Medien / Fotografen

Schweiz: Höchste Hochwasser-Gefahrenstufe per 14. Juli 2021 erreicht

Die Regenfälle und Gewitter der vergangenen Tage haben Seen und Flüsse weiter ansteigen lassen. So haben der Vierwaldstättersee, der Thunersee und der Bielersee per 14. Juli 2021 die höchste Gefahrenstufe 5 erreicht.Verschiedene Rutschungen haben Verkehrswege unterbrochen. Betroffen war auch der Bahnverkehr. Die Hochwasserlage dürfte sich erst im Laufe der nächsten Woche allmählich etwas entspannen. Die Bundesbehörden verfolgen die Situation laufend und stehen in engem Kontakt mit den kantonalen Behörden.

Die starken Regenfälle der vergangenen Tage haben die Hochwassersituation in verschiedenen Regionen der Schweiz verschärft und zu markanten Pegelanstiegen an Flüssen und Seen geführt. Zwischen Montag- und Dienstagabend sind auf der Alpennordseite verbreitet 40 bis 70 mm, in der Gotthardregion 90 bis 150 mm und im westlichen Tessin zum Teil 150 bis 200 mm Regen gefallen.

In der Nacht auf Donnerstag, 15. Juli 2021, wird die nächste intensive Niederschlagsphase erwartet. Dabei fallen am Alpennordhang im Unterwallis, am Jura und in der Nordwestschweiz verbreitet 50-80 und Alpennordhang mit gewittrig durchsetztem Niederschlag lokal bis 100 mm Niederschlag. Die Niederschläge lassen am Donnerstagabend aus Westen allmählich nach. Den Alpen entlang im Westen am Freitagmorgen und in den östlichen Landesteilen am Freitagabend.

Höchste Gefahrenstufe erreicht

Mit den großen Regenfällen sind die Pegel seit Dienstag, 13. Juli 2021, nochmals stark angestiegen und damit auch die Gefahrenstufen: So gilt am Bieler-, Thuner- und Vierwaldstättersee die höchste Stufe 5, sehr große Hochwassergefahr. Die Seen können vielerorts über die Ufer treten. Große Hochwassergefahr (Gefahrenstufe 4) gilt zurzeit am Brienzer- und Zürichsee sowie an der Aare unterhalb des Thunersees, der Reuss und dem Hochrhein. An der Aare unterhalb des Bielersees und der Limmat herrscht erhebliche Hochwassergefahr (Gefahrenstufe 3). Die Seen werden voraussichtlich erst am Samstag, 17. Juli 2021, ihren maximalen Stand erreichen. Es wird mehrere Wochen dauern, bis sich die Situation beruhigt. Wegen des Hochwassers wurde der Gotthardtunnel zeitweise gesperrt. In Basel ist die Rheinschifffahrt eingestellt.

Vergleichbare Situation zuletzt im Jahr 2005 mit einer ähnlicher Wetterlage

Im Vergleich zum extremen Hochwasser 2005 sind aber die bisherigen Schäden deutlich kleiner und dank der getroffenen Maßnahmen kann die Lage besser bewältigt werden. Seit dem Hochwasser 2005 haben Bund und Kantone den Hochwasserschutz verbessert und insgesamt 4.5 Milliarden Franken investiert. Der Bund hat die Hochwasservorhersagen und -Warnungen ausgebaut und etabliert sowie neue Gefahrengrundlagen wie die Oberflächenabflusskarte erarbeitet. Neben der Beseitigung der damals erkannten Schutzdefizite an vielen Fließgewässern, haben Kantone und Gemeinden seither die Abläufe im Ereignisfall verbessert und Fachspezialisten und Einsatzkräfte geschult.

Das Bundesamt für Umwelt ist für die hydrologischen Vorhersagen und Warnungen zuständig. Ein Team von Fachleuten beobachtet die Lage rund um die Uhr, erstellt Prognosen für die Schweizer Gewässer und informiert laufend. Das BAFU steht mit weiteren Bundesstellen und Kantonen in ständigem Kontakt.

Rutschungen und Murgänge

Die Schweiz ist praktisch flächendeckend vom Hochwasser betroffen. An vielen Orten gab es Schäden wegen Oberflächenabfluss. Die Böden sind wegen den anhaltenden Niederschlägen gesättigt und es drohen erneut Erdrutsche und Murgänge, insbesondere im Westen und im Norden der Schweiz sowie in den Alpen. Verschiedene Murgänge haben bereits zu Verkehrsbehinderungen geführt. Der Grimsel- und der Sustenpass waren wegen der Gefahr von Murgängen geschlossen. Am Genfersee ist die Strasse zwischen Cully und Rivaz mehrere Tage unterbrochen. Der Autoverlad am Furka/Oberalp war zeitweise eingestellt.

Richtiges Verhalten bei Hochwasser

Dank gezielten Vorbereitungen und entsprechendem Verhalten vor, während und nach einem Hochwasser können Schäden vermieden oder vermindert werden. Wer in einem hochwassergefährdeten Gebiet wohnt, sollte deshalb frühzeitig gezielte Vorbereitungen treffen und sein Verhalten auf diese Gefahren abstimmen. Wichtige Informationen finden sich auf naturgefahren.ch, detaillierter auf hydrodaten.admin.ch sowie der MeteoSwiss App und AlertSwiss.

Hochwasser Nidwalden NW – Die Bevölkerung wird gebeten Schutzmaßnahmen zu treffen

Für die Region um den Vierwaldstättersee herrscht eine sehr große Hochwassergefahr (höchste Gefahrenstufe). Die Bevölkerung wird gebeten, die Verhaltensempfehlungen zu befolgen und Schutzmaßnahmen zu treffen. In Stansstad ist der Dorfplatz aufgrund des Wasserstandes großräumig abgesperrt. Auch in anderen Gemeinden sind Straßen und Wege aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Die jüngsten Niederschläge haben den Seepegel des Vierwaldstättersees kritisch ansteigen lassen. Am Mittwoch, 14. Juli, 10.30 Uhr, lag dieser bei 434.71m, noch rund 50 Zentimeter unter dem Höchststand beim Jahrhunderthochwasser 2005. Es muss aufgrund der Wetterprognosen damit gerechnet werden, dass sich die Lage in der zweiten Wochenhälfte weiter zuspitzen wird. Für den Vierwaldstättersee gilt aktuell die höchste Hochwassergefahrenstufe. Die erwarteten Niederschlagsmengen können auch wieder Bäche anschwellen lassen und für Überflutungen sorgen. Ebenso drohen in Hanglagen Rutschungen und Murgänge aufgrund des gesättigten Bodens. Die Bevölkerung wird daher gebeten, sich an die Verhaltensempfehlungen der Behörden zu halten (siehe weiter unten).

Die Einsatzkräfte kontrollieren Seeufer und weitere Gewässer, sperren nötigenfalls Bereiche, Wege und Strassen ab und treffen laufend Schutzmassnahmen, um das Schadenpotenzial zu minimieren. Einzelne Überflutungen in Uferbereichen im Kanton Nidwalden sind im Verlauf vom Dienstag, 13. Juli, erstmals aufgetreten. Auf dem Dorfplatz in Stansstad hat der Wasserstand weiter zugenommen. Die Absperrungen mussten am Mittwoch grossräumiger vorgenommen werden. Für betroffene Anwohner ist die Zufahrt zu den Liegenschaften nur sehr eingeschränkt möglich. Absperrungen sind unter anderem auch beim Seeweg und Aawasseregg in Buochs vorgenommen worden.

Besitzer von gefährdeten Objekten werden gebeten, Vorkehrungen zu treffen und Hochwasserschutzvorrichtungen zu montieren. Private können bei der Stützpunktfeuerwehr Stans (Obere Spichermatt 10) Sandsäcke für Präventionsmassnahmen beziehen. Diese müssen eigenständig abgeholt werden, es finden keine Lieferungen statt. Aufgrund der Hochwassersituation können Strassen nur eingeschränkt befahrbar oder gesperrt sein. Halten Sie sich an die Anweisungen der Einsatzkräfte und informieren Sie sich über die gängigen Kanäle über die Verkehrslage. Die Kantonsstrasse zwischen Stans und Engelberg ist nördlich der Parketterie Wolfenschiessen nur einspurig befahrbar, im Gebiet Bannerlen besteht die Gefahr von weiteren Erdrutschen sowie Steinschlag. An heiklen Stellen sind zum Schutz der Strasse Jersey-Elemente installiert worden, die Gefahrenstellen werden laufend beobachtet.

Die Strasse zwischen Emmetten und Seelisberg ist im Bereich des Dürrensees gesperrt, der Verkehr wird wechselseitig über eine einspurige Notstrasse geführt. Die Strasse zwischen Emmetten und Seelisberg steht am Mittwochnachmittag, 14. Juli 2021, beim Dürrensee unter Wasser. Der Bahnverkehr zwischen Wolfenschiessen und Engelberg bleibt aufgrund der Schäden des Unwetters vom 10. Juli bis mindestens Freitag, 16. Juli, unterbrochen. Die Zentralbahn fährt mit Ersatzbussen zwischen Dallenwil und Engelberg. Infolge des Hochwassers fahren aktuell keine Züge zwischen Hergiswil und Giswil. Es verkehren Ersatzbusse.
Die Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee ist vorübergehend eingestellt. Auch der Fährbetrieb Beckenried-Gersau ist vorübergehend eingestellt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert