Übungen

Bayern: Einsatzübung Gefahrgutunfall in Waging am See → Beübung des Einsatzleitwagens

WAGING AM SEE (BAYERN): „ABC B Bio / Chemie – Verkehrsunfall mit Pkw“ lautete Ende April 2025 eine Einsatzmeldung bei der Freiwilligen Feuerwehr Waging am See. Einsatzort war die Staatsstraße 2105 auf Höhe Strandbad Seeteufel. Bei der Erkundung an der Einsatzstelle stellte sich heraus, dass ein Pkw mit einem Lkw kollidierte und der Fahrer des Autos sich nicht selbständig befreien konnte.

Beim Lkw gab es zudem eine Rauchentwicklung und noch unbekannter Gefahrstoff trat aus. Glücklicherweise handelte es sich bei diesem Szenario nicht um einen Ernstfall, sondern um eine Übung der Führungsgruppe der Waginger Feuerwehr. Es kamen bei dieser Einsatzübung also weder schweres Gerät wie Umfüllpumpen und Auffangbehälter für Gefahrstoffe oder Chemikalienschutzanzüge zum Einsatz. Ebenso wenig musste auch die Staatsstraße gesperrt werden. Die Übung fand also rein „theoretisch“ mit der Ausstattung des sogenannten Einsatzleitwagens statt – einem fahrbaren Büro am Einsatzort welches je nach Einsatzlage mit bis zu sechs Einsatzkräften besetzt wird.

Rund 15 Mitglieder der Waginger Feuerwehr gehören dieser Fachgruppe an, welche diesen Einsatzleitwagen im Ernstfall besetzen. Deren Qualifikation besteht zum Großteil aus Zug- und Gruppenführern, welche auch selbständig einen Einsatz organisatorisch abarbeiten könnten. Bei einem Einsatz in dieser Größenordnung ist jedoch Teamarbeit gefragt bei denen die einzelnen Arbeitsschritte „Hand in Hand“ gehen müssen.

Bereits auf der angenommenen Anfahrt zum Einsatzort und bevor man über die genaue Lage informiert ist, mussten bereits erste Entscheidungen, unter anderem wie die Anfahrt der nachfolgenden Einsatzfahrzeuge koordiniert werden, getroffen werden. Dabei ist es schon wichtig, welche Anfahrtswege die einzelnen Feuerwehrfahrzeuge nehmen. Schließlich ist oft nicht bekannt, ob die die Straße vollständig gesperrt ist und somit alternative Anfahrtsrouten benützt werden müssen. Nachdem die örtlich zuständige Feuerwehr den Einsatzort anfährt und Erstmaßnahmen durchführen kann werden weitere anrückende Feuerwehren in Bereitstellungsräumen „zwischen geparkt“ um diese dann taktisch im weiteren Einsatzverlauf einzubinden.

Das Hauptaugenmerk galt der Personenrettung und den Aufbau einer Sofortdekontaminationsstelle um verschmutzte Unfallopfer und auch Einsatzkräfte nach Erledigung ihrer Aufgaben zu reinigen. Auch galt es das imaginäre Leck des Lkw abzudichten. Die oberste Entscheidung trifft hier der Einsatzleiter mit seinem sogenannten Führungsassistenten, welcher an keinen bestimmten Ort im Einsatzgeschehen gebunden ist.

Das Team im Einsatzleitwagen hielt den Funkkontakt zu den verschiedenen Einsatzfahrzeugen und der Leitstelle und organisierte die Führungsstruktur. Im Falle dieser Übung wurden zwei Einsatzabschnitte mit jeweils einem Leiter, sowie einem Bereitsstellungsraum für anrückende Einsatzkräfte gebildet, welche wiederum mehrere Gruppenführer auf ihren Einsatzfahrzeugen koordinierten. Für einen erfolgreichen Einsatzablauf in dieser Größenordnung ist diese Führungsstruktur unabdingbar. Auch Rückmeldungen an die einzelnen übergeordneten Stellen und die Dokumentation des Einsatzgeschehens sind wichtig.

Neben mehreren Computerprogrammen und EDV-Datenbanken wurde auch mit Lagekarten und Organisationsplänen gearbeitet. Die eingesetzten Kräfte im Einsatzleitwagen haben ihre Qualifikation an den Staatlichen Feuerwehrschulen in Regensburg, Geretsried oder Würzburg oder auch auf Fortbildungslehrgängen des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein erworben. Der Übungseinsatz konnte – trotz Einspielen mehrerer unerwarteter Ereignisse an der Einsatzstelle – erfolgreich abgeschlossen werden. Wichtig ist, die Einsatzstelle immer wieder neu zu erkunden um gegebenenfalls neue Entscheidungen treffen zu können, welche das Führungsteam im Einsatzleitwagen dann umsetzten musste.

Einsatzleitwagen

Der Einsatzleitwagen ELW 1 ist das Standard-Führungsfahrzeug vieler Feuerwehren. Dieses Fahrzeug ist in der Alarm- und Ausrückeordnung als Führungsfahrzeug des sogenannten Löschzugs (bestehend aus Hilfeleistungslöschfahrzeug, Drehleiter und Tanklöschfahrzeug – bei der Waginger Feuerwehr vorgesehen. Es handelt sich um ein Einsatzfahrzeug, welches der Führung und Koordination von taktischen Einheiten der Feuerwehr dient. Im Wesentlichen besteht seine Aufgabe im Transport der Einsatzleitung mitsamt deren Ausrüstung, der Bereitstellung von Geräten zur Erkundung und Führung, sowie zur Abwicklung des Funkverkehrs an der Einsatzstelle.

Entsprechend der Norm wird ein Einsatzleitwagen standartgemäß mit einem sogenannten Zugtrupp besetzt, der sich aus einem Fahrer, einem Funker, einem Gruppenführer zur besonderen Verfügung und dem Zugführer bzw. Einsatzleiter zusammensetzt. Um die geforderten Aufgaben zu erfüllen, verfügt dieses Einsatzfahrzeug unter anderem über eine Computeranlage mit Internetzugang und einem A3-Drucker, mehrere Digitalfunkgeräte, einer Telefonanlage und einen tragbaren Stromerzeuger.

Für Einsätze mit gefährlichen Stoffen und Gütern ist auch ein Explosionsmessgerät, ein sogenannter Prüfröhrchensatz, Öltestpapier, sowie ein Dosisleistungswarner mit an Bord. Auch wird eine Wärmebildkamera und ein Notfallrucksack für medizinische Ersthelfereinsätze mitgeführt. Zum Einsatzgebiet zählt nicht nur der Bereich der Marktgemeinde Waging am See. Auch überörtlich kann der Einsatzleitwagen als Führungs- oder Abschnittsleitungsfahrzeug bei Schadensfällen hinzugezogen werden.

Freiw. Feuerwehr Waging am See

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