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Feuerwehr → Ich habe / hatte einen Kameraden? Oder doch einen Kollegen?

Als „Kameradschaft“ bezeichnet man eine zwischenmenschliche Beziehung im Sinne einer Solidarität innerhalb einer Gruppe, früher vorwiegend unter männlichen Personen, heute allgemein. Der Begriff entstammt ursprünglich dem Militär und wird auch in der politischen Wortwahl verwendet. Teilweise wird er im allgemeinen Sprachgebrauch synonym zu dem Begriff Freundschaft verwendet.

Wie sieht’s damit heute aus? Vor allem im Internet ist mit der gepredigten Kameradschaft oft schnell Schluss, wenn man anderer Meinung ist. Eine Betrachtungsweise, die einfach mal zur Diskussion anregen soll.

Kein Thema in heiklen Situationen

Auch in der Feuerwehr findet dieser Begriff “Kameradschaft” heute nach wie vor sehr verbreitet seine Anwendung, wenngleich er wohl nur im abgewandter Form die tiefsinnige Bedeutung hat, wie er sie beim Militär aus den Kriegszeiten her mitbringt. Aber natürlich, in extremen Situationen heißt es heute noch genauso, sich voll und ganz auf den anderen zu verlassen. Der Einsatz im brennenden Gebäude innerhalb des Atemschutztrupps oder der im Seil 20 m über dem Boden hängende Höhenretter ist ein Musterbeispiel dafür.

In heiklen Situationen ist die Thematik absolut kein Ding und bedarf keiner Diskussion.

Es wird vor allem im Kreis der Feuerwehr öffentlich kaum bis gar nicht erwähnt, aber allgemein betrachtet wird wohl jeder zustimmen, wenn es heißt, dass es „menschelt“, wo viele Leute in einem Kreis miteinander arbeiten oder sich miteinander beschäftigen. Das fängt schon in der eigenen Familie mit zwei, drei Leuten an und ist in einer Kommandositzung, wo sich fünf, sechs, sieben oder noch mehr auf einen gemeinsamen Nenner ausrichten sollen, nicht anders.

Solange der Ton stimmt, wird das wohl nie anders sein und gehört bis zu einem gewissen Maß auch dazu.

Wenn der Radius größer wird

Ziehen wir dann jedoch einmal einen etwas größeren Kreis und dehnen diesen über die eigene Gemeinde auf den ganzen Bezirk aus. Wie sieht‘s hier mit der Kameradschaft aus? Entscheidungen bei Übungen und dem einen oder anderen Einsatz werden immer wieder einmal nach menschlicher Gunst und nicht nach vorhandener Kompetenz oder Gerätschaft getroffen und die eine oder andere Reiberei zählt genauso zum Standard.

Wenn die Sicht gerade bis vor die Hand reicht, Kameradschaft ist hier ungeschriebenes Gesetz.

Social media …

Vergrößern wir den Radius nun vielleicht noch etwas mehr auf das ganze Bundesland, wird‘s oft nicht besser. Vor allem dann, wenn wir nicht mehr von Angesicht zu Angesicht diskutieren oder Meinungen austauschen. Vor allem wenn wir in den sozialen Netzwerken gelandet sind, ist mit der Kameradschaft schnell Schluss oder wird den anderen eines ausgewischt – und das oft mit verbal recht ordentlichen Geschützen. Das machen sich auch politische Verantwortungsträger, an denen das ja auch nicht spurlos vorüber geht, oft auch zunutze, die Entscheidungen auf die lange Bank schieben können, wenn man verspürt, dass man sich intern sowieso schon nicht einig ist.

Kamerad oder doch “nur” Kollege?

Ich als Autor dieser Zeilen, Hermann Kollinger, hatte kürzlich testweise in einem Forum ganz bewusst einmal den Begriff des Kollegen verwendet oder beim leidigen Gafferthema gegen den Strom der deutschen Kameraden / Kollegen geschrieben. Na mit dem Kameraden war da so was von Schluss, dass es sich gewaschen hat …. Test erfolgreich.

Ein Argument mehr, vielleicht doch mal das Wort „Kollege“ zu verwenden, ohne deswegen gleich die Wertschätzung zu verlieren, da es bei der Feuerwehr ja auch gute Freunde gibt, die ich dann auch so bezeichne.

Und auch mit Kollegen kann ich zusammenarbeiten und durchaus auch Spaß haben, aber wohl nicht mit jedem geht man durch dick und dünn, wenngleich das Konzept als Ganzes immer noch perfekt funktioniert.

Im Netz schaut’s mit der hochgelobten Kameradschaft dann schon schnell etwas anders aus.

Kollege oder Kamerad? Ich denke, es sollten beide Varianten zulässig sein, denn den echten Kameraden kann man sich immer noch aussuchen. Geht‘s Ihnen und euch auch so?

Ob man nun zustimmt oder nicht. Als Editorial für das Feuerwehrmagazin Brennpunkt im Juni 2021 brachte es durchaus einige Reaktionen, zustimmend und ablehnend. Es soll eine Diskussionsgrundlage sein, die eben jeder für sich selbst beurteilen soll.

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