
Bayern: Feuerwehren trainieren Öleinsatz auf dem Chiemsee
CHIEMING (BAYERN): Der Chiemsee und die dazugehörige Naturlandschaft sind nicht nur schön und bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt. Vielmehr sind sie auch geprägt von Artenreichtum und bildet daher einen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Der Umweltschutz hat daher auch in den Feuerwehren einen hohen Stellenwert. In einer mehrstündigen Übung haben im September 2025 zahlreiche Spezialkräfte der Feuerwehr einen angenommenen Ölaustritt auf den See ins Blickfeld genommen und die Abläufe zur Schadensbeseitigung geprobt. Eine zentrale Rolle spielte dabei das neue Feuerlöschboot, dass der Landkreis Traunstein zusammen mit dem Freistaat Bayern beschafft hat.

„Zwei bis dreimal pro Jahr sind die Feuerwehren rund um den See mit sogenannten Ölwehreinsätzen gefordert“, informiert Kreisbrandrat Christof Grundner, der die Übung federführend ausgearbeitet hatte und ergänzt, „in der Regel sind dies Verunreinigungen, die beispielsweise durch Ereignisse auf der Autobahn eingebracht werden“. Damit die heimischen Floriansjünger auch mit Schadensfällen mitten auf dem See zurechtkommen, wurde nun eine umfangreiche Übung durchgeführt.
Ausgangssituation: Boot verliert Öl auf dem Chiemsee
Angenommen war, dass ein Motorboot – dargestellt vom Boot der Feuerwehr Übersee – einen größeren Ölverlust hat und das Wasserfahrzeug samt Besatzung etwa 500 Meter vom Ufer entfernt manövrierunfähig samt einem Ölteppich auf dem Wasser treibt.

Dazu waren die Feuerwehren aus Chieming mit dem Feuerlöschboot, Waging mit einem Mehrzweckboot, Tacherting und Truchtlaching mit jeweils kleineren Booten, Traunstein mit der Ölschadensausrüstung sowie Übersee und Tacherting mit den Ölsperren beteiligt.
Koordiniert wurden die Einheiten durch Martin Hölzle, der als Kommandant der Feuerwehr Chieming die Einsatzleitung übernommen hatte im „Kommandostand“ des neuen Bootshauses der Feuerwehr Chieming. Kreisbrandinspektor Martin Schupfner und Kreisbrandmeister Albert Rieder haben die Einsatzleitung seitens des Landkreises unterstützt und für die Lagedarstellung und die Dokumentation gesorgt.

Ölsperren kamen zur Eingrenzung zum Einsatz
Im Anschluss an den „offiziellen Übungsstart“ rückte als erstes das Chieminger Feuerlöschboot „Flori“ aus, um sich am Einsatzort ein erstes Bild von der Lage und des Schadensausmaßes zu machen. Gleichzeitig führte die Bootsbesatzung eine Menschenrettung auf dem See durch. „Je genauer wir das Schadensausmaß abschätzen können, desto zielgerichteter können im Anschluss die notwendigen Maßnahmen durchgeführt werden“, sagt Chiemings stellvertretender Kommandant Philipp Mittermaier, der als Abschnittsleiter auf dem See den Überblick hatte.

Zeitgleich machten sich die Aktiven der Feuerwehr Traunstein am Chiemsee Ufer an die Arbeit, um eine Ölseparationsstelle aufzubauen. Hier kommen Spezialgeräte zum Einsatz, die es der Feuerwehr ermöglichen, Öl von Wasser zu trennen und dieses dann in großen Behältern einzufüllen. „Diese Ausrüstung ist normalerweise bei Hochwassereinsätzen gefragt, wenn sich in Gebäudekellern Heizöl und Wasser vermischt haben“ informiert Christian Schulz, der dort die Abschnittsleitung übernommen hatte und ergänzt, „natürlich funktioniert diese Technik auch bei derartigen Aufgaben.

Ölfilm wurde abgesaugt und an Land gebracht
Nur wenige Meter weiter starteten Aktive aus Tacherting und Übersee ihren Auftrag. Sie begannen damit, die vom Landkreis Traunstein beschafften Ölsperren zusammenzubauen und für den Einsatz vorzubereiten. Anschließend wurden die Schläuche mit den kleinen und wendigen Booten zur Schadensstelle gezogen und in Position gebracht. Nach rund 45 Minuten war der Ölteppich samt dem verursachenden Bootes eingekreist und die Gefahr der Ausbreitung gebannt.

Nun konnten sich die Helfer um das Absaugen des Ölfilms kümmern. Dazu wurde auf dem Chieminger Feuerlöschboot ein entsprechender „Sauger“ samt Auffangbehälter fixiert. Einen 1.000 Liter fassenden Behälter installierten die Einsatzkräfte auch auf dem Boot der Feuerwehr Waging, in den das Öl-Wasser-Gemisch dann gepumpt und zur Separationsstelle ans Ufer gefahren wurde. Die kleineren Boote aus Truchtlaching und Tacherting kümmerten sich fortlaufend und die Positionierung der Ölsperren und um deren Verankerung.

Bürgermeister Reichelt unterstreicht die Notwendigkeit
Nach rund drei Stunden intensiven Übens waren alle Übungsziele erreicht und die Verantwortlichen konnten ein erstes Fazit ziehen. „Dank der Ausrüstung und modernen Technik ist ein derartiges Szenario seitens der Feuerwehren rasch in den Griff zu bekommen“, freute sich Christof Grundner am Ende der Übung und betonte aber auch, „an der ein oder anderen Stelle sind wird zur Erkenntnis gelangt, dass bei der Ausrüstung sowie bei der Einsatzplanung noch Nachbesserungen nötig sind“.

„Gerade für uns Chiemseegemeinden am Ostufer ist ein effektiver Umweltschutz auf Grund der häufig vorherrschenden Windrichtungen von großer Bedeutung“, stellt Chiemings Bürgermeister Stefan Reichelt fest, der selbst als Einsatzkraft an der Übung beteiligt war. Seiner Meinung nach ist die passende Ausrüstung ebenso wichtig, wie das Wissen und die Fertigkeiten der Einsatzkräfte. „Daher bin ich sehr dankbar dafür, dass die Kreisbrandinspektion zusammen mit unserer Feuerwehr diese Übung geplant und durchgeführt hat“, so der Chieminger Rathauschef.

Mit einer durch den Kreisfeuerwehrverband Traunstein spendierten Brotzeit fand die Übung für die etwa 65 Teilnehmer am Bootshaus ihren geselligen Ausklang. Bei strahlendem Sonnenschein und einem beeindruckenden Alpenpanorama wurden die Ehrenamtlichen gleich doppelt für ihr Engagement belohnt. Für die Führungskräfte der Feuerwehr heißt es nun im Nachgang, die gewonnenen Erkennt zu sortieren und für potenzielle Ereignisse aufzubereiten.


Kreisfeuerwehrverband Traunstein
