Oö: Ausbildungseinsatz am Inn: Tauchstützpunkt 4 trainiert Strömungssuche, Brückenbetauchung und moderne Sonartechnik
BRAUNAU (OÖ): Am Vormittag des 16. November 2025 führte der Tauchstützpunkt 4 eine umfassende und praxisnahe Ausbildungsübung im Bereich der alten gesprengten Innbrücke in Braunau am Inn durch. Die Überreste bieten ein anspruchsvolles Übungsareal für die Ausbildung unserer Feuerwehrtaucher.
Der Feuerwehrtauchstützpunkt 4
Der Feuerwehrtauchstützpunkt 4 zählt aufgrund der Vielzahl an Seen, Flüssen und Wasserläufen in seinem Einsatzgebiet zu den am stärksten beanspruchten Stützpunkten Oberösterreichs. Er setzt sich aus den Tauchgruppen St. Peter am Hart, Mondsee, Vöcklabruck und Weyregg/Seewalchen zusammen.

Im Gegensatz zu Sport- oder Freizeittauchern können Feuerwehrtaucher weder das Gewässer noch die Bedingungen auswählen, unter denen sie ihren Einsatz absolvieren müssen. Sie arbeiten bei Minusgraden, in der Nacht, bei Wind und Wetter, in trüben oder verschmutzten Gewässern und oft unter anspruchsvollen Strömungsbedingungen. Gleichzeitig müssen sie mit einer Vielzahl an Unterwassergeräten sicher umgehen können. Sei es bei der Suche nach vermissten Personen oder beim Bergen von Fahrzeugen und Gegenständen.
Einsatzmeldungen wie „Taucheinsatz – vermisste Person im Badeteich“, „Tauchunfall im Attersee“ oder „eingebrochene Person in einem Teich“ sind für die Taucher des Stützpunktes 4 keine Seltenheit. Sobald die Landeswarnzentrale eine solche Alarmierung absetzt, rücken die Taucher meist innerhalb kürzester Zeit aus – professionell, routiniert und bereit, unter schwierigsten Bedingungen zu arbeiten.

Umfangreiche Beteiligung mehrerer Feuerwehren
Insgesamt nahmen 13 Einsatztaucher an der Übung teil, davon acht im aktiven Wassereinsatz. Unterstützt wurden sie durch zwei Arbeitsboote der Feuerwehren Braunau und St. Peter, sowie das Rettungsboot der Feuerwehr St. Peter.
Drei Übungsszenarien – realistisch und einsatznah
Die Ausbildung gliederte sich in drei Schwerpunkte, die exakt jenen Aufgaben entsprechen, die Tauchtrupps und Sonarbediener im realen Einsatzfall erwarten.

- Ausbildung Strömungssuche – Pendelsuche an der Leine
Im ersten Szenario trainierten die Taucher die taktische Strömungssuche. Dabei wird ein definierter Bereich mittels Pendelsuche systematisch abgesucht, während der Taucher über eine Führungsleine gesichert wird – ein essenzielles Verfahren bei Personensuchen oder der Suche nach Gegenständen im fließenden Gewässer.
- Suche und Betauchung der alten Innbrücke
Im zweiten Abschnitt stand die historische Brückenanlage im Mittelpunkt. Die Überreste der Innbrücke bieten ein komplexes Unterwasserumfeld, das eine hohe Konzentration und präzise Orientierung erfordert. Ergänzend dazu wurde modernste Technik eingesetzt: Das Side-Scan-Sonar lieferte Aufnahmen des Flussgrundes und zeigte markante Strukturen, die anschließend kontrolliert betaucht wurden.

- Sonarerkundung ohne Taucher – systematische Bootsbefahrung des Inns
Als dritter Schwerpunkt wurde das Side-Scan-Sonar unabhängig vom Taucheinsatz trainiert.
Nur mit Booten, ohne Taucher im Wasser, wurde ein definierter Innabschnitt systematisch abgefahren. Ziel war es, mittels Sonartechnik potenzielle Auffälligkeiten, Strukturen oder Objektlagen frühzeitig zu erkennen – so wie es bei Vermisstensuchen oder bei der Suche nach größeren Gegenständen (z. B. Tresoren, Fahrzeugteilen oder Waffen) üblich ist.
Diese Form der Vorerkundung spart im Ernstfall wertvolle Zeit und ermöglicht es, Taucher nur dort einzusetzen, wo tatsächlich eine Trefferwahrscheinlichkeit besteht.

Zeitgeschichtliche Randnotiz
Um den Vormarsch der heranrückenden US-Truppen zu verzögern, wurde am 1. Mai 1945 die Innbrücke zwischen Braunau am Inn und Simbach von abziehenden Wehrmachtseinheiten gesprengt. Die Sprengung erfolgte in den letzten Kriegstagen, um den Vormarsch der herannahenden US-Truppen zu verzögern. Die Detonation zerstörte große Teile des Brückenbauwerks, nur Pfeilerreste und einzelne Fundamentstrukturen blieben erhalten. Diese Überreste liegen noch heute im Inn und dienen – unscheinbar, aber markant – als historische Zeugnisse der dramatischen Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkriegs.


Ideale Bedingungen trotz 7 Grad Wassertemperatur
Auch wenn das Wasser mit rund 7 Grad sehr kühl war, herrschten außergewöhnlich gute Sichtverhältnisse. Der Inn zeigte sich an diesem Tag von seiner besten Seite und bot optimale Rahmenbedingungen für Strömungstauchen, Orientierung und den taktischen Einsatz des Sonars.
Fazit
Die dreigeteilte Übung zeigte eindrucksvoll die hohe Professionalität und Einsatzbereitschaft des Tauchstützpunktes 4. Die Kombination aus Strömungssuche, Betauchung historischer Strukturen und moderner Sonarerkundung machte diesen Ausbildungstag zu einem wertvollen Trainingsschwerpunkt.

Damit bleibt der Bezirk Braunau bestens gerüstet, um im Ernstfall präzise, schnell und sicher eingreifen zu können – für den Schutz der Bevölkerung und eine verlässliche Einsatzarbeit an unseren Gewässern.
Bezirks-Feuerwehrkommando Braunau

