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D: Dramatische Hochwasserettung im Tunnel → Feuerwehrleute gerettet, Fahrzeug “ertrunken”

REUTLINGEN (DEUTSCHLAND): Zum wiederholten Mal innerhalb weniger Tage haben ab dem Montagabend, 29. Juni 2021, heftige Gewitter die Bevölkerung sowie die Rettungs- und Einsatzkräfte im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen in Atem gehalten. Das Führungs- und Lagezentrum der Polizei zählte im Zusammenhang mit dem Unwetter über 540 Notrufe.

Wenngleich der Hagelniederschlag geringer ausfiel als vergangenen Mittwoch, so sorgte der in allen Landkreisen zu verzeichnende Starkregen für enorme Wassermassen, die zu noch nicht abschätzbaren Sachschäden, zahlreichen Gefahrenstellen und Verkehrsbehinderungen führten. Vor allem im Zeitraum zwischen 19.30 Uhr und Mitternacht wurden zahlreiche Keller und Straßen überflutet, da die Kanalisation die Regenmengen schlicht nicht mehr aufnehmen konnte. Meldungen über verletzte Personen liegen dem Polizeipräsidium Reutlingen nicht vor. In Reutlingen-Betzingen schaffte es die Kläranlage nicht mehr, das ankommende Wasser aufzunehmen und lief über. Auch das Flachdach eines rund 800 Quadratmeter großen Anbaus einer Firma in der Senefelder Straße in Metzingen hielt dem Starkregen nicht Stand und brach gegen 20.20 Uhr zusammen. Personen befanden sich zu diesem Zeitpunkt nicht darin.

Glücklicherweise unbesetzt war auch ein Pkw in Ostfildern-Ruit, auf den kurz nach 22 Uhr ein Baugerüst stürzte. In Ostfildern-Nellingen, Wolfschlugen und Neuhausen wurden weitere geparkte Pkw von umstürzenden Bäumen beschädigt. Aufgrund von Hochwasser evakuiert werden musste ab 4.20 Uhr ein Seniorenheim in Aichtal-Aich, weshalb es auch dort zu einem Großeinsatz der Rettungs- und Einsatzkräfte kam.

Menschenrettung im Tunnel, dann Feuerwehrauto geflutet

Hochwasserbedingt mussten auch der Flughafentunnel (B 312), der Plieninger Tunnel sowie der Tunnel der B 27 bei Dußlingen gesperrt werden. In letzterem stieg das Wasser zu Hochzeiten bis fast an die Tunneldecke an. Autofahrer, die dort mit ihren Fahrzeugen in den Fluten stecken geblieben waren, wurden durch die Feuerwehr und die DLRG mit Booten gerettet.

Die Feuerwehr Dußlingen berichtet: Im Verlauf der Einsätze am Montag ereilte uns die Nachricht, es befänden sich noch Personen im Tunnel. Daraufhin eilte eine Gruppe von Kameraden in unserem HLF zur Einsatzstelle. Zu diesem Zeitpunkt war der Tunnel noch nicht vollgelaufen und eine Katastrophe dieses Ausmaßes nicht abzusehen. Die Wassermassen stiegen völlig unvorhersehbar rasant an und setzten so den Pkw komplett unter Wasser. Der Fahrer des Wagens konnte in letzter Minute auf das Dach des Löschfahrzeuges gerettet werden. Wären die Kameraden nicht zur Stelle gewesen, wäre dieser Einsatz, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, nicht so glimpflich zu Ende gegangen.

Wassermassen vor dem Tunnel

Als dann selbst das Dach des Einsatzfahrzeugs überflutet wurde, machten sich die Kameraden bereit, aus dem Tunnel zu schwimmen und entledigten sich ihrer Einsatzkleidung. Aufgrund der starken Strömungen im Tunnel wäre dies jedoch mit einem enormen Risiko verbunden gewesen. Wir sind unfassbar erleichtert, dass die vier Kameraden und der Fahrer des Pkw vorher durch Boote des Wasserrettungszuges Reutlingen- Tübingen gerettet werden konnten und alle unversehrt blieben. Umso trauriger und wütend macht es uns, dass nun diskutiert, kommentiert und provoziert wird.

Unser Löschfahrzeug ist dahin, ja das mag wohl sein. Aber das an diesem Abend dadurch ein Menschenleben gerettet werden konnte, beendet für uns automatisch jede Diskussion. Materielles kann und wird ersetzt werden, Menschen nun mal nicht. Und das im Nachhinein jeder gewusst hätte wie es besser gegangen wäre, ist ein Phänomen das wohl jeder in seinem Leben schon einmal erleben durfte.

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