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Bayern: Starkregen führt zu hunderten Einsätzen, neue Hochwasserpumpen mehrfach gefordert → Rückblick Traunstein Juli 2021

LANDKREIS TRAUNSTEIN (BAYERN): Am 18. Juli 2021 sind über Teile des Landkreises Traunstein Regenschauer mit rund 30 Litern Regenmenge pro Quadratmeter gezogen, die vielerorts zu überschwemmten Straßen und vollgelaufenen Kellern geführt haben. Insgesamt waren fast 1.000 Einsatzkräfte der heimischen Feuerwehren in den letzten Tagen im Einsatz. Die neuen Hochleistungspumpen des Landkreises sind erst wenige Wochen einsatzbereit und waren mehrfach gefordert und die Feuerwehr-Führungsstellen haben ihren ersten Belastungstest bestanden.

Von Hubert Hobmaier

In den Nachmittags- und Abendstunden des Sonntag, 19. Juli 2021, stabilisierte sich die Lage auf Grund des Dauerregens und die Verantwortlichen konnten ein erstes Mal aufatmen, dass der Landkreis Traunstein insgesamt glimpflich davongekommen ist.

Hochwasserschutz Bergen

Mit dem einsetzenden Starkregen kam es insbesondere im Bereich der Stadt Traunstein zu einer Einsatzhäufung, die den Einsatz aller fünf städtischen Wehren forderte. Die Regenfront ist dann Richtung Süden abgezogen und hat zu zahlreichen Einsätzen insbesondere in den Gemeinden Siegsdorf, Vachendorf, Bergen, Inzell und Reit im Winkl geführt.

Zwei Einsatzschwerpunkte

In Traunstein entwickelten sich dabei zwei Einsatzschwerpunkte. Im Bereich des Schwimmbades drohte der Rötelbach durch den massiven Zufluss über die Ufer zu treten und den Ortsteil Daxerau zu überschwemmen.

Pumpeneinsatz Tittmoning

Dabei konnten die örtlichen Feuerwehrkräfte zusammen mit den Einsatzkräften einer Hochleistungspumpe den Abfluss so weit erhöhen, dass die Gefahr einer Überflutung gebannt wurde. In Gamm trat indes der Grundbach über die Ufer und gefährdete unteranderem mehrere Wohn- und Geschäftsgebäude. Hier wurde zusätzlich die Feuerwehr Surberg alarmiert, um neben Tauchpumpen mittels Sandsäcken Schutzmaßnahmen einzuleiten. Darüber hinaus waren die Feuerwehren Haslach, Hochberg, Kammer, Traunstein und Wolkersdorf im gesamten Stadtgebiet bei mehreren vollgelaufenen Kellern im Einsatz.

Traunstein Daxerau

Noch überschaubare Lage

Mehr als 100 Feuerwehrkräfte waren in der Gemeinde Siegsdorf im Einsatz. Sie mussten rund 65 unterschiedliche Einsatzstellen abarbeiten. Dabei waren in den meisten Fällen vollgelaufene Keller der Grund für das Tätigwerden der Feuerwehren Siegsdorf, Hammer, Vogling und Eisenärzt. Zudem waren mehrfach Straßen wie beispielsweise der Bahnübergang in Eisenärzt überflutet. In Vachendorf musste die Feuerwehr zu etwa zehn Einsatzstellen ausrücken. 25 Aktive der Feuerwehr Bergen waren zu sechs Einsätzen alarmiert worden. Unteranderem bauten sie für den Ort zusammen mit den Kräften der Wasserwacht ein Hochwassersicherungssystem auf. Die Feuerwehr Holzhausen musste ebenfalls zu mehreren vollgelaufenen Kellern und überschwemmten Straßen ausrücken und ein von den Wassermassen bedrohtes Haus schützen.

Sandsackdamm Bereich Siegsdorf

Lage spitzt sich zu

In den späten Nachmittagsstunden spitze sich die Lage im Bereich Inzell nochmals deutlich zu. Binnen weniger Minuten Starkregen waren dutzende Keller vollgelaufen. Rund 25 Personen wurden in Sicherheit gebracht. Diese kamen allesamt bei Verwandten und Bekannten unter. Insbesondere waren in der Froschseestraße zahlreiche Häuser betroffen. Rund 250 Einsatzkräfte waren bis tief in die Nacht mit dem Aufräumarbeiten beschäftigt. Darüber hinaus wurden auch zwei der Hochleistungspumpen angefordert, die dann aber nicht mehr zum Einsatz kamen.

Landrat, Kreisbrandrat und Bürgermeister Tittmoning informieren sich über die Lage vor Ort.

Überörtliche Hilfe angefordert

Neben der örtlichen Feuerwehr waren die Feuerwehren Siegsdorf und Marquartstein mit Sandsäcken vor Ort. Zusätzlich waren aus dem gesamten Landkreis Teileinheiten der Feuerwehren Chieming, Surberg, Pierling, Traunreut, Übersee, Staudach, Reit im Winkl, Ruhpolding und Oberwössen alarmiert worden. Das Bayerische Rote Kreuz war neben der rettungsdienstlichen Absicherung mit einer Betreuungseinheit vor Ort. Zudem wurden Wasserrettungseinheiten der Wasserwacht und der DLRG in den Bereich entsandt. Die Einsatzmaßnahmen in Inzell dauerten bis in die frühen Morgenstunden wobei nach und nach die überörtlichen Einsatzkräfte entlassen werden konnten.

In den übrigen Gemeinden im südlichen Landkreis Traunstein waren die Feuerwehren ebenfalls bei mehreren Einsätzen gefordert. Auch hier galt es Wasser aus Kellern zu pumpen, Straßen von Schlamm und Sand zu befreien und die örtlichen Bauhöfe sowie die Straßenmeistereibetriebe bei den Straßensperren zu unterstützen. Nachdem das rund dreißigminütige Starkregenband abgezogen war, konnte vielerorts schnell wieder Entwarnung gegeben werden. Insbesondere die Pegel an den kleineren Bächen aber auch an der Traun sind kurzzeitig nochmals angestiegen und haben Meldestufen erreicht, die jedoch zu keinen größeren Ausuferungen geführt haben.

Einsatz Inzell

Führungsstellen aufgerufen

Darüber hinaus wurden die Führungsstellen Achen (Feuerwehr Rottau), Chiemsee (Feuerwehr Erlstätt) und Salzach (Feuerwehren Fridolfing und Pietling) aufgerufen, die die Maßnahmen vor Ort unterstützt haben und beispielsweise Sandsäcke organisiert oder Nachforderungen durchgeführt haben. Zudem haben sie in ihrem Bereich eine Lageübersicht geführt und die Einsatzleitungen in den Gemeinden beratend zur Seite gestanden. Im Casino des Landratsamtes wurde mit mehreren Mitgliedern der Kreisbrandinspektion die „Einsatzleitung Feuerwehr“ aufgebaut.

Stabsraum Casino-Landratsamt

Dort liefen die Fäden aus dem gesamten Landkreis zusammen, um der Vielzahl an Hilfeersuchen gerecht zu werden und geordnete Kommunikations- und Organisationswege sicherzustellen.

Sammelplatz eingerichtet

Als Sammelplatz für die überörtlichen Einsatzkräfte wurde das Gewerbegebiet Aiging ausgewählt. Dort haben sich die einzelnen Fahrzeuge versammelt und sind als geschlossene Einheit in die Schadensgebiete ausgerückt. Dieses Verfahren hat sich in den letzten Tagen bei mehreren Einsätzen bewährt. Dies zeigte sowohl für den Hilfseinsatz im Landkreis Berchtesgaden als auch für überörtliche Anforderungen im Landkreis Traunstein als sehr hilfreich.

Bereitstellungsplatz in Aiging

Die Pressestelle der Feuerwehren im Landkreis Traunstein war in den letzten Tagen ebenfalls rund um die Uhr im besetzt und hat rund 150 telefonische und schriftliche Anfragen beantwortet. Zudem waren alle vier Bereichspressebetreuer des Kreisfeuerwehrverbandes in den Feuerwehr-Führungsstellen sowie bei den Feuerwehren vor Ort im Einsatz.

Funkraum Landratsamt-Feuerwehr-Einsatzleitung

Organisation macht sich einmal mehr bezahlt

„Diese große Flächenlage hat wieder einmal gezeigt, dass die Hilfsorganisationen bestens organisiert sind und selbst kritische Einsatzentwicklungen gemeistert werden“, resümiert Kreisbrandrat Christof Grundner und ergänzt, „dass sowohl die Einsatzkräfte in den Führungsstellen als auch die Mannschaften der eingesetzten Hochleistungspumpen aus Hart, Palling, Kirchanschöring, Petting, Waging, Nirnharting, Trostberg, Schnaitsee und Emertsham ihre Premiere großartig gemeistert haben. Als ich vor Ort gesehen habe mit wie viel Professionalität und Engagement in allen Orten geholfen wurde war ich wirklich zufrieden“, so der Gesamteinsatzleiter.

Kreisfeuerwehrverband Traunstein

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