Übungen

Bayern: Abbruchgebäude als Übungsobjekt → Menschenrettung und Brandbekämpfung in Kienberg

KIENBERG (BAYERN): Am Ortsrand von Kienberg ging im Herbst 2025 eine Großübung der Feuerwehr über die Bühne. Rund 80 Einsatzkräfte trainierten dabei den Ernstfall bei einem Gebäudebrand mit Menschenleben in Gefahr.

Da das ehemalige landwirtschaftliche Anwesen in wenigen Tagen abgerissen wird und dem Neubau des Feuerwehrhauses weichen muss, konnte ein realistisches Szenario mit „Wasser am Strahlrohr“ sowie simulierten Feuer und Rauch trainiert werden. Rund eineinhalb Stunden trainierten die Löschmannschaften alle Maßnahmen, die auch bei echten Einsätzen erforderlich sind.

Von Hubert Hobmaier

„Das ist für uns natürlich ein Glücksfall“, freut sich Kommandant Markus Maier und ergänzt, „derart einsatznahe Bedingungen für Übungen sind nur selten zu finden“. Zusammen mit Kreisbrandmeister Martin Hochreiter hat er das Übungsszenario ausgearbeitet und vorbereitet. Im Fokus stand ein Feuer mit starker Rauchentwicklung auf zwei Etagen im Inneren des ehemaligen Wohnhauses an der Schnaitseer Straße. Außerdem wurden sechs Menschen in dem Gebäude vermisst.

Zahlreiche Atemschutzgeräteträger kamen zum Einsatz

Nur wenige Augenblicke nach der Alarmierung trafen die ersten Löschfahrzeuge am Übungsobjekt ein und der Einsatzleiter Christian Watzl, stellvertretender Zugführer in Kienberg, verschaffte sich zusammen mit seinen Gruppenführern einen ersten Überblick der angetroffenen Lage. Danach wurden nach und nach die Löschfahrzeuge um das Gebäude positioniert und die Einsatzkräfte bereiteten sich auf den Löschangriff vor.

Dazu wurden Schläuche ausgerollt und ein Belüftungsgerät in Stellung gebracht. Darüber hinaus haben sich zahlreiche Atemschutzgeräteträger der Feuerwehren Kienberg, Emertsham und Rabenden auf ihren Einsatz vorbereitet, die Atemluftflaschen geschultert, Masken aufgesetzt und die benötigten Gerätschaften für den sogenannten Innenangriff bereitgelegt.

320 meterlange Schlauchleitung zur Wasserversorgung

Gleichzeitig begannen die Floriansjünger aus Kienberg mit dem Aufbau einer 320 meterlangen Schlauchleitung zu einem Hydranten in der Ortschaft Lahr. Darüber hinaus wurde die Drehleiter aus Obing in Stellung gebracht, die „Löschhilfe aus der Luft“ leisten sollte. Dazu wurde auch ein Tanklöschfahrzeug aus Trostberg in die Übung eingebunden, das als Wasserpuffer in der Schlauchstrecke diente.

An der Einsatzleitung liefen zwischenzeitlich die Fäden zusammen und der Einsatz wurde von dort aus strukturiert und koordiniert. Dazu griffen die Verantwortlichen auf Führungsfahrzeuge aus Pittenhart und Trostberg zurück. Es wurden dabei mehrere Abschnitte gebildet, die entweder die Brandbekämpfung oder die lange Schlauchstrecke als Einsatzauftrag hatten. Die Feuerwehr Rabenden war außerdem für die „Atemschutzsammelstelle“ verantwortlich, also den Treffpunkt für die Floriansjünger, die noch auf ihren Einsatz warten mussten.

Drehleiter zur Brandbekämpfung positioniert

Bereits wenige Minuten nach dem Start der Übung konnten erste Personen aus dem Gebäude in Sicherheit gebracht werden. Dort kümmerten sich weitere Floriansjünger um die Betreuung der Betroffenen und leisteten „Erste Hilfe“. Nach und nach konnten alle sechs vermissten Bewohner aus dem Haus durch die Atemschutzgeräteträger gerettet werden. Insgesamt waren zehn Atemschutztrupps im Einsatz, um die Menschenrettung und Brandbekämpfung in Inneren des Gebäudes durchzuführen.

Auf der gegenüberliegenden Gebäudeseiten kamen neben dem „Wenderohr“ der Drehleiter mehrere handgeführte Strahlrohre im Außenangriff zum Einsatz. Dazu wurde ein weiterer Hydrant angeschlossen, um am Ende ausreichend Löschwasser zu Verfügung zu haben. Im Dachbereich kamen im weiteren Übungsverlauf noch sogenannte „Löschnägel“ zum Einsatz, die vom Korb der Drehleiter aus in die Dachhaut geschlagen und anschließend an einen Wasserschlauch angeschlossen wurden.

Rund eineinhalb Stunden probten die Feuerwehren die Abläufe

Rund eineinhalb Stunden dauerte es, bis sämtliche Übungsziele erreicht waren und die Einsatzleitung das „Übungsende“ verkünden konnte. Zuvor kamen die jeweiligen Abschnittsleiter an der Einsatzleitung „zur Berichterstattung“ zusammen. Neben einer Lagedarstellung wurden so, die bei einem Großeinsatz nötigen Abstimmungen getroffen und das weitere Vorgehen besprochen.

Nach dem Abschluss der Übung wurden sämtliche Gerätschaften wieder auf Vordermann gebracht und in den Feuerwehrfahrzeugen verstaut. Im Rahmen einer kurzen Übungsnachbesprechung lobte der Kreisbrandmeister Martin Hochreiter die Übungsteilnehmer dafür, dass sie sich der Herausforderung gestellt haben. „Wir haben heute eine zügige und zielgerichtete Herangehensweise gezeigt bekommen“, betonte er und ergänzte „insgesamt ist die Übung bei nur wenigen Verbesserungsmöglichkeiten gut verlaufen“.

80 Floriansjünger aus sechs Feuerwehren

Rund 80 Einsatzkräfte aus Kienberg, Rabenden, Emertsham, Obing, Pittenhart und Trostberg nahmen an der Übung teil. Zahlreiche interessierte „Zaungäste“ beobachteten die Arbeiten der Feuerwehren und gerade die Kinder waren von den Einsatzfahrzeugen, dem Übungsrauch und den „bunten Treiben“ in Kienberg richtig begeistert. Auf Einladung des Kienberger Feuerwehrvereins gabs zum Abschluss noch eine Brotzeit, bei der noch der ein oder andere Punkt aus der Übung nachbesprochen wurde.

„Wenn ein derartiges Übungsobjekt auch optimale Trainingsmöglichkeiten für uns Feuerwehren bietet, so überwiegt bei uns in Kienberg dennoch die Freude darüber, dass dort in wenigen Tagen die Bagger anrollen“, so der Kommandant Markus Maier am Rande der Übung im Gespräch mit Hubert Hobmaier von der Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes und betonte, „die Vorfreude, dass wir endlich ein neues und modernes Feuerwehrhaus bekommen, ist bei uns einfach riesengroß“.

Kreisfeuerwehrverband Traunstein

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