, Radkersburg und Leibnitz trainierten am Samstag, dem 20. September 2014, am Stradnerkogel (Bezirk Südoststeiermark) den gemeinsamen Einsatz bei Waldbränden.

Ziel dieser Großübung war es, die Koordination und die Zusammenarbeit von Einsatzkräften aus mehreren Bereichsfeuerwehrverbänden zu üben. Auch eine verirrte Schülergruppe sowie weitere technische Einsatzszenarien – inklusive Menschenrettung – stellten die Florianis vor Herausforderungen. Knapp 600 Einsatzkräfte der Feuerwehr und dem Roten Kreuz nahmen mit 124 Fahrzeugen an dieser großangelegten Einsatzübung teil.

Die Annahme
Waldbrände gehören zu den besonderen Herausforderungen der Feuerwehren im Ernstfall. Stellt sich für die Einsatzkräfte in diesem Zusammenhang doch oft die Frage nach Erreichbarkeit und ausreichender Löschwasserversorgung. Annahme dieser Großübung – die entkoppelt von den Unwetter- bzw. Hochwasserereignissen vom 13. und 14. September zu sehen ist – war laut Drehbuch ein großflächiger Waldbrand am Stradnerkogel (Hochstraden), einer der höchsten Erhebungen im Südosten der Steiermark.

Dieser Waldbrand forderte die Feuerwehrkräfte aus dem Bereich Feldbach schon seit den frühen Freitagsmorgenstunden (19.9.) massiv. Ungünstige Windverhältnisse, so das Drehbuch, sorgten weiters dafür, dass sich das Feuer mit Zugrichtung Westen – in Richtung Jammberg – auszubreiten drohe. Um genügend Löschwasser zur Verfügung zu haben, richteten die Einsatzkräfte mit Tanklöschfahrzeugen einen Pendelverkehr zu einem Großtanklöschfahrzeug ein, welches als „Pufferspeicher" diente. Von den Übergabestellen aus, verlangte die anspruchsvolle Geländesituation den eingesetzten Feuerwehrfrauen und -männern ab, dass sie das Löschwasser mittels Schlauchleitungen über eine Entfernung von knapp drei Kilometern zu den Brandherden bringen.

Im konkreten Fall mussten insgesamt sechs Kilometer Schlauchleitungen verlegt werden, je drei aus den Einsatzabschnitten Süd und Nord. Dabei war von Feuerwehrkräften ein Großteil der Strecke zu Fuß zu bewältigen.

Die KHD-Einheiten
Die Feuerwehren in der gesamten Republik waren und sind die Katastrophenschützer der Nation und stets als erste an Ort und Stelle wo die Not am größten ist. Das enge Netz an Feuerwehren ist Basis und Garant dafür, dass im Anlassfall Feuerwehrressourcen in ausreichendem Maße schnell und effektiv an die benötigte Stelle gebracht werden können. Katastrophenhilfsdienst-Einheiten von Feuerwehren sind entsprechend ausgebildet, überregional organisiert und werden ebenso auch überregional eingesetzt.

Wie in anderen Bundesländern auch, sind zur Durchführung der erforderlichen Hilfsmaßnahmen bei Katastrophenfällen, in der Steiermark KHD-Bereitschaften in den Bereichsfeuerwehrverbänden aufgestellt. Eine KHD-Bereitschaft ist somit eine taktische Einheit, die aufgrund der personellen und gerätespezifischen Ausstattung in der Lage ist, bei Brand- und anderen Katastrophenfällen, taktische Aufgaben selbstständig durchzuführen. Dies umfasst im Besonderen Maßnahmen zur Verhütung, zur Vorbereitung der Abwehr und zur Bekämpfung von Katastrophen im örtlichen, vor allem jedoch im überörtlichen Bereich.

KHD-Bereitschaften werden durch Feuerwehrmitglieder und Ausrüstung von Feuerwehren in den jeweiligen Bereichsfeuerwehrverbänden gebildet, ohne die Einsatzbereitschaft zur Erfüllung der Aufgaben für den örtlichen Einsatzbereich einer Feuerwehr zu schwächen. Zusätzlich zu den vorhandenen Strukturen einer Feuerwehr bzw. eines Bereichsfeuerwehrverbandes, sind über den Landesfeuerwehrverband Geräte und Fahrzeuge zur Katastrophenbekämpfung in ausgewählten Stützpunktfeuerwehren flächendeckend über die Steiermark stationiert.

Generell ist das Feuerwehrwesen in allen Bundesländern engmaschig strukturiert. Somit ist für den Anlassfall eine massive Mobilmachung von Hilfskräften innerhalb kürzester Zeit möglich. Durch ein Rotationsprinzip – sowohl im eigenen Bundesland bzw. im Bedarfsfall österreichweit – ist es durch die ausreichende Personalreserve der Feuerwehren möglich, auch länger andauernde Einsatzsituationen zu bewältigen.

Waldbrand in Hochstraden - der Entschluss an der Einsatzstelle
Aufgrund der besonderen Gefahrenlage – fünf Züge der KHD-Bereitschaft Feldbach sowie die Feuerwehren des Abschnittes Bad Gleichenberg stehen seit Stunden im Einsatz – ist auch der Bereichsführungsstab Feldbach alarmiert. Ebenso sind der zuständige Bereichsfeuerwehrkommandant LFR Johann Kienreich und der Bereitschaftskommandant der KHD-Feldbach, BI Ing. Anton Lindhoudt, an der Einsatzstelle anwesend. Sie fassen nach ihrer eingehenden Lagebeurteilung den Entschluss, zusätzliche Feuerwehrkräfte aus den Bereichsfeuerwehrverbänden Radkersburg und Leibnitz sowie den 6. Zug der KHD 45 (Feldbach) zur Unterstützung anzufordern.

Diese Einheiten werden in Folge über die Landesleitzentrale „Florian Steiermark" – in Absprache mit dem Landesführungsstab – alarmiert. Der Einsatz zusätzlicher Kräfte erfolgt mit dem Ziel, eine Ausdehnung des Waldbrandes zu verhindern und den Brand umfassend zu bekämpfen.

Die Übungsphasen
In Phase 1 hat der Bereichsführungsstab Feldbach seinen „Befehlsstand" im Feuerwehrhaus von Merkendorf, am Fuße des Stradnerkogels, eingerichtet. Von hier aus leitet und koordiniert der Führungsstab die Einsatztätigkeiten. Ebenso wurde die SAN-Leitstelle im Rüsthaus von Merkendorf untergebracht. Die Alarmierung des 6. Zuges der KHD-Bereitschaft Feldbach erfolgt, der sich gegen Samstagmittag im Bereitstellungsraum „Merkendorf" sammelt. Die Alarmierung der KHD-Bereitschaften aus Radkersburg und Leibnitz erfolgte in Phase 2. Diese trafen ebenso Samstagmittag in ihren vorgesehen Bereitstellungsräumen ein, um eine Einweisung in das Lagebild zu erhalten sowie die Einsatzaufträge entgegenzunehmen. Die Feuerwehrkräfte aus dem BFV Radkersburg sammelten sich in Neusetz (Gemeinde Hof bei Straden) bei der Fa. Schuster, die Kräfte aus Leibnitz in Bairisch Kölldorf.

Phase 3 der Großübung zielte auf die Einsatzführung ab. Die KHD-Bereitschaft aus Radkersburg errichtete und betrieb ihren Stab im Feuerwehrhaus von Frutten-Gießelsdorf, von wo aus Aufträge zur Brandbekämpfung für die fünf eingesetzten Züge erteilt wurden. Ein technischer Zug wurde im Neusetzer Bereitstellungsraum in Reserve gehalten. Die KHD-Bereitschaft aus Leibnitz errichtete ihren Stab im Feuerwehrhaus von Bairisch Kölldorf. Von hier aus wurden die Einsatztätigkeiten der fünf Leibnitzer Züge zur Brandbekämpfung gesteuert, zwei Züge verblieben zur Reserve im Bereitstellungsraum.

In Phase 4 der Übung wurde zur Menschenrettung nach dem Umsturz eines Holzstapels bzw. zu einem Verkehrsunfall mit Menschenrettung alarmiert. Hier ist es im Bereich von Bad Gleichenberg bzw. Trautmannsdorf bei Holzumschlichtungsarbeiten auf dem Bauhof der Fa. Mandlbauer Bau GmbH und am Holzlagerplatz der Bad Gleichenberger Naturwärme GmbH zu einem Zwischenfall gekommen. Eine Person wird von einem Holzstapel verschüttet, eine weitere Person ist nach einem zeitgleichen Verkehrsunfall zwischen einem Bagger und einem Pkw im Auto eingeklemmt. Die Einsatzaufträge wurden von der Bereichsalarmzentrale „Florian Feldbach" an den Stab der KHD-Bereitschaft Feldbach weitergeleitet. Dieser setzte, als Gesamteinsatzleitung, die Bereitschaften aus Radkersburg und Leibnitz mit ihren technischen Zügen zur Menschenrettung ein.

Die fünfte und zugleich auch letzte Übungsphase widmete sich abermals der Menschenrettung, respektive der Personensuche. Von der Polizei wurde der KHD-Führungsstab aus Feldbach informiert, dass im Bereich Gutmannweg, Richtung Jammberg, eine Schülergruppe unterwegs sei und sich durch den Waldbrand im absoluten Gefahrenbereich befände. Seitens der Polizei wurde daher die Feuerwehr zur Assistenzleistung bei der Personensuche alarmiert. Auch sollten sich, so das Drehbuch, aufgrund des unwegsamen Geländes, bereits mehrere Jugendliche leicht verletzt haben, bzw. seien einige von ihnen nicht mehr gehfähig. 15 Feuerwehrjugendmitglieder aus dem Feuerwehrabschnitt Bad Gleichenberg mimten dazu mit drei „Begleitpersonen" die Statisten. Zur Menschenrettung wurden sämtliche in den Bereitstellungsräumen befindlichen Reservekräfte (ein Zug KHD-LB, 6. Zug KHD-FB)in das unwegsame Gelände beordert. Ebenso wurde für diesen Fall die Einsatzleitung an die KHD-Leibnitz übertragen, die hier einen eigenen Einsatzabschnitt bildete. Nach der Rettung und Erstversorgung der Jugendlichen mussten diese zum SAN-Sammelplatz im Rüsthaus von Merkendorf gebracht werden, wo sie von Feuerwehrarzt Dr. Alf Torbjörn Matschiner, den Feuerwehrsanitätern und Rot-Kreuz-Mitarbeitern medizinisch betreut wurden.

Führen ist wichtig
Von Feuerwehren wird heutzutage erwartet, ein vielseitiges und umfassendes Einsatzspektrum abzudecken. In jeder Einsatzsituation, besonders aber bei Großschadenslagen, ist die Feuerwehr mit Ausrüstung und Gerät, eingesetzter Mannschaft sowie der Führungsinfrastruktur gefordert. Das macht einen effektiven Aufbau einer Führungsorganisation notwendig. Besonders bei Großschadenslagen, wenn es sowohl bei der Menschenführung als auch bei der Schadensbekämpfung um klare Kompetenz- und Verantwortungsbereiche geht. Bei Übungen, wie jener in Hochstraden, werden im Besonderen Stärken und Schwächen in der bereichsübergreifenden Einsatztätigkeit erkannt, um so die Zusammenarbeit mit bereichsfremden Einheiten für den Ernstfall zu optimieren.

Unter diesem Blickwinkel lag ein wesentlicher Übungsschwerpunkt in der Koordination der Einheiten bzw. in der organisatorischen Arbeit der KHD-Einsatzleitung wie auch jener der Bereichsführungsstäbe. Wie eine vernünftige Ausrüstung zur Brandbekämpfung oder Menschenrettung an der Einsatzstelle notwendig ist, so trägt gleichermaßen auch die Führungskomponente wesentlich zum Einsatzerfolg bei.

Zusammenfassung
586 Frauen und Männer aus den Bereichsfeuerwehrverbänden Feldbach, Radkersburg und Leibnitz standen mit 124 Fahrzeugen im Übungseinsatz. Insgesamt konnten, die sehr hoch gesetzten Übungsziele sehr zufriedenstellend erreicht werden, was den hervorragenden Ausbildungsstand der steirischen Feuerwehrmitglieder unterstreicht. Wiewohl sich für die Übungsbeobachter am Stradnerkogel auch zeigte, dass hier durchaus Potenzial nach oben im Vorhalten von Löschwasserentnahmestellen besteht.

Die bei der Übung gewonnen Erkenntnisse in den Stäben werden in einem nächsten Schritt evaluiert und in Besprechungen und Übungen an die Einsatzkräfte weiter vermittelt werden. Besondere Worte des Dankes fand der Bezirkshauptmann von Südoststeiermark Dr. Alexander Majcan, der den Unwettereinsatz vom 13. und 14. September in seinem Bezirk erinnerte. Die Abgeordneten zum Landtag Steiermark dankten den Einsatzkräften für ihren wertvollen Dienst am Nächsten und überbrachte auch den Dank und die Grüße der beiden steirischen Landesspitzen.

Neben dem großen Dank an alle Einsatzkräfte, die aus drei Feuerwehrbereichen an dieser Einsatzübung teilgenommen haben, dankte Einsatzleiter BI Ing. Anton Lindhoudt den anwesenden Firmenrepräsentanten für die Zur-Verfügung-Stellung der Infrastruktur sowie dem Versorgungsteam „S4" für die abschließende Verpflegung der Einsatzkräfte mit Grillhenderln. Für das leibliche Mittagswohl der Bereichsführungsstäbe sorgte das Team der Feuerwehr Merkendorf.

http://www.lfv.steiermark.at/




Gedruckt von fireworld.at Onlinemagazin und interaktives Portal für die Feuerwehren (http://www.fireworld.at/cms/story.php?id=53273)