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Alles Feuerwehr mit Playmobil → eine unglaubliche Sammlung

Der 54-jährige Jörg Jansen aus dem deutschen Iserlohn hat ein ganz spezielles Hobby. Seit 1992 hat er vor allem die Kinderbrandschutzerziehung über. Fehlende Feuerwehrfiguren bei der Demonstration eines Rauchhauses war der Start für eine unglaubliche Leidenschaft, der inzwischen über 1.000 Figuren, Fahrzeuge und Anhänger erwachsen sind.

Text: Jörg Jansen und Hermann Kollinger
Fotos: Jörg Jansen

Seit 32 Jahren ist der Iserlohner Jörg Jansen, der hauptberuflich als Installateur bei den dortigen Stadtwerken tätig ist, Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Vier Jahre nach seinem Eintritt im Jahr 1988 hat er damit begonnen, in Kindergärten im Löschbezirk die Brandschutzerziehung zu übernehmen.

Rauchhaus war nicht realistisch genug

2000 hat Jansen ein Rauchhaus gebaut, um den Kindern das richtige Verhalten im Brandfall, die Ausbreitung von Brandrauch im Haus, die Funktion eines Rauchmelders sowie die Rettungsmöglichkeiten der Feuerwehr besser darstellen zu können. «Es fehlte mir aber immer ein wichtiger Punkt», sagt Jansen. «Das Ganze war nicht feuerwehrlastig. Da ich das Rauchhaus mit einer Playmobil-Einrichtung ausgestattet habe, musste natürlich die Playmobil-Feuerwehr her!» Nach einer Drehleiter und dem Löschfahrzeug folgte der Rettungswagen.

«So kam mir der Gedanke, eine komplette Rettungsszenerie an meinem Rauchhaus darzustellen. Nur gab es nicht so viele Fahrzeuge, Figuren und Ausrüstungsteile. Also habe ich dann damit begonnen, diese benötigten Utensilien selbst durch Umlackieren, Bekleben oder Umbauen zu kreieren», so der 54-Jährige zum Brennpunkt. Das war der Start für ein Projekt, das sich zur Leidenschaft entwickelt hat und bis heute eine ungebrochene Intensität aufweist. Auch zeitkritische Themen wie die Corona-Krise hat der Bastler inzwischen in seinem Portfolio.

Von der Handdruckspritze bis zum Teleskopmast

Inzwischen sind fast zwei Jahrzehnte ins Land gezogen. Aus der ersten Ausstattung für das Rauchhaus haben sich inzwischen mehr als 1.000 Figuren sowie über 100 Fahrzeuge, Anhänger, Abrollbehälter und dergleichen angesammelt!

Alle sind einzigartig, denn nicht im Handel erhältlich. Sie wurden umlackiert, beschriftet und zum Teil auch umgebaut oder sogar mit eigenen Aufbauten versehen, um die Fahrzeuge realistisch aussehen zulassen. Oberstes Gebot war jedoch, den typischen Playmobil-Charakter nicht zu verlieren.

Modellbau für „Grobmotoriker“

«Ich mache Modellbau für „Grobmotoriker“. Wenn mal Playmobilteile nicht weiterhelfen, greife ich auf alles Mögliche zurück. So wird aus einer Cremedose ein Pulverbehälter oder aus einem Abflussrohr ein Großventilator. Auch Lego-Teile finden Verwendung», sagt der Playmobil-Expertenbastler. Die Ausrüstung wird teilweise ebenfalls selbst gebaut. Dabei wird es etwas schwieriger, da Playmobil keinen eigenen Maßstab hat. So ist beispielsweise die Motorkettensäge so groß, dass ein Gerätefach in dem Fahrzeug schon fast voll ist.

Daher baue ich dann nur die fahrzeugrelevanten Features ein wie Atemschutzgeräte, Schlauchhaspeln usw. Hierbei kommen dann auch andere Gegenstände zur Verwendung. So sind die Hebekissen aus Fahrradschlauch, der Powermoon aus einem Tischtennisball, beim Abrollbehälter Pulver kamen die Pulverbehälter vom Innenleben der Kinder- Überraschungseier. Der Trennschleifer besteht aus einer Playmobil-Kettensäge, Plastikresten und einem Einkaufswagenchip. Der Akkuteil der Akku-Schere und des -Spreizers bestehen aus einer Heckenschere. Die Schläuche sind allerdings aus Paracord (Fallschirmleine). 100 Sandsäcke sind mit Vogelsand gefüllt und wurden von meiner Frau genäht.

«Soweit es aber irgendwie möglich ist, verwende ich Playmobilteile“», erzählt Jansen weiter. «Die Fahrzeuge, Figuren und Häuser habe ich zum Teil im Internet ersteigert, auf Flohmärkten erworben oder beim örtlichen Spielwarenhändler gekauft. Ersatz- und Kleinteile beziehe ich dann direkt bei Playmobil.»

Gebaut wird, was zu finden ist

Gebaut wird vom Iserlohner Feuerwehrmann im Grunde alles, was bei den Feuerwehren und an Einsatzstellen in Deutschland zu finden ist. Einiges stellt er auch in einigen Dioramen dar.

Eigenes Feuerwehrdesign

Um einen einheitlichen Look zu erreichen, erfand Jansen sein eigenes Feuerwehrdesign an den Modellen. Die Beschriftung „Feuerwehr Stübbeken“ mit dem alten Letmather Stadtwappen ist eine Hommage an seine Löschgruppe. Eine Leitstelle und eine Atemschutzübungsstrecke mitsamt Werkstatt, Deichbruch, Verkehrsunfall, verschiedene Brandeinsätze und vieles mehr können dargestellt werden.

Mit dem Playmobil-Hersteller Geobra Brandstätter steht der Feuerwehrbastler ebenfalls in Kontakt und hat eine CD mit Fotos meiner Fahrzeuge nach Zirndorf geschickt. Die Rückmeldung der Pressestellen-Leiterin war positiv, sie fand alle Fahrzeuge und Ausrüstungsteile sehr gelungen. Jansen erhielt somit die Genehmigung, seine Modelle öffentlich ausstellen zu dürfen. Dieses hat urheberrechtliche und markentechnische Gründe und ist auf jeden Fall abzuklären.

Ausstellungen klären Kinder und Erwachsene auf

2008 stellte Jansen seine Sammlung erstmals bei einem Fest einer benachbarten Feuerwehr aus. Dann ging es recht schnell, erklärt Jansen weiter: «Der Zuspruch war so groß, dass ich weitere Anfragen von Feuerwehren bekam. So wurden die Ausstellungen immer weiter verbessert. Nahezu jedes Thema in Sachen Feuerwehr und Rettungsdienst kann ich mittlerweile darstellen. Ziel bei meinen Ausstellungen ist es in erster Linie, den Kindern und Erwachsenen die Arbeit der Feuerwehr zu erklären und auch Werbung dafür zu machen.».

Die Dioramen sind kindgerecht entschärft. Sie sollen einen Einsatz zwar möglichst realistisch darstellen, jedoch kein Grauen verbreiten. So ist das Opfer eines Verkehrsunfalls bereits erstversorgt und der Patient kann wieder lachen. Auch das leidige Thema „Gaffer an Einsatzstellen“ darf nicht fehlen, um die Leute zum Nachdenken anzuregen.

Etwa zweieinhalb Stunden dauert der Aufbau einer Ausstellung, da jede Präsentation anders ist und individuell an die Örtlichkeiten angepasst wird. Etwa neun Meter Tischlänge werden dazu benötigt. Es kann natürlich auch mehr sein. So benötigt Jansen mehrere Stunden, um eine Ausstellung zusammenzustellen und transportsicher zu verpacken. Die Dioramen werden vorher zusammengestellt und fotografiert.

Um eine Ausstellung auch attraktiv zu gestalten, gibt es neben Fahrzeugen und Dioramen auch eine „Deko-Abteilung“. Hierbei kommen echte Strahlrohre, Funkmelder und auch ein umgebautes Atemschutzgerät als optische Schmankerl zum Einsatz. Und die große Feuerwehr-Figur war ursprünglich mal ein Ritter. Seine Frau Martina bietet großartige Unterstützung bei den Ausstellungen. Auch sie wurde inzwischen mit dem „Playmobil-Virus“ infiziert.

Planspiele bei der Feuerwehr

Mittlerweile kommt die Sammlung auch für Planspiele im Feuerwehrunterricht bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr, aber auch bei den „Großen“ zum Einsatz. Auch dafür wurde spezielle Ausrüstung zusammengestellt und ein einzigartiges, mehrstöckiges Haus gebaut.

Wie ein Fahrzeugmodell entsteht

Playmobil baut Kinderspielzeug und keine 100 %-Kopie der Realität in einem gewissen Maßstab. «Trotzdem baue ich keine Fantasie-Fahrzeuge. Ich versuche, mich an der Realität zu orientieren! Allerdings baue ich kein spezielles Fahrzeug nach, da es von Playmobil keine Marken wie MAN, Mercedes, Iveco, Rosenbauer, Ziegler und dergleichen gibt!». Der 54-Jährige geht somit wie folgt vor: Als Erstes kommt die Idee für ein Fahrzeug. Dann wird im Internet nach Fotos von passenden Fahrzeugen oder Geräten gesucht.

So lieferten die Freiw. Feuerwehr Amstetten und die Werkfeuerwehr Chempark die Vorbildfotos für das 4-achsige Großtanklöschfahrzeug. Sind die passenden Bilder gefunden, folgt die Suche nach geeigneten Playmobil-Fahrzeugen. Der Aufbau wird dann aus Kunststoffplatten gebaut. Für den Löscharm kommen Kunststoffprofile zum Einsatz. So entstand in 50 Arbeitsstunden ein Großtanklöschfahrzeug, ein GTLF 11000.

Modell entsteht nur im Kopf

«Da die Modelle in meinem Kopf entstehen, kommt es daher in der Bauphase immer wieder zu Änderungen. So kann ich leider keine Anfragen zu Bauplänen liefern. Die Schwierigkeit besteht auch darin, dass ich beim Bau berücksichtigen muss, das Modell zum Lackieren wieder auseinandernehmen zu können», erklärt Jansen die Komplexität seiner Werke. Zum Einsatz kommt Lackspray aus dem Baumarkt, wobei der Kunststoffgrund zuvor einer Grundierung unterzogen wird. Kleine Teile werden mit Revell-Modellfarbe bemalt. Für alles, was geklebt wird, kommt UHU-Sekundenkleber und Pattex-Transparent zum Einsatz.

Die Kunststoffplatten sind aus Hartschaum-PVC während die gelben Leuchtstreifen oder die leuchtrote Folie des Rettungsdienstes aus Reststücken eines Werbegeschäftes bestehen. Diese Folie wird auch für Fahrzeugbeschriftungen und Beklebungen verwendet. Die Beschriftung macht der Bastler teilweise am PC und druckt sie auf dünnem Fotopapier bzw. transparenter Selbstklebefolie aus. Gegebenenfalls kommt auch ein Brother-P-Touch Beschriftungsgerät zur Anwendung.

Mit 1.000 ist noch lang‘ nicht Schluss

Wer glaubt, dass Jansen mit seinen über 1.000 Figuren und mehr als 100 Fahrzeugen und Anhängern etc. das Auslangen findet, der irrt. Viele Projekte sind noch in Planung. Zurzeit entstehen neue Dioramen, aber auch ein historisches Löschfahrzeug, ein 3-Achs-Tanker und ein Vorauslöschfahrzeug stehen auf der Bauliste ganz oben.

Wer mehr sehen möchte

Fotos seiner Sammlung sind bei Facebook, Instagram und YouTube zu finden. Für Anfragen steht Jörg Jansen unter der
E-Mail-Adresse family-jansen@t-online.de zur Verfügung.

Dieser Artikel war im April 2020 im Feuerwehrmagazin BRENNPUNKT zu finden

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