Tirol: Wohnungsbrand - Feuerwehrmann als Lebensretter für 91-Jährige
Geschrieben am: 2006-01-01 11:56:07

Hägerau (Tirol): Der 25-jährige Feuerwehrmann Simon Moll von der Feuerwehr Kaisers rettet seine 91-jährige Nachbarin in letzter Sekunde über das Küchenfenster ins Freie vor dem sicheren Tod.

Am 29.12.2006 gegen 08.00 Uhr alarmierte der Nachbar Erich Lorenz seine Nachbarn Simon Moll und dessen Tante Veronika Moll. Als die beiden am bereits in Brand stehenden Haus Nr. 9 in Kaisers eintrafen, war ein Eindringen ins Haus nicht mehr möglich, da aus der Stube sowie dem Hausgang bereits Rauch und Flammen herausschlugen.


Als sie auf der Treppe standen, sah Veronik Moll die 91-jährige Hausbewohnerin am Küchenfenster stehen. „Berta öffnete das Fenster, half uns aber nicht mit, dass wir sie ins Freie bekommen konnten, ganz im Gegenteil sie wollte das Fenster wieder schließen“ schildert die beherzte Nachbarin noch mit zitternder Stimme die bangen Minuten. Veronika Moll und ihr Neffe versuchten ihre Nachbarin durchs Fenster ins Freie zu ziehen, leider vergebens. Veronika Moll lief ums Haus, um einen Holzblock zu holen, um Höhe zu gewinnen und näher an die Hausbewohnerin zu kommen. „Als ich zurückkam, hatte dann Simon Berta bereits aus dem Fenster gezogen. Er muss übersinnliche Kräfte entwickelt haben, ich kann mir das sonst nicht vorstellen“, erzählt die stolze Tante.


Der Feuerwehrmann, welcher erst seit Herbst bei der Feuerwehr Kaisers aktiv tätig ist, kann sich nicht mehr genau erinnern, wie er seine Nachbarin aus der Küche ins Freie zog. „Das Eindringen durch die Haustür war nicht mehr möglich und in der ganzen Küche stand bereits dichter Rauch. Im Hintergrund loderten bereits Flammen. Es war extrem heiß“ erzählt der bescheidene Lebensretter, welcher nichts vom Rummel um ihn wissen will.

Schwieriger Feuerwehreinsatz
Um 08.18 Uhr heulten bei den Talfeuerwehren Steeg, Hägerau und Holzgau die Sirenen. Die Feuerwehren hatten einen Anfahrtsweg bis zu 12 Kilometer zu dem in 1.500 m hoch gelegenen Bauernhof.


Dennoch konnten die Feuerwehren, nicht einmal eine halbe Stunde nach Alarmierung, einen Innenangriff unter schwerem Atemschutz vornehmen. Als das Feuer im Bereich der Tenne dann über sie schlug und ihnen beinahe den Rückweg abschnitt und zudem aufgrund der niedrigen Temperaturen die Wasserversorgung streikte, mussten die Florianijünger den Rückzug antreten. In der Folge wurde ein umfassender Außenangriff vorgenommen. Der Wasservorrat von den Hochbehältern konnte den enormen Wasserverbrauch nicht kompensieren, sodass in der Folge eine 900 m lange Zubringerleitung zum Brandobjekt gelegt werden musste. Bei Temperaturen von -17 Grad frohren immer wieder Kupplungen, Verteiler und Strahlrohre ein.

Durch das gezielte Ablöschen der Holzwände konnte dann um 13.07 Uhr von Kommandant Christian Köll `Brand Aus´ geben werden. Aufflackernde Glutnester mussten von der Feuerwehr Kaisers noch Tage danach abgelöscht werden.

Insgesamt standen 60 Mann von den Feuerwehren Kaisers, Steeg, Hägerau, Holzgau und Häselgehr –Versorgung mit Atemschutzflaschen- mit 6 Fahrzeugen stundenlang im Einsatz.


Brandursache
Aufgrund des gezielten Feuerwehreinsatzes konnten die Brandermittler eine ausreichende Brandsubstanz vorfinden, um die Brandursache zu ermitteln. Bezirksfeuerwehrinspektor Roland Kramer und Brandermittler Robert Wehrmeister von der PI Reutte wurden von einem Beamten der Kriminalabteilung Tirol bei der Ursachenvorschung unterstützt und konnten den Brandausbruchbereich auf die Übergangsstelle vom Brennraum des Bauernofens in das gemauerte Kamin eingeschränken.



Gedruckt von fireworld.at Onlinemagazin und interaktives Portal für die Feuerwehren (http://www.fireworld.at/cms/story.php?id=5572)