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Rosenbauer Konzern mit Verlusten | Umsatz von 651,2 Mio € Umsatz in Q 1-3 / 2022 & riskanter Ausblick

  • Umsatz erreicht trotz schwieriger Materialversorgung wieder hohen Vorjahreswert
  • EBIT wegen des niedrigeren Bruttoergebnisses bei -30,5 Mio €, Umsetzung von ersten Restrukturierungsmaßnahmen belastet mit -5,6 Mio €
  • Starker Auftragseingang von 825,4 Mio €, vier von sechs Segmenten legen zu
  • Massive Materialkostenerhöhungen machen abermals Preisanpassung für neue Angebote notwendig
  • Ausgehend von einem vollen Orderbuch und einer leicht verbesserten Fehlteile-situation bestätigt der Konzernvorstand seinen Ausblick für das Geschäftsjahr

Der Rosenbauer Konzern hat in den ersten drei Quartalen 2022 Umsatzerlöse in Höhe von 651,2 Mio € (1-9/2021: 649,5 Mio €) erwirtschaftet. Das Geschäftsvolumen der Unternehmensgruppe lag damit wieder auf dem Niveau der Vergleichsperiode des Vorjahres. Das gibt das Unternehmen am 15. November 2022 bekannt.

Die Area CEEU und die Area NOMA haben trotz anhaltender Engpässe in der Materialversorgung mehr Fahrzeuge und Ausrüstung als 2021 ausgeliefert. Das Segment Vorbeugender Brandschutz konnte seinen Umsatz signifikant ausweiten. Als Folge des niedrigeren Bruttoergebnisses und gestiegener Strukturkosten – konkret der Aufwendungen für Vertrieb und Verwaltung – war das EBIT nach neun Monaten mit -30,5 Mio € (1-9/2021: 14,0 Mio €) negativ.

Die Umsetzung erster Restrukturierungsmaßnahmen hat dabei das operative Ergebnis mit 5,6 Mio € belastet. Der Auftragseingang lag nach neun Monaten mit 825,4 Mio € um 6 % über dem Vorjahr (1-9/2021: 781,1 Mio €). Das vergleichsweise bessere Periodenergebnis ist auf einen positiven Steuereffekt aus der Übernahme der US-Minderheitenanteile, die im Juni abgeschlossen wurde, und aktivierte Verlustvorträge zurückzuführen.

„Wechselnde Engpässe in der Materialversorgung sowie teils massive Kostensteigerungen bei Vorprodukten und Material haben auch im dritten Quartal die Produktionsbedingungen in Europa und in Nordamerika geprägt. Dabei hat sich die Fehlteilesituation zuletzt leicht gebessert und wir erhalten beispielsweise wieder mehr Fahrgestelle. Eine echte Entspannung erwarten wir aber erst ab Jahresmitte 2023. Die höheren Materialkosten geben wir seit Monatsanfang im Wege erneuter Preisanpassungen für neue Angebote zum Teil an unsere Kunden weiter“, sagt Sebastian Wolf, CEO der Rosenbauer International AG.

Umsatz- und Ertragslage

Der Rosenbauer Konzern erzielte in den ersten drei Quartalen 2022 Umsatzerlöse in Höhe von 651,2 Mio € (1-9/2021: 649,5 Mio €). Diese verteilen sich aktuell wie folgt auf die verschiedenen Vertriebsregionen[1]: 39 % Area CEEU, 9 % Area NISA, 8 % Area MENA, 10 % Area APAC, 30 % Area NOMA sowie 4 % auf das Segment Vorbeugender Brandschutz.

Als Folge des niedrigeren Bruttoergebnisses und gestiegener Strukturkosten – konkret der Aufwendungen für Vertrieb und Verwaltung (Restrukturierungsmaßnahmen) – war das EBIT nach neun Monaten mit -30,5 Mio € (1-9/2021: 14,0 Mio €) negativ. Mit dem Wechsel an der Konzernspitze zu Beginn des 3. Quartals hat eine Reorganisation der Unternehmensgruppe begonnen. Unter dem Titel „Refocus, Restart“ entwickelte der Vorstand unter breiter Beteiligung des mittleren Managements ein umfassendes Restrukturierungsprogramm, das kurz- und mittelfristige Maßnahmen zur Ergebnisabsicherung, Herstellkostenreduktion und Abhärtung des Geschäftsmodells umfasst. Die Umsetzung der ersten Maßnahmen belastete das EBIT mit 5,6 Mio €. Das Konzern-EBT betrug am Ende der Berichtsperiode -37,8 Mio € (1-9/2021: 9,5 Mio €).

Der Auftragseingang lag mit 825,4 Mio € von Jänner bis September 2022 um 6 % über dem Vorjahr (1–9/2021: 781,1 Mio €). Dabei weisen alle Vertriebsregionen, die Area MENA und die Area APAC ausgenommen, mehr neue Aufträge als 2021 aus. Der Auftragsbestand ist erneut gestiegen und weiter sehr solide. Er betrug zum Ende des dritten Quartals 2022 1.360,5 Mio € (30. September 2021: 1.164,8 Mio €).

