Lokal

Bayern: Aktionstag am Trostberger Gymnasium → Erfahrungsberichte und Einsatzübung

TROSTBERG (BAYERN): Das Schuljahr 2025 endete für etwa 180 Schülerinnen und Schüler des Trostberger Hertzhaimer-Gymnasiums mit einem ganz besonderen Aktionstag. Die heimischen Rettungskräfte gestalteten zusammen mit der Schule einen Aktionstag unter dem Titel „Disco-Fieber“. Dabei plauderten erfahrene Einsatzkräfte zunächst aus dem Nähkästchen und berichteten unter anderem über ihre Erlebnisse bei Unfällen in denen insbesondere junge Autofahrer betroffen waren. Den zweiten Teil des Vormittags bildete eine realistische Einsatzübung von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst, bei der am Ende sogar die Handschellen beim betrunkenen Unfallfahrer „klickten“.

Text und Bilder von Hubert Hobmaier, KFV Traunstein

Der Aktionstag beschäftigte sich mit den Folgen von Alkohol- und Drogenkonsum im Straßenverkehr und wird am Trostberger Gymnasium alle drei Jahre durchgeführt. „Wir haben das Ziel, die jungen Menschen zu sensibilisieren und ihnen anhand von praktischen Beispielen die möglichen Folgen aufzuzeigen“, informiert der Hauptorganisator und Lehrer Lars Nielsen. Dabei betraten Vertreter der Polizei, des Rettungsdienstes und der Feuerwehr aber auch von der Krisenseelsorge und von der Staatsanwaltschaft die Bühne, um den Zuhörern aus ihrem persönlichen Erlebnisschatz zu berichten.

„Horrorunfall, der sich bei mir eingebrannt hat“

Eines vereinte die Vorträge, bei allen Rednern hätte man in der Aula eine Stecknadel fallen hören können. Darüber hinaus wurde sehr deutlich, dass sich innerhalb von Sekunden das Leben von sich selbst oder von anderen Menschen verändern kann. „Ich selbst habe vor vielen Jahren einen guten Freund auf tragische Weise durch einen Verkehrsunfall verloren“, berichtete Lars Nielsen und betonte, „dieser hat seine Familie und eine Freundin zurück gelassen für die sich von einer Sekunde auf die andere das Leben veränderte. Deshalb stehe ich heute hier, weil ich seinen Studienplatz fürs Lehramt erhalten habe, sonst wäre er an meiner Stelle da“.

Polizeihauptkommissar Michael Doppelberger berichtete hingegen von einem „Horrorunfall, der sich bei mir eingebrannt hat“ und erzählte, wie er bei einem nächtlichen Einsatz mit seinem Kollegen an der Einsatzstelle war und auf zwei tote Jugendliche und einem Unfallfahrzeug getroffen ist. Sehr eindringlich schilderte er auch seine Erlebnisse, wie er den Eltern mitten in der Nacht die Todesnachricht überbringen musste und auf welche Emotionen sie dabei gestoßen sind. „Übernehmt Verantwortung, für euch und für eure Familien und Freunde“, appellierte der erfahrene Beamte an die Zuhörer.

Feuerwehr und Rettungsdienst: „Ein junger Mensch darf nicht sterben“

„Wir bei der Feuerwehr sind alle Ehrenamtliche, die bei Unfällen aus dem Alltag herausgerissen werden“, informierte Josef Grundl von der Feuerwehr Trostberg. Zusammen mit Helmut Frank vom Bayerischen Roten Kreuz den Ablauf eines Verkehrsunfalls aus Sicht von Feuerwehr und Rettungsdienst schilderte. Beide schilderten sehr deutlich, was es bedeutet bei schweren Verkehrsunfällen auf junge Menschen zu treffen.

„Auch wenn wir bei Reanimationen vielleicht eine Chance von 1:100 gegen uns haben versuchen wir alles um das Leben zu retten – ein junger Mensch darf nicht sterben“, so eine der Aussagen. „Deshalb versuchen wir alles, um die Patienten so weit zu stabileren und sie schnellstmöglich ins Krankenhaus zu bringen“, so der erfahrene Rettungsdienstler Helmut Frank. Sie kamen zu dem Schluss, „wir sind im Notfall für euch da aber überlegt euch immer, was ihr tut“.

Die Lehrerin Barbara Kastenbauer richtete ihren Blick von ihrer Aufgabe in der Krisenseelsorge im Schulbereich (KiS) auch in das Schulleben und erzählte davon, was es bedeutet, wenn ein junges Leben aus einer Klassengemeinschaft gerissen wird. „Wir leisten hier Erste Hilfe für die Seele“ betonte sie und schilderte einige Erlebnisse des Beistandes nach traumatisierenden Ereignissen. Dabei wurde deutlich, keine Situation gleicht der anderen und „es ist wichtig da zu sein und die Situation gemeinsam auszuhalten“.

Der Blick eines Staatsanwaltes auf Trunkenheitsfahrten

Einen spannenden Blick über die Tragweite „einer unüberlegten Sekunde“ lieferte Markus Andrä von der Staatsanwaltschaft Traunstein. Er referierte über einen Fall, bei dem ein Fußgänger durch eine Trunkenheitsfahrt so schwer verletzt wurde und in weiterer Folge Schmerzensgeldzahlungen, lebenslange medizinische Therapien, der Arbeitsverlust, der Hausverkauf und sogar der Verlust einer Freundschaft die Folgen waren. „Trunkenheitsfahrten sind keine Kavaliersdelikte. Setzt euch unter Alkoholeinfluss nicht hinters Steuer und steigt auch nicht als Mitfahrer ein, wenn der Fahrer getrunken hat“, appellierte der Oberstaatsanwalt an die Zuhörer.

Zwischen den Vorträgen wurden verschiedene Schulungsvideos präsentiert, die auf unterschiedliche Gefahren gerade von jungen Autofahrern hinweisen und mitunter sehr plastisch die Szenen von Verkehrsunfällen zeigten. Unachtsamkeit, Selbstüberschätzung, Smartphone-Gebrauch, aber auch Alkohol- und Drogenfahrten wurden dort präsentiert. Alles mit dem Ziel, die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen zehn bis zwölf zu sensibleren.

Schulsanitäter waren in die Übung eingebunden

Den Abschluss des Vormittags bildete eine Einsatzübung von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei, bei dem ein mit jungen Menschen besetzter PKW gegen einen Laternenmast geprallt war. Dabei waren auch die Schulsanitäter des Hertzhaimer-Gymnasiums eingebunden, die gerade in der Anfangsphase die Ersthelfer darstellten und mit der Reanimation einer Mitfahrerin begonnen haben.

Andere wiederum kümmerten sich um das Absetzen des Notrufs und telefonierten dabei zu Schulungszwecken mit dem Disponenten der Integrierten Leitstelle in Traunstein. Die gesamte Übung wurde über Lautsprecher moderiert, so dass die Zuschauer viele wichtige Hintergrundinfos zu den Abläufen erhielten. Die vier Insassen des Unfallwagens wurden dabei von Anna Heimbach aufwendig geschminkt. Zerrissene Kleidung, blutende Wunden, kreidebleiche Gesichter und die schauspielerische Leistung der Protagonisten hatte das Szenario sehr realitätsnah wirken lassen.

Reanimation wurde eingestellt

Binnen weniger Minuten nach dem Notruf fuhren mit Blaulicht und Martinhorn zwei Feuerwehrfahrzeuge, ein Rettungswagen sowie ein Polizeiauto vor. Zahlreiche Helfer der Blaulichtorganisationen, darunter auch zwei Notärzte aus dem Krankenhaus Trostberg, beteiligten sich an der Schauübung. Die Feuerwehrleute konzentrierten sich in erster Linie um die technische Rettung und brachten dabei auch schweres Gerät zum Einsatz, um beispielsweise das Dach des PKW zu entfernen und damit die verletzte Beifahrerin retten zu können.

Die Helfer des Rettungsdienstes leisteten medizinische Hilfe und kümmerten sich um die Versorgung der Unfallbeteiligten. Ein sehr eindrücklicher Moment war dabei das Einstellen der Reanimation. Wenn es sich auch nur um eine Puppe gehandelt hat, war den Zuschauern die Betroffenheit sichtlich anzusehen, als die Rettungskräfte nach erfolgloser Reanimation ein Tuch über diese gezogen und eine Kerze aufgestellt haben.

Betrunkener Fahrer wurde an Ort und Stelle festgenommen

Die Polizeibeamten demonstrierten anschließend ihre Aufgaben bei Verkehrsunfällen, die beispielsweise in der Spurensicherung oder in Zeugenbefragungen liegen. Das detaillierte Drehbuch sah sogar vor, dass beim sichtlich alkoholisierten Unfallfahrer noch vor Ort die Handschellen „klickten“ und er an Ort und Stelle festgenommen wurde. In der etwa einstündigen Übung wurde deutlich, wie viele Helfer bei schweren Unfällen nötig sind und wie alle Maßnahmen Hand in Hand laufen müssen, damit den Betroffenen schnell und professionell geholfen werden kann.

Mehrere Schülerinnen und Schüler bestätigten am Ende, „diesen Tag werden wir sicherlich in Erinnerung behalten“, beziehungsweise „mit diesen Erlebnissen werden wir sicherlich in Zukunft unsere Entscheidungen anders treffen“. Die beteiligten Vertreter der „Blaulichtfamilie“ ziehen am Ende ebenfalls ein positives Fazit. „Wenn wir durch diesen Aktionstag nur einen einzigen Unfall verhindern können, dann ist das ein großer Gewinn für uns alle“ fasste es Trostbergs Kommandant Hans-Peter Heimbach beispielsweise zusammen. Schulleiter Rudolf Schramm betonte hingegen, „es ist unser erklärtes Ziel, dass alle unsere Schülerinnen und Schüler in ihrer Schullaufbahn einmal an diesem Tag teilnehmen“ und ergänzt, „wir wollen natürlich, dass die jungen Leute ihr Leben genießen und auch mal Party machen sollen.

Dennoch wollen wir uns als Schulfamilie auch mit möglichen Folgen vertraut machen und sie über die Gefahren von Alkohol und Ablenkung im Straßenverkehr informieren. Dies ist aus meiner Sicht hier und heute einmal mehr gelungen“.

Mehr auf brennpunkt.net

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert