Übungen

Bayern: Große Gefahrgutübung in Waging am See

WAGING AM SEE (OÖ): Angenommener Unfall auf Werksgelände „Unfall mit Gefahrstoffaustritt, zwei Personen verletzt“, so lautete die Meldung bei einer Einsatzübung auf dem Werksgelände der Firma Bergader Privatkäserei in Waging im Juni 2023. Übungsannahme war, dass bei einem Arbeitsunfall mit einem Gabelstapler ein Gebinde mit Salpetersäure beschädigt wurde und der Gefahrstoff unkontrolliert ausgetreten ist. Durch eine chemische Reaktion entstanden giftige nitrose Gase. Diese Stickoxide reizen die Atemwege, gesundheitliche Schäden können auch erst nach mehreren Stunden bemerkt werden. Beteiligt waren neben der örtlich zuständigen Freiwilligen Feuerwehr Waging am See noch die Tachinger Feuerwehr sowie die Feuerwehren aus Traunstein und Kammer, welche im Landkreis Traunstein den sogenannten „Messzug Süd“ bilden.

Von Thomas Pfeffer

Erstes eintreffendes Fahrzeug war der Einsatzleitwagen der FF Waging am See. Nach einer sofortigen Erkundung des Schadensgebietes und der Befragung eines Werksangehörigen durch den Einsatzleiter stellte sich heraus, dass neben dem Austritt der Salpetersäure auch noch zwei Personen verletzt sind. Farbige Rauchbomben sorgten für eine realistische Darstellung der Lage. Erste Maßnahme war neben Absperrmaßnahmen die Rettung der verunglückten Personen aus dem Gefahrenbereich. Hierzu ging ein Trupp mit drei Atemschutzgeräteträgern vor.

Da sich diese Einsatzkräfte im direkten Gefahrenbereich befanden, musste parallel eine Stelle zur Sofortdekontamination von Personal und Gerät an der Grenze zum Gefahrenbereich aufgebaut werden. Gullys wurden abgedichtet, um eine Ausbreitung der Flüssigkeit ins Kanalnetz zu verhindern. Ein weiterer Trupp unter speziellen Chemikalienschutzanzügen verschloss das Leck und pumpte den ausgetretenen Stoff mit Spezialpumpen ab.

Einsatzstelle in drei Abschnitte aufgeteilt

Die Einsatzleitung hatte der Waginger Kommandant Michael Schramke mit Unterstützung des Fachberaters Gefahrgut und dem Sicherheitsbeauftragten von Bergader. Im Einsatzleitwagen liefen die Fäden dann zusammen. Per Sprechfunk fand stetiger Kontakt zwischen den eingesetzten Kräften und auch zur Integrierten Leitstelle in Traunstein statt. Um sich einen besseren Überblick und verschiedenen Arbeitsbereiche zu verschaffen, wurde die Einsatzstelle in drei Abschnitte aufgeteilt. Die Feuerwehr Waging war mit dem Tanklöschfahrzeug (TLF 16/25), dem mitgeführten Umweltschutzanhänger, sowie mit dem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20/16) im unmittelbar betroffenen Abschnitt „Gefahrenabwehr“ eingesetzt.

Das First-Responder-Fahrzeug mit seiner Besatzung diente zur Erstversorgung der Verletzten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Als Einsatzabschnittsleiter im Bereich „Gefahrenabwehr“ war Thomas Pfeffer tätig. Die Wehr aus Taching übernahm mit ihrem Löschgruppenfahrzeug (LF 10/6) und dem Gerätewagen Logistik (GW-L1) unter der Führung von Michael Lechner den Abschnitt „Dekontamination“.

Der Messzug, bestehend aus dem Gerätewagen Atemschutz/Strahlenschutz (GW-A/S), einem Einsatzleitwagen (ELW 1), sowie einem Mannschaftstransportwagen (MTW) der FF Traunstein und dem Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF-L) der Kammerer Wehr, erhielt einen fixen Platz in unmittelbarer der Nähe der Einsatzleitung und übernahm gleichzeitig die Aufgabe im Waginger Ortsgebiet eventuelle Schadstoffe festzustellen. Diesen Einsatzabschnitt „Messen“ hatte der Leiter des Messzuges, Maximilian Schubert, inne. Neben verschiedenen Nachweisgeräten stehen auch umfangreiche Stoffdaten zur Verfügung.

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So ist eine eventuelle Ausbreitungsabschätzung von Schadstoffwolken mit einer speziellen Software, digitalem Kartenmaterial und online Wetterdaten möglich. In einem Ernstfall könnte dann die Bevölkerung im betroffenen Bericht mit Durchsagen gewarnt werden, um Fenster und Türen zu schließen.

Ausgearbeitet wurde die Übung von Martin Pöllner von der Feuerwehr Waging als Fachberater für Gefahrguteinsätze. „Das Teamwork der eingesetzten Feuerwehren und auch die Zusammenarbeit in der Einsatzleitung funktionierte reibungslos“, so der Spezialist für Gefahrguteinsätze. Sein Dank galt allen Übungsteilnehmern und der Bergader Privatkäserei, welche ihr Firmengelände zur Verfügung stellte.

Kommandant Michael Schramke bekräftigte ebenfalls die Wichtigkeit solcher Übungen: „Im Vorfeld gilt es natürlich unser Feuerwehr-Handwerk mit dem Umgang der Ausrüstung zu beherrschen. Die „Königsklasse“ ist dann das wichtige Zusammenspiel der verschiedenen Einheiten, um im Ernstfall dann auch erfolgreich arbeiten zu können, die Rettung der Personen und natürlich auch den Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten“.

Freiw. Feuerwehr Waging am See

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