
Bayern: Schrecklicher Wohnhausbrand mit vermissten Kindern gab den Anstoß → 25 Jahre Frauenlöschgruppe Törring
TITTMONING (BAYERN): Sie ist schon etwas Besonderes – die Frauenlöschgruppe der Feuerwehr Törring. Seit mittlerweile 25 Jahren sind die Feuerwehrfrauen nicht nur ein fester Bestandteil der Wehr, sondern auch Vorreiterinnen für den Einsatz von Frauen im Feuerwehrdienst. In dieser Zeit haben sie eindrucksvoll bewiesen, dass Frauen in der Feuerwehr ebenso zuverlässig, mutig und ausdauernd ihren Mann stehen. Gefeiert wurde dieses außergewöhnliche Jubiläum im kleinen, aber herzlichen Rahmen bei einem Grillabend. Dabei blickten die Frauen auf bewegte Jahrzehnte zurück.
Ein einschneidendes Ereignis als Auslöser
Der Gedanke zur Gründung entstand nach einem dramatischen Brand im Ortsteil Esbach am 6. April 1995. Damals wurden vier Kinder zunächst vermisst. „Als die Sirene ertönte, kamen in Törring nur zwei Männer ins Feuerwehrhaus – die meisten waren in der Arbeit oder außer Haus“, erinnert sich Gruppenführer Reinhard Brandmaier, der die Gruppe seit ihrer Gründung führt. Ergänzend fügt er hinzu „dieses dramatische Erlebnis gab für uns den den Anstoß, die Frauen im Ort stärker in die Feuerwehr einzubinden“.

Am 6. September 2000 war es schließlich so weit. 15 engagierte Frauen aus und um Törring gründeten offiziell die Frauenlöschgruppe. Trotz manch kritischer Stimmen – auch aus den eigenen Reihen – ließen sie sich nicht beirren. So wurden die Frauen beispielsweise durch den damaligen Kommandanten Max Wagner in der Jahreshauptversammlung offiziell aufgefordert, eine Leistungsprüfung abzulegen. Schon ein Jahr später traten 13 Frauen zum Leistungsabzeichen der Stufe 1 an. „Das war ein echter Meilenstein, an den ich mich noch gut erinnere“, erzählt Gründungsmitglied Gisela Wagner.
Am Prüfungsabend war kein Geringerer als der damalige Kreisbrandrat Hans Gnadl nach Törring gekommen, um den Leistungsstand der Feuerwehrfrauen zu überprüfen. Zusammen mit dem damaligen Kreisbrandinspektor Herbert Häusl und dem „frischgebackenen“ Kreisbrandmeister Günter Wambach nahm er die Prüfung ab und konnte am Ende allen Feuerwehrfrauen die Plakette in „Bronze“ verleihen und seine Gratulation „zur überzeugenden Vorstellung“ übermitteln.


Viele schwere Stunden aber auch schöne Momente
In den folgenden Jahren etablierte sich die Gruppe zunehmend. In regelmäßigen Übungen festigten die Frauen ihre Kenntnisse und im Jahr 2006 folgte ein weiterer Meilenstein der „Törringer Erfolgsgeschichte“. Erstmals traten die Frauen an, um das Leistungsabzeichen der damals höchsten Stufe in Gold zu erwerben. Die Frauen waren aber auch bei vielen Einsätzen gefordert und halfen Menschenleben zu retten und Sachwerte zu schützen. Besonders in Erinnerung sind ihnen dabei die zwei Großbrände in Fridolfing (2003) und Tengling (2018) geblieben. Die Frauen waren aber auch mehrmals bei schweren Verkehrsunfällen gefordert. „Mir bleibt besonders der Einsatz in Haus bei Tengling in Erinnerung. Dort kam für eine Person jede Hilfe zu spät, sie verbrannte im PKW“, erinnert sich Gisela Wagner nachdenklich im Gespräch mit Hubert Hobmaier von der Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein.

Neben den schweren Stunden gab auch immer wieder schöne und unvergessliche Momente. Ob bei gemeinsamen Ausflügen – etwa zur Flughafenfeuerwehr Salzburg, zum Rettungshubschrauber „Christoph 14“ in Traunstein oder zur staatlichen Feuerwehrschule nach Geretsried. Unvergessen bleiben auch die Besuche bei der Partnerfeuerwehr in Imsum. Die Kameradschaft und die Geselligkeit durften in all der Zeit nicht zu kurz kommen. „Eine riesige Gaudi waren auch die Wochenenden auf der Karalm“, fügt Reinhard Brandmaier schmunzelnd hinzu.
„Viele Gesichter. Eine Heimat.“
Zum Jubiläumgrillabend kamen Kreisbrandinspektor Günter Wambach und Fach-Kreisbrandmeister Hubert Hobmaier vom Kreisfeuerwehrverband Traunstein als Überraschungsgäste nach Törring. Günter Wambach lobte insbesondere die Pionierrolle der Gruppe. „Mit der Gründung einer reinen Frauengruppe wart ihr den anderen Feuerwehren um Jahre voraus und seid damit Pioniere für Frauen in der Feuerwehr“, so seine Einschätzung.

Gleichzeitig betont er, „seit 25 Jahren gehen wir in der Feuerwehr einen gemeinsamen Weg. Mit vielen schönen Momenten, aber auch mit manch schwerer Stunde“. Dieser wurde im Februar 2001 zum Kreisbrandmeister und schließlich im Mai 2008 als Kreisbrandinspektor bestellt und hat mit den „Törringer Damen“ viele gemeinsame Übungen, Leistungsabzeichen und Einsätze gemeistert.
Gruppenführer Reinhard Brandmaier fungierte an diesem Abend nicht nur als „Grillmeister“, vielmehr hat er zur Vorbereitung auf die Jubiläumsfeier viele Stunden Zeit und Mühe in die Erstellung einer eigenen Festschrift in Form einer Jubiläumsbroschüre gesteckt. Jahr für Jahr wurden darin feinsäuberlich aufgegliedert und mit Bildern beziehungsweise Zeitzeugnissen belegt. Darüber hinaus gab es auch einen Rückblick auf der „Leinwand“ im Wohnzimmer, der zusammen mit den Erinnerungen der Frauen sehr lebendig wurde.
Neben dem Grillabend „in kleiner Runde“ kamen die Feuerwehrfrauen ein zweites Mal zusammen, um ein „offizielles Erinnerungsfoto“ anzufertigen. Diesen Termin nutzten auch Tittmonings Bürgermeister Andreas Bratzdrum, der amtierende Kommandant Wolfgang Eder sowie der ehemalige Kommandant Max Wagner und der 2. Vorstand Andreas Mörtl, um den Frauen ihren Dank und die Glückwünsche der Stadt beziehungsweise der gesamten Feuerwehr Törring auszusprechen.

Heute, im September 2025, zählt die Gruppe neun aktive Mitglieder. Sie sind nicht nur im Einsatz stets zuverlässig zur Stelle, sondern engagieren sich auch für die Nachwuchsarbeit. „Helfen kann jeder und jede“, betont Gründungsmitglied Marianne Schmidt und ergänzt „und gemeinsam macht es in der Feuerwehr auch nach Jahrzehnten immer noch Freude.“
Dass die Törringer Feuerwehrfrauen längst ein leuchtendes Beispiel sind, brachte Günter Wambach zum Abschluss auf den Punkt. „Die derzeit laufende Kampagne der bayerischen Feuerwehren – Viele Gesichter. Eine Heimat. – könnte nicht treffender auf euch passen. Ihr seid nicht nur Pioniere im Feuerwehrwesen, ihr seid vielmehr auch beste Beispiele dafür, wie man sich gewinnbringend und unermüdlich für seine Heimat einsetzen kann“. Die Törringer Frauenlöschgruppe darf deshalb zurecht stolz auf sich sein. Sie steht seit einem Vierteljahrhundert für Engagement, Zusammenhalt und gelebte Nächstenliebe. Nun richten die Frauen aber den Blick nach vorne und bemühen sich, dass auch die heranwachsende Generation, egal welchem Geschlecht, welche Herkunft und welcher Religion, Gefallen am Ehrenamt findet. Einig sind sich die Damen in jedem Fall, „es braucht auch in Zukunft Menschen, die zur Stelle sind, wenn jemand in einer Notlage ist“.
Kreisfeuerwehrverband Traunstein
