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Lentia MMXIX – Das war die KAT-Schutz-Übung 2019 in Linz

LINZ (OÖ): Knapp 1.000 Feuerwehrmitglieder aus allen neun Bundesländern verdeutlichten am 5. Oktober 2019 im Großraum Linz den einmaligen Aspekt der Katastrophenhilfe durch die österreichischen Feuerwehren. Anlass war die „LENTIA MMXIX“ – die zweite bundesweite Katastrophenhilfsdienst-Übung der österreichischen Feuerwehren. Dabei standen die Logistik und das Führen bzw. das Zusammenspiel von einer Vielzahl an Einheiten im Fokus der Übungsdarstellung.

So war es für Armin Blutsch, Feuerwehrvizepräsident des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes, in der Planungsphase immer eine zentrale Überlegung,  die Großübung auf die Koordination der Einsatzkräfte wie auch auf die Arbeit der strategischen Entscheidungsebenen, im Besonderen die Stabs- und Führungsarbeit, auszurichten: „Die Idee hinter der Übung war die Darstellung der österreichweit einheitlichen Ausbildung. Wir wollen auch testen, ob die Befehlsketten landesverbandsübergreifend gut funktionieren. Und dazu braucht es eben echte Einheiten und eine Vielzahl von Feuerwehrmitgliedern vor Ort. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden.“

Von der Schlagkraft und der Reaktionsgeschwindigkeit der österreichischen Feuerwehren überzeugten sich auch Oberösterreichs Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer sowie der für die Feuerwehr zuständige Landesrat KR Ing. Wolfgang Klinger, die an der Spitze der zahlreichen Ehrengäste und Übungsbeobachter standen. Besonders groß war das internationale Interesse an dieser Leistungsschau: Höchstrangige Feuerwehrvertreter aus Deutschland, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Polen sowie eine große Abordnung aus Brasilien waren zur Übungsbeobachtung und zum Erfahrungsaustausch angereist.

Sechs Übungsszenarien

  1. In unwegsamen Gelände entwickelte sich ein Waldbrand, durch den eine angrenzende Siedlung bedroht wurde. Die Herausforderung war, das Löschwasser über mehrere Kilometer von unterschiedlichen Wasserentnahmestellen zu pumpen. Wesentlich dabei war ein konstanter Wasserdruck, um auch den gewünschten Löscherfolg erreichen zu können. Dieses anspruchsvolle Szenario forderte besonders viele Feuerwehrmitglieder.
  • Aufgrund einer technischen Störung stand die Überflutung eines Siedlungsgebietes durch die Donau im Raum. Eine Hochleistungspumpen-Einheit, welche auch für Auslandseinsätze innerhalb der EU zur Verfügung steht, hatte die Aufgabe, dies zu verhindern und hunderttausende Liter Wasser umzuleiten.
  • Mehrere Bäume knickten durch ein Starkwindereignis um und verlegten eine wichtige Verbindungsstraße. Zudem wurde bei der Erkundung festgestellt, dass sich ein Fahrzeug unter den schweren Baumstämmen befindet. Die Katastrophenhilfsdiensteinheiten hatten die Aufgabe, die eingeklemmten Personen zu retten und diesen Windbruch aufzuarbeiten.
  • Ausgelöst über Berichte einer abgängigen Wandergruppe wurde eine Personensuche eingeleitet. Die eingesetzten Feuerwehrkräfte entdeckten die völlig erschöpfte Gruppe in steilem Gelände, eine Rettung – aufgrund von Verletzungen teilweise liegend – musste über Seile und Korbtragen durchgeführt werden.
  • Ein Schiff verlor einen Container im Linzer Donauhafen, welcher durch Feuerwehrtaucher gefunden und anschließend geborgen werden musste. Um die Übung noch um ein weiteres Highlight zu erweitern, wurde ein ausgemusterter Hubschrauber ebenfalls versenkt, der von den eingesetzten Spezialisten zurück an Land gebracht werden musste.
  • Auf einem Firmengelände kam es bei Räumarbeiten zu einem Schadstoffaustritt. Die Feuerwehreinheiten bekamen den Einsatzbefehl, den Austritt dieser gefährlichen Stoffe einzudämmen und die weiteren Räumungsmaßnahmen durchzuführen. Abschließend zu diesem Szenario wurden die notwendigen Dekontaminationsmaßnahmen gesetzt.

Geräteschau am Linzer Hauptplatz

Alle neun Landesfeuerwehrverbände beteiligten sich an der Geräteschau am Linzer Hauptplatz und präsentierten das breite Spektrum der österreichischen Feuerwehr-Katastrophenhilfe.

Ziel erreicht, weitere Herausforderungen warten

Insgesamt konnten die sehr hoch gesetzten Übungsziele erreicht werden, was den hervorragenden Ausbildungsstand der österreichischen Feuerwehrmitglieder unterstreicht.

Die hohe Schlagkraft der österreichischen Feuerwehren wurde eindrucksvoll bewiesen, dass aber noch zahlreiche Herausforderungen auf das heimische Feuerwehrwesen warten, ist Feuerwehrpräsident Albert Kern bewusst: „Die österreichischen Feuerwehren sind sehr gut aufgestellt, ausgerüstet und ausgebildet. Die Herausforderung allerdings ist, immer am aktuellen Stand der Technik zu bleiben und diese – inklusive der aufwändigen Aus- und Weiterbildung – auch finanzieren zu können. Wir werden aufgrund neuer Technologien immer intensiver gefordert, ohne viel Einfluss darauf zu haben.

Somit müssen auch die Rahmenbedingungen regelmäßig überarbeitet und neu definiert werden. Ein kleiner Schritt ist uns mit der Einführung des Bonussystems gelungen, um Arbeitgeber zu motivieren, ihre ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter zu Großeinsätzen während der Dienstzeit gehen zu lassen. Aber auch hier müssen wir dranbleiben, denn zusätzlich zu den Angestellten sollten auch Selbständige und Landwirte von diesem Bonus profitieren können.“


So fordert der Österreichische Bundesfeuerwehrverband gemeinsam mit den neun Landesfeuerwehrverbänden auch die Aufstockung der finanziellen Mittel aus dem Katastrophenfonds und der Feuerschutzsteuer, um den gewohnt hohen Qualitätslevel auch in der Zukunft auf zumindest gleich hohem Niveau halten zu können.

Seit dem Jahr 2013 ist der garantierte Mindestbetrag für die Feuerwehren mit 95 Millionen Euro gedeckelt. Diese Deckelung soll auf 130 Millionen Euro angehoben werden. Die Indexanpassung und auch die Kosten für die Ausbildung werden seit Jahren nicht berücksichtigt. Die Hilfeleistungen bei Großschadenslagen werden von Jahr zu Jahr mehr, die Technik muss stets weiterentwickelt und natürlich intensiv serviciert werden. Dadurch steigt auch der Schulungsaufwand.

Links

Feuerwehrfotos.com
FlickR-Seite des Österr. Bundesfeuerwehrverbandes
Oö. Landes-Feuerwehrverband

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