Übungen

Bayern: 150-Kräfte-Übung in Traunreut → Brand in einer Industriehalle mit zahlreichen Vermissten

TRAUNREUT (BAYERN): „Eine Dimension größer“, so lässt sich die von der Feuerwehr Traunreut in Zusammenarbeit mit der Firma Dr. Johannes Heidenhain GmbH organisierte Übung in wenigen Worten zusammenfassen. Rund 150 Feuerwehrkräfte sowie die Mitglieder des THW Traunreut stellten sich am 27. Mai 2023 der Herausforderung, ein Feuer im dritten Stock einer rund 120 meterlangen Industriehalle zu löschen. Gleichzeitig mussten mehr als 30, teils realitätsnah geschickte Personen aus dem Gebäude gerettet werden. „Mein großes Ziel war es, die Zusammenarbeit zwischen unseren Mitarbeitern und den Feuerwehren zu testen“, informierte Ingo Klepke, der Leiter des Werk- und Brandschutzes der Traunreuter Firma.

Am Samstagmittag erreichte gegen 14 Uhr ein interner Alarm die Zentrale des mit neun Mann besetzten Werkschutzes. Umgehend machten sich die Mitarbeiter auf den Weg zu einer ersten Erkundung und stellten nur wenige Minuten später dichten Rauch im dritten Stockwerk des Objektes fest. Dies hatte zur Folge, dass für die Feuerwehr Traunreut sowie zahlreiche Nachbarfeuerwehren und mehrere Spezialeinheiten des Landkreises Traunstein Großalarm nach dem Einsatzstichwort „B5 – Brand Industriehalle“ ausgelöst wurde.

Nur wenige Augenblicke später waren bereits Martinhörner der Feuerwehrfahrzeuge zu hören und die ersten Einsatzkräfte sind am Werkstor an der Fridtjof-Nansen-Straße vorgefahren. Zu diesem Zeitpunkt drang bereits dichter Rauch aus dem Dach der Halle und Hilferufe waren zu vernehmen. Als eine der ersten Maßnahmen wurde die Drehleiter der Feuerwehr Traunreut in Stellung gebracht. Innerhalb weniger Minuten konnten die ersten Personen erfolgreich aus luftiger Höhe gerettet werden. Die Einsatzleitung hatte Traunreuts 2. Kommandant Karl-Heinz Erhard übernommen. Seine wichtigste Aufgabe war es, den Einsatz zu strukturieren und die Einheiten in dem weitläufigen Gelände entsprechend zu positionieren.

Fast im Minutentakt sind weitere Einsatzkräfte aus Pierling, Matzing, Traunwalchen, Stein, Palling, Trostberg sowie von der Werkfeuerwehr BSH und vom Technischen Hilfswerk Traunreut am Übungsort angekommen. In drei verschiedenen Abschnitten bezogen sie mit ihren Fahrzeugen auf dem Betriebsgelände Stellung. Zahlreiche Atemschutzgeräteträger drangen über zwei Treppenhäuser zur Brandbekämpfung und Menschenrettung ins Gebäude vor.

Dabei griffen die Floriansjünger auf das Wasser zahlreicher Hydranten zurück, die über unzählige Schlauchleitungen zu den Einsatzfahrzeugen verlegt wurden und letztlich über sogenannte Steigleitungen in das Gebäude führten. Zusätzlich wurde über das Hubrettungsfahrzeug aus Palling ein Wasserwerfer in Stellung gebracht, damit man gegebenenfalls auch von außen einen Löschangriff vornehmen konnte.

Das THW Traunreut und die Drehleiterbesetzung aus Trostberg bezogen unterdessen auf der Gebäuderückseite Stellung, um weitere Personen aus dem Gebäude zu retten. Gleichzeitig wurde bei der Einsatzleitung ein Gesamtüberblick über die Lage erstellt. Die Mannschaft des Führungsfahrzeugs, unterstützt von den Mitgliedern der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung war permanent damit beschäftigt, sämtliche Informationen zusammenzutragen und für die Lagebesprechungen aufzubereiten. Darüber hinaus wurde mit den beiden Gerätewägen „Atemschutz“ aus Traunreut und Trostberg eine Atemschutzsammelstelle eingerichtet. Von dort aus wurde die hohe Anzahl an benötigten Atemschutzgeräteträgern koordiniert.

Nachdem das Drehbuch auch schwerverletzte Personen vorgesehen hatte, waren die Floriansjünger auch als medizinische Ersthelfer gefordert. Angefangen bei der Betreuung von mehr als 30 Geretteten über die Versorgung diverser Wunden, reichten die Aufgaben bis hin zur „simulierten Reanimation“. „Zahlreiche Darsteller wurden vorab von der langjährigen Unterstützerin der Traunreuter Feuerwehr, Gaby Habenicht, aufwendig in Szene gesetzt und detailgetreu geschminkt“, zeigte sich der Traunreuter Kommandant Konrad Unterstein am Rande der Übung dankbar.

„Mir war es wichtig, dass niemand vorab Infos zu den Inhalten der Übung hatte“, betonte der Übungsorganisator, der das Szenario zusammen mit Ingo Klepke vorbereitet hatte und ergänzt, „im Einsatz weiß man ja schließlich auch nicht was einen erwartet“. Diese Aussage bestätigte auch Einsatzleiter Karl-Heinz Erhard, „im ersten Moment habe ich schon einmal geschluckt als ich vor diesem riesigen Objekt stand, aber dann habe ich sofort mit der gedanklichen Strukturierung der Einsatzlage begonnen“, so sein erstes Fazit nach der Übung. Gleichzeitig freute er sich, „dass die Zusammenarbeit mit dem Werkschutz von der ersten Minute an, Hand in Hand gelaufen ist und wir so sehr rasch einen Überblick gewinnen konnten“.

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Mit in das Szenario eingebunden war Claudia Fernus, die Leiterin der Unternehmenskommunikation des Betriebes. Zusammen mit Hubert Hobmaier, dem Fach-Kreisbrandmeister für Presse- und Medienarbeit der Kreisbrandinspektion im Landkreis Traunstein hatte sie sich auf ein mögliches „großes mediales Interesse“ vorbereitet. „Die Zusammenarbeit im vorbereitenden Gefahrenmanagement sowie für den hoffentlich nie eintretenden Ernstfall soll ausgebaut werden“, so der Tenor der beiden Presseverantwortlichen. Kreisbrandinspektor Martin Schupfner, Kreisbrandmeister Stefan Helmel sowie der Fach-Kreisbrandmeister für den Bereich Atemschutz, Stefan Thurner und Albert Rieder, der Leiter der Werkfeuerwehr BSH fungierten bei der Übung als Beobachter und protokollierten die Abläufe für die geplanten Nachbesprechungen.

Nach rund eineinhalb Stunden waren sämtliche Übungsziele erreicht und die letzten der vermissten Personen wurden an die Betreuungsstelle übergeben. Im Anschluss wurden noch verschiedene Brandschutzeinrichtungen des Betriebes getestet, ehe die Aufräumarbeiten starten konnten. Als kleines Dankeschön wurden die Teilnehmer der Übung zum Abschluss von der Firma Heidenhain zu einer gemeinsamen Brotzeit eingeladen. In den nächsten Tagen wird die Übung von den Führungskräften der Feuerwehr und den Betriebsverantwortlichen in einer Nachberechnung reflektiert.

„Ich bin schwer beeindruckt mit wie viel Professionalität alle Beteiligten an der Übung mitgewirkt haben“, freute sich Traunreuts 1. Bürgermeister Peter Dangschat, der sich vor Ort ein Bild von den Abläufen machte. Das große Einsatzkräfteaufgebot zog zudem zahlreiche interessierte Traunreuter Bürgerinnen und Bürger an, die den Mitwirkenden „hautnah über die Schultern schauen konnten“.

„Was ich jetzt schon sagen kann – meine Erwartungen an einen Einsatz in dieser Dimension wurden deutlich übertroffen. Unsere betrieblichen Brandschutzstrukturen sowie die Maßnahmen der Einsatzkräfte haben sehr gut ineinandergegriffen. Dies war maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir sehr rasch einen Einsatzerfolg herbeiführen konnten“, so das erste Fazit von Ingo Klepke, dem der Übungsverantwortliche Konrad Unterstein voll zustimmte.

Kreisfeuerwehrverband Traunstein

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