Neues Wechselladefahrzeug für die Feuerwehr Puchheim
Geschrieben am: 2004-09-26 16:21:23

Eine Stützpunktfeuerwehr hat heutzutage sehr vielfältige Einsatzarten zu bewältigen. Dazu werden neben gut ausgebildeten und motivierten Einsatzkräften auch umfangreiche Einsatzmittel, Gerätschaften und Fahrzeuge benötigt. Deshalb stellte man bei der Feuerwehr Puchheim im Jahr 2003 neue Überlegungen an, wie man zukünftig die erforderlichen Transportkapazitäten wirtschaftlich bewältigen kann. Der Fuhrpark war - bedingt durch die vielen Einsatzarten - schon groß genug, so dass nur mit einem multifunktionellen und sehr flexiblen Fahrzeugkonzept das Problem gelöst werden konnte.
Nachdem ein altes Tanklöschfahrzeug Trupp 2000 ausgeschieden werden musste und mit keinen Subventionen gerechnet werden konnte, entschied man sich für eine finanziell verträgliche Eigenlösung in Form eines Wechselladersystem auf einem gebrauchten Trägerfahrzeug.


WECHSELLADERSYSTEM
Dieses Fahrzeug hat eine wichtige Besonderheit - es vereint mehrere Fahrzeuge in einem! Dies ist mit einem so genannten 'Hakensystem' möglich. Man verwendet ein Trägerfahrzeug (Wechselladerfahrzeug), welches die unterschiedlichsten Container mit einem Haken „Huckepack“ aufnimmt und zur Einsatzstelle transportiert. Der Vorteil dieses Systems liegt klar auf der Hand. Man ist in der Lage, mehrere (Sonder-) Fahrzeuge mittelfristig durch Container zu ersetzten. Damit können Wartungs- und Versicherungskosten gesenkt werden. Außerdem werden die Anschaffungskosten minimiert, da Container eine längere Nutzungsdauer aufweisen als 'normale' Einsatzfahrzeuge.


WECHSELLADERFAHRZEUG (WLF)
Nach mehrwöchiger Recherche im Internet und bei Fachhändlern für Nutzfahrzeuge wurde man bei einem Händler auf ein Gebrauchtfahrzeug aufmerksam, das den Vorstellungen der FF Puchheim und der angestrebten Preislage entsprach. Man entschied sich für den Kauf und begann in Eigenregie mit den Umbau- und Lackierarbeiten.
Nach und nach wurde das gebrauchte Fahrzeug in unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden zu einem Top - Feuerwehrfahrzeug umgebaut. Federführend war hier der Gerätewart der FF Puchheim, AW Dietmar KARL, mit seinem Team. Am Fahrzeug wurden auch zwei zusätzliche Transportboxen für die Unterbringung von diversem Einsatzmaterial wie Hebegurte, Anschlagmittel, Zubehör für die Seilwinde, Wasserwerfer, Verteiler und 30m B-Schlauch montiert. Zwischen Kran und Fahrerkabine wurde eine Lasttraverse für Fahrzeugbergungen angebracht. Weiters wurde eine Rückfahrkamera installiert. Absicherungsmaterial, Warndreiecke, Feuerlöscher, Handscheinwerfer, Handfunkgerät und eine Mappe mit Einsatzplänen runden das Inventar ab.

Fahrzeugdaten: Gebrauchter Mercedes Benz Actros 1848, V8 Motor, 476 PS, 16 Liter Hubraum, 16 Gang Gruppengetriebe EPS, ABS, ASR, Tempomat, Klimaanlage, Sitzheizung, Retarder.
LADEKRAN HIAB 166 E-5 HIPRO: Nach Vorsprachen beim Bezirks-Feuerwehrkommando und den zuständigen Stellen am Landes-Feuerwehrkommando wurde aus Mitteln des OÖ Katastrophenhilfsdienstes (KHD) ein moderner, funkgesteuerter Ladekran zur Feuerwehr Puchheim verlagert. Geliefert wurde der Kran von der Firma Berger - Maschinen, Schlatt bei Schwanenstadt.
Hierzu einige Daten: Maximale hydraulische Reichweite (5 Ausschübe) 14,9 Meter, Hubkraft auf dieser Distanz 880 kg, mit 1 manuellen Ausschub lässt sich die Reichweite auf 17,3 Meter verlängern, Hubkraft beträgt dann 680 kg. Am Kran ist eine Seilwinde mit einer Zugkraft von 2500 kg angebaut. Mittels Funkfernbedienung und einer variablen Reduzierung der Arbeitsgeschwindigkeiten auf 60 oder 30 Prozent (bei gleicher Hubkraft) lässt sich der Kran sehr präzise steuern.
Zubehör zum Kran: Rotator, Holzgreifer, Baggerschaufel, Palettengabel, drehbarer Rettungs/Arbeitskorb für 3 Personen, ferngesteuerter Wasserwerfer, Schlauchaufzug, Steckdosen
MULTILIFT-HAKENGERÄT: Die Multiliftanlage Typ LHT 150 wurde ebenfalls von der Firma Berger - Maschinen aufgebaut. Mittels eines im Fahrerhaus montierten Joysticks wird der Container vom Trägerfahrzeug aufgenommen oder abgesetzt. Diese Bewegungen erfolgen über eine hydraulische Hebevorrichtung, welche auch zum Kippen einer Ladepritsche verwendet werden kann.


ABROLLBEHÄLTER TANK (AB Tank)
Dieser Löschcontainer dient als Ersatz für das ausgeschiedene, 29 Jahre alte Tanklöschfahrzeug. Der Aufbau wurde nach den Plänen der FF Puchheim von der Firma Gföllner, Grieskirchen gefertigt. Den Innenausbau haben die Kameraden der FF Puchheim wiederum in Eigenregie unter der Leitung des Kdt. Stv. OBI Dietmar Kapeller vorgenommen. Es wurden 2 x 1000 Liter Palettentanks für das Löschwasser eingebaut. Betrieben wird die Löschanlage mittels einer Elektropumpe, die von einem Notstromaggregat mit elektrischer Energie versorgt wird. Das Inventar umfasst weiters einen Teleskopmast mit 3 Scheinwerfern, wasserführende Armaturen, 2 Schlauchtragekörbe mit je drei C Schläuchen, 60 Liter Schaummittel samt Zubehör, Atemschutzgeräte für 3 Trupps, diverse Handwerkzeuge, eine Rettungstrage und eine Aufstiegleiter. Ein Geräteraum wurde für eine Sonderlöschanlage freigehalten. Ein Arbeits- bzw. Rettungskorb ergänzt die Ausrüstung dieses vielseitig anwendbaren Containers.

ABROLLBEHÄLTER MULDE (AB Mulde)
Der zweite Abrollbehälter ist eine gebrauchte, leere Mulde. Diese wurde ebenfalls von den Feuerwehrmännern entrostet, repariert und in RAL 3000 (feuerwehrrot) lackiert. Diese Ladepritsche wird für Transporte aller Art eingesetzt. Sie dient für Nachschubtransporte, Rücktransporte von verschmutztem Einsatzmaterial aber auch für Transporte bei Naturkatastrophen (Sandsäcke usw.). Mit dem Hakengerät kann dieser Transportcontainer zudem als Heck-Kippbrücke verwendet werden.

FAZIT
Das neue Einsatzfahrzeug besticht durch seine Vielseitigkeit und Flexibilität und hat sich bereits in mehreren Fällen bestens bewährt. Dieses wirtschaftliche Transportsystem kann durch zusätzliche Container jederzeit erweitert werden und ist daher ein Kernstück im zukünftigen Fahrzeugkonzept der FF Puchheim. Besonders stolz sind die Kameraden der FF Puchheim darauf, dass sie dieses Projekt nach ihren eigenen Ideen und aus eigener Kraft ohne Belastung des Gemeindebudgets realisieren konnten.
Text.: BI Kapeller Thomas, AW KARL Dietmar



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