Medien / FotografenTop-BeiträgeVideobeiträge

Bayern: Feuerwehrhaus seit 20 Jahren im Gespräch → Feuerwehr tritt geschlossen zurück

SCHONSTETT (BAYERN): Seit 20 Jahren wird in Schonstett im Landkreis Rosenheim über ein neues Feuerwehrhaus diskutiert. Nun wurde neuerlich nichts aus dem Projekt. Die Mitglieder ziehen ihre Konsequenzen und treten geschlossen aus.

Wie der bayrische Rundfunk Ende Oktober 2022 berichtet, geht es im Feuerwehrhaus Schonstett recht eng ab. Enge und veralterte Räume wie man sie aus heute baufälligen Feuerwehrhäusern noch kennt, sind bei den Schonstettern immer noch an der Tagesordnung. Alles wurde im Laufe der Zeit einfach zu klein.

Seit 20 Jahren sei ein Neubau im Gespräch, berichten alle Beteiligten gegenüber dem bayrischen Rundfunk. Aber so richtig sei nie etwas vorangekommen. Gefährliche Stolperstellen und Brandschutzprobleme sorgen neben den engen Platzverhältnissen ebenfalls für großen Unmut. Nun ziehen die Ehrenamtlichen ihre Konsequenzen: Zum 1. Januar 2023 werde die Mannschaft komplett zurücktreten, sagt Kommandant Wolfgang Niedermaier. Rückendeckung gibt es von Rosenheims Kreisbrandrat Richard Schrank. Innerhalb von 20 Jahren hätte man schon eine Lösung finden können, glaubt auch er.

SYMBOLFOTO | … wenn’s überall zu eng wird.

Gemeinde im Dilemma: Kein Geld für Neubau

Schonstetts Bürgermeister Paul Dirnecker sieht sich in einem Dilemma. Die Gemeinde habe schlichtweg kein Geld für einen Neubau des Feuerwehrgerätehauses. Erst Corona und jüngst der Preisanstieg im Bausektor. Ein neues Feuerwehrgerätehaus würde 3,2 Millionen Euro kosten. Ohne Hilfe von außen könne die Gemeinde das finanziell unmöglich stemmen. Zuletzt habe der Gemeinderat priorisieren müssen und sich für die Kinderbetreuung entschieden. Der Kindergarten geht vor, betont Dirnecker. Der Bürgermeister kann den Unmut der Schonstetter Feuerwehr aber durchaus verstehen und sieht den Freistaat Bayern in der Pflicht.

Mehr staatliche Zuschüsse für Feuerwehr gefordert

Milliarden von Euro würden überall hingehen, aber für die Kommunen sei kein Geld da, schimpft Bürgermeister Dirnecker. Kämen zwei Pflichtaufgaben zeitgleich daher, wie nun Kindergarten und Feuerwehr, sei das für die kleine Kommune Schonstett mit ihren 1.400 Einwohnern unmöglich zu stemmen.

SYMBOLFOTO | … wenn’s überall zu eng wird.

Auch der Landesfeuerwehrverband hält die staatlichen Zuschüsse im Bereich der Gerätehausförderung für zu niedrig. Die aktuellen Fördersätze würden – je nachdem, wie viele Stellplätze ein Feuerwehrgerätehaus bekommt – zwischen 50.000 und 100.000 Euro liegen. Man verspüre den Wunsch auch von Kommunen, dass diese Förderung insgesamt erhöht werde, so der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes, Johann Eitzenberger.

Eine Verbesserung erörtere man derzeit intensiv mit dem Bayerischen Innenministerium, auch was das Thema Verbesserungen im Katastrophenschutz angehe. Insgesamt würde der Großteil der Feuerwehrgerätehäuser in Bayern aber topmodern dastehen, betont Eitzenberger. Dann gebe es ein breites Mittelfeld, für das in den kommenden Jahren Modernisierungen nötig würden. Nur in einigen Fällen bräuchte es wie im Fall von Schonstett dringend einen Neubau.

Keine Feuerwehr – Wer löscht dann? Die Bürger!

Und was, wenn’s dann brennt? Sollte die Schonstetter Feuerwehr tatsächlich zum 1. Januar zurücktreten und sich bis dahin keine anderen Freiwilligen finden, müssten die Schonstetter Bürger im Ernstfall selber ran. Artikel 13 im Bayerischen Feuerwehrgesetz siehe vor, dass letztlich das Instrument der Pflichtfeuerwehr greifen müsse, erklärt Johann Eitzenberger. Ihm sei kein Fall in Bayern bekannt, wo das schon jemals der Fall gewesen wäre.

Artikel auf der Webseite von BR.de

Fälle gibt’s auch in Österreich

Als kleiner Trost für die bayrischen Kameraden, auch in Österreich gibt’s derartige, recht ähnliche Fälle, die jedoch nicht in diesem Desaster geendet haben. Beispielsweise die Feuerwehr Alkoven wartete 20 Jahre lang, bis die Sache in Bewegung kam. Dort war schon im Jahr 2000 das Land Oberösterreich bei einer Begehung überzeugt, dass es nicht mehr sinnvoll sei, Geld in das Gebäude (die Geräte sind in drei verschiedenen Unterkünften eingestellt) zu stecken.

Nach zwei kurzen Anläufen, die dann wieder im Sand versickert sind und schlussendlich politischen Veränderungen ist nun im Herbst 2022 nun zumindest der Architektenwettbewerb angelaufen zu einem Gebäude, das seit dem Jahr 2000 diskutiert worden ist. Siehe Oö: Neubau Feuerwehrhaus Alkoven seit zwei Jahrzehnten im Gespräch → nun kommt Bewegung ins Spiel.

Nicht viel anders sieht es in Ulrichsberg aus, ebenfalls Oberösterreich. Dort steht den Angaben der Feuerwehr (Pflichtbereichsklasse 4) zufolge (das auch von höheren Funktionären bestätigt wird) das offenbar desolateste Feuerwehrhaus von ganz Oberösterreich. Baubeginn soll nach ebenfalls gut 20 Jahren nächstes Jahr im Frühling sein …

Und Beispiele gibt’s vermutlich noch einige mehr …

Ein Gedanke zu „Bayern: Feuerwehrhaus seit 20 Jahren im Gespräch → Feuerwehr tritt geschlossen zurück

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert