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Covid-19: Bundeskanzler ruft zum Durchhalten auf (04.04.2020)

Aufruf des Bundeskanzlers vom 4. April 2020 zum Durchhalten in Hinblick auf die Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie.

Der Text entspricht 1:1 dem Posting auf Facebook (Quelllink unten, die Zwischenüberschriften wurden von Fireworld.at für einen besseren Übrblick eingefügt).

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Österreicherinnen und Österreicher!
In den letzten 24 Stunden haben in Frankreich über 1.000 Menschen ihr Leben aufgrund des Coronavirus verloren. In den USA sind mittlerweile über 250.000 Menschen infiziert und in unserem Nachbarland, in Italien, gibt es mittlerweile in den letzten Wochen über 14.000 Menschen, die aufgrund des Coronavirus verstorben sind. Und das Schlimme an all diesen Zahlen ist, dass das in vielen Ländern erst der Anfang ist. Österreich ist bisher besser durch die Krise gekommen als andere Länder. Und der Grund dafür sind Sie, sehr geehrte Damen und Herren Österreicher, der Grund sind Sie. Wir haben schneller und restriktiver reagiert als andere. Sie haben durch Ihr Verhalten Leben gerettet und dafür möchte ich heute einmal ein ganz großes Danke sagen.

Maßnahmen zeigen Wirkung → aber keine voreiligen Schlüsse ziehen

Die positive Nachricht ist, und ich gebe zu, ich bin froh und erleichtert: Die Maßnahmen, die wir gesetzt haben sind richtig. Die Maßnahmen, die wir gesetzt haben, zeigen Wirkung und die Ausbreitung der Krankheit verlangsamt sich in unserem Land. So sehr ich erleichtert bin, dass die Maßnahmen, die wir gesetzt haben, Wirkung zeigen, so sehr muss uns aber auch allen klar sein: Wir sind noch nicht über den Berg. Jetzt ist es wichtig, durchzuhalten. Es ist wichtig, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und es ist wichtig weiterhin alles zu tun, dass wir uns eine Situation in Österreich ersparen, wie sie in vielen Ländern Europas und der Welt mittlerweile eingetreten ist.

Ein großer Dank

Ich möchte heute ausdrücklich, auch wenn es einige Unstimmigkeiten gibt, allen Parteien in Österreich danken. Quer über die Parteigrenzen hinweg haben wir gemeinsam in Österreich richtig reagiert. Ich möchte mich ganz herzlich beim Regierungsteam bedanken. Alle Regierungsmitglieder und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in einer irrsinnig schwierigen Situation fast rund um die Uhr und mit großer Anspannung und dafür auch ein ganz großes Danke. Ich möchte mich ganz besonders bei allen Menschen bedanken, die in unserem Gesundheitssystem und im Pflegebereich tätig sind. Ich möchte allen Polizistinnen und Polizisten, den Mitgliedern des österreichischen Bundesheeres und auch den Zivildienern dafür danken, dass sie in dieser Ausnahmesituation für die öffentliche Sicherheit, aber auch für die Versorgungssicherheit da sind. Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die einen Beitrag leisten, dass die Versorgung in Österreich funktioniert. Von der Landwirtschaft, die Lebensmittel produziert, über alle, die für Logistik und Lieferketten zuständig sind, aber auch diejenigen, die dann in Supermärkten verkaufen und arbeiten und direkt an der Front sind. Ich möchte heute allen Menschen danken, die in unserem Land trotz der schwierigen Bedingungen arbeiten gehen und die Wirtschaft dort, wo es möglich ist, am Laufen halten. Und ich möchte all jenen Danke sagen, die zuhause bleiben können und das auch tun und somit die Ansteckungsgefahr in Summe reduzieren.

Situation ist eine schwierige

Liebe Österreicherinnen und Österreicher, ich bin mir vollkommen bewusst, dass die Situation eine schwierige ist. Ich verstehe, dass Menschen, die alleine sind, von der Außenwelt fast abgeschnitten sind, isoliert sind, eine unglaubliche Einsamkeit verspüren. Und ich verstehe, dass es auf der anderen Seite für Familien, die zwar gemeinsam sind, aber vielleicht auf engem Raum zusammenwohnen müssen, irrsinnig schwierig ist, alles unter einen Hut zu bringen. Die Familie, das Ersetzen von dem, was in der Schule nicht stattfinden kann und dann auch in vielen Fällen noch die Arbeit oder manchmal auch die Arbeit per Teleworking. All diese Situationen sind extrem herausfordernd. All die Maßnahmen kosten Kraft und zehren an unser aller Energie und die Situation ist schwierig. Aber all das ist notwendig.

Sorge hinsichtlich Osterwoche

Ich hab ein Stück weit Sorge, wenn ich auf die nächste Woche blicke. Die Osterwoche ist eine, die viele Menschen als eine Zeit schätzen, wo man auf Urlaub fährt, die Familie besucht, im Kreis der Familie oder sogar noch darüber hinaus feiert. Und ich bitte Sie inständig: Agieren Sie dieses Mal anders. Lassen wir all das, was wir schätzen, heuer zu Ostern aus, um uns und unsere Liebsten zu schützen. Verzichten wir auf Familienfeiern und Zusammenkünfte, weil genau das die größte Gefahr für die Menschen ist, die uns am Herzen liegen.

Ich bin mir vollkommen bewusst, dass all diese Einschränkungen schwerfallen. Aber diese Einschränkungen sind notwendig, damit wir die Freiheit wieder erlangen, die wir gewohnt sind. All diese Einschränkungen sind notwendig, damit wir bald schon wieder das Leben führen können, das wir so lieben. Und all diese Einschränkungen sind notwendig, damit wir das Leben auch mit den Menschen führen können, die wir so lieben und nicht Menschen ihr Leben verlieren, die es nicht verlieren müssten.

Nachhaltig positive Entwicklung benötigt, nicht nur ein Trend

Sehr geehrte Damen und Herren, ich verspreche Ihnen, dass wir als Bundesregierung alles Menschenmögliche tun werden, damit wir gut durch diese Krise kommen. Und ich verspreche Ihnen auch, dass wir alles Menschenmögliche tun werden, dass wir schnell wieder aus dieser Krise herauskommen. Daher bitte ich Sie alle: Beobachten wir gemeinsam in den nächsten Tagen die Zahlen. Ziehen wir keine voreiligen Schlüsse aufgrund einiger positiver Signale. Es braucht nicht nur einen Trend, es braucht eine nachhaltige positive Entwicklung. Wir werden als Bundesregierung am Sonntag die Zahlen bewerten und dann gemeinsam mit Experten versuchen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Wir wollen ALLE schnell aus der Krise

Klar ist: Wir wollen schnellstmöglich wieder aus dieser Krise herauskommen. Aber sicherlich nicht so schnell und um den Preis, dass uns dann das passiert, was in anderen Ländern gerade stattfindet, nämlich Krankheit, Leid und Tod. Wir wollen schnellstmöglich aus dieser Krise herauskommen, aber nur so schnell, wie es verantwortungsvoll und machbar ist. Und daher kann ich jetzt schon ankündigen, dass wir Sie am Montag umfassend über unsere Entscheidungen, die wir am Sonntag treffen werden, informieren werden. Ich kann Ihnen versprechen, dass wenn die Zahlen es hergeben, wir alles tun werden, um schrittweise wieder zur Normalität zurückzukehren. Wir werden bei diesen Schritten mit dem Handel beginnen, aber ich bitte Sie um Verständnis, dass wenn auch wenn die Entwicklung eine gute ist, diese schrittweise Rückkehr schrittweise erfolgen wird und behutsam erfolgen wird, damit wir auch unsere Gesundheit in unserem Land schützen.

Rückkehr mit Begleitmaßnahmen

All diese Rückkehr zur Normalität wird verbunden sein mit Begleitmaßnahmen. Zum Ersten mit dem Schutz der Risikogruppen und der besonders gefährdeten Menschen, der älteren Bevölkerung. Zum Zweiten durch einen Kulturwandel: Abstand halten und Masken tragen. Ich weiß, das ist nicht angenehm. Ich weiß, das ist fremd. Aber es ist notwendig, um andere zu schützen. Und ich finde es gut, dass die Politik hier auch mit gutem Beispiel vorangeht, denn die Politikerinnen und Politiker stehen nicht über den Regeln, die für die Bevölkerung gelten. Und zum Dritten: Containment. Containment im Sinne von Tracking, einer möglichst breiten und schnellen Testung und der Isolation all jener, die sich potenziell angesteckt haben. Ich habe den Gesundheitsminister und die Bundesländer gebeten, alles zu tun, um dieses professionelle Containment auch so vorzubereiten, dass es funktioniert sobald wir den Betrieb wieder hochfahren. Damit nämlich dann, wenn es Glutnester gibt, diese Glutnester schnell isoliert und gelöscht werden können und nicht auf jeden einzelnen Fall sofort wieder ein Flächenbrand folgt.

Pandemie mit wirtschaftlichen Folgen

Sehr geehrte Damen und Herren, die Corona-Krise, dieses Virus, bringt Krankheit, Leid und Tod in Österreich und in anderen Ländern der ganzen Welt. Und darüber hinaus bringt es eine weltweite Wirtschaftskrise, wir wir sie alle noch nicht erlebt haben. Gesunde Unternehmen stehen vor dem Zusammenbruch und Menschen, die sich nichts zuschulden kommen haben, verlieren ihren Arbeitsplatz. Wir haben daher als Bundesregierung sofort entschieden, 38 Milliarden in die Hand zu nehmen, um Hilfsgelder für die Unternehmen und für die Menschen zur Verfügung zu stellen und diese Situation zu entschärfen und sicherzustellen, dass wir durch diese Krise kommen. Unser Zugang ist klar: Koste es, was es wolle! Wir werden alles tun, was notwendig ist, um Arbeitsplätze zu schützen und den Wirtschaftsstandort Österreich gut durch diese Krise zu führen. Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen und alles tun, um gemeinsam die österreichische Wirtschaft wieder so stark zu machen, wie sie vor der Krise war.

Und sehr geehrte Damen und Herren, ich wünsche mir, dass ich gemeinsam mit Ihnen in einem Jahr zurückblicken kann und dass wir gemeinsam feststellen: Wir haben die Krankheit besiegt, wir haben gemeinsam Leben gerettet und wir haben es geschafft, dass der Wirtschaftsstandort Österreich ein Comeback feiert.

Durchhalten unumgänglich!

Damit das gelingt, habe ich aber eine große Bitte an Sie, die die Voraussetzung dafür ist: Bitte halten Sie durch, damit all das möglich ist. Ich garantiere Ihnen, Österreich wird diese Krise überstehen. Österreich wird besser durch diese Krise kommen als andere Länder. Österreich wird schneller aus dieser Krise herauskommen als andere Länder. Aber nur, wenn wir zusammenstehen und wenn wir vor allem eins tun, nämlich in den nächsten Wochen durchhalten.
Vielen Dank.

Quelle: Facebookseite Bundeskanzler, 4. April 2020

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