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Rosenbauer-CEO Wolf zieht 100-Tage-Bilanz: 1,4 Mrd. Euro Auftragsbestand, 31 Mio. Euro sparen

LINZ (OÖ): Sebastian Wolf, seit 1. August 2022, neuer CEO bei Rosenbauer lud am Mittwochabend, dem 30. November 2022, zu einem Pressegespräch in Linz, um eine erste Bilanz nach 100 Tagen Amtszeit zu ziehen.

Ein Kurzresümee von Hermann Kollinger

Rosenbauer war zuletzt ja – wie von Nicht-Börsianern wohl kaum vermutet – in die roten Zahlen gerutscht. Zwar hat man seit 2012 den Umsatz fast verdoppelt, das Augenmerk jedoch verstärkt auf diese Werte gelegt. „Wir müssen uns nun mehr auf das Ergebnis konzentrieren und nicht nur den Umsatz im Fokus haben“, so der 39-Jährige.

Fast 1,4 Milliarden Auftragsvolumen, aber …

„Die Auftragslage ist ausgezeichnet. Wir haben mit fast 1,4 Milliarden Euro den bislang höchsten Auftragsbestand“, erlaubt Wolf einen Einblick ins Business. Was aber hervorragend klingt, hat in Zeiten wie diesen jedoch auch massive Schattenseiten. Karosserien werden deutlich später geliefert und Materialien wurden massiv teurer. Vor allem letztere Komponente konnten bislang nicht wirklich weiterverrechnet werden und ist bei den überwiegenden Anteil von Kunden im öffentlichen Bereich auch sehr schwierig, oftmals nicht möglich. Bislang war es auch nie wirklich notwendig, da es Teuerungen dieses Ausmaßes in so kurzer Zeit nie gegeben hat.

„Entsprechend einer Vorbildlösung des deutschen Feuerwehrverbandes werden künftig aber wohl auch hier entsprechende Klauseln bereits bei der Ausschreibung entsprechend Anwendung finden, dass Teuerungen, sofern sie bestimmte Ausmaße in der Zeit von Auftragsannahme bis zur Endfertigung erreichen sollten, auch fair weitergegeben werden können“, sagt der CEO. Aber immerhin ist es