Finanz- und Vermögenslage

Die Bilanzsumme erhöhte sich im Periodenvergleich auf 1.078,4 Mio € (30. September 2021: 985,3 Mio €), wobei das kurzfristige Vermögen im Verhältnis stärker als das langfristige Vermögen gestiegen ist.

Die größten Veränderungen weisen die aktiven latenten Steuern durch die Aktivierung von Verlustvorträgen und die positiven, steuerlichen Effekte aus der Neuorganisation in den USA sowie der Kassenbestand aus: Sie haben sich mit 30,3 Mio € (30. September 2021: 9,3 Mio €) bzw. 50,5 Mio € (30. September 2021: 17,3 Mio €) gegenüber dem Vorjahr praktisch verdreifacht.

Die Vorräte erhöhten sich auf 544,9 Mio € (30. September 2021: 486,2 Mio €), während die Forderungen und sonstigen Vermögenswerte mit 202,7 Mio € (30. September 2021: 238,2 Mio €) klar unter dem Vorjahr lagen. Gleichzeitig wuchsen die Vertrags- und Lieferverbindlichkeiten, wodurch sich das Trade Working Capital auf 466,1 Mio € (1-9/2021: 509,7 Mio €) verbesserte.

Ebenfalls einen starken Anstieg zeigen die langfristig verzinslichen Verbindlichkeiten. Diese lagen mit 242,4 Mio € über dem Vorjahr (30. September 2021: 134,8 Mio €) und beeinflussten die Nettoverschuldung (der Saldo aus verzinslichen Verbindlichkeiten abzüglich Zahlungsmittel und Wertpapiere). Diese erhöhte sich verglichen mit der entsprechenden Vorjahresperiode auf 444,7 Mio € (30. September 2021: 381,2 Mio €).

Der Cashflow aus der operativen Tätigkeit lag am Ende des dritten Quartals 2022 wegen des größeren Vorratslagers, höherer Lieferantenpreise und der seit Jahresbeginn gestiegenen Forderungen bei -126,5 Mio €  (1-9/2021: -52,3 Mio €).

Ausblick

Das globale Wachstum wird im laufenden Jahr nach Prognosen des IWF von 6,0 % auf 3,2 % zurückgehen und sich 2023 weiter auf 2,7 % einbremsen. Das ist, abgesehen von der Weltfinanzkrise und der akuten Phase der COVID-19 Pandemie, das schwächste Wachstumsprofil seit 2001. Es reflektiert gleichzeitig den deutlichen Rückgang in den weltweit größten Volkswirtschaften: die Kontraktion der US-Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2022, die Kontraktion der Eurozone im zweiten Halbjahr und die wiederholten COVID-19 Ausbrüche und Lockdowns in China. Die Inflation soll dieses Jahr von 4,7 % weltweit auf 8,8 % steigen, um in weiterer Folge 2023 auf 6,5 % und 2024 auf 4,1 % zu sinken.

Die Risiken für diesen Ausblick bleiben laut IWF ungewöhnlich hoch und überwiegen in Richtung einer Verschlechterung. So könnte sich die Geldpolitik bei den Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung verkalkulieren, die geldpolitischen Pfade der größten Volkswirtschaften könnten weiter auseinanderlaufen und zu einer stärkeren Aufwertung des US-Dollar führen. Neue Schocks bei Lebensmittel- und Energiepreisen könnten eine Verfestigung höherer Inflationsraten nach sich ziehen.

Die globale Feuerwehrbranche folgt der allgemeinen Konjunktur erfahrungsgemäß mit einem mehrmonatigen Abstand. Ihre Auftragsbücher sind gut gefüllt, die Ausschreibungstätigkeit ist sehr rege. Gleichzeitig sorgen die anhaltenden Lieferkettenschwierigkeiten und der Druck auf die Energie- und Rohstoffmärkte durch die russische Invasion der Ukraine für sehr unsichere Produktionsbedingungen, weshalb für dieses Jahr mit einer Seitwärtsbewegung der Industrie gerechnet wird.

Ausgehend von einem hohen Auftragsbestand erwartet der Vorstand unter Berücksichtigung der weiterhin angespannten Situation bei der Beschaffung von Fahrgestellen und anderen Bauteilen dieses Jahr einen Umsatz von rund 1 Mrd € und ein positives EBIT.

KONZERNKENNZAHLEN 1-9/20211-9/2022
UmsatzerlöseMio €649,5651,2
EBITMio €14,0-30,5
PeriodenergebnisMio €7,6-21,4
Cashflow aus der operativen TätigkeitMio €-52,3-126,5
Eigenkapital in % der Bilanzsumme 19,6 %16,4 %
Gewinn je Aktie0,1-3,3
Mitarbeiterstand zum 30. September 4.0044.088
Auftragsbestand zum 30. SeptemberMio €1.164,81.360,5

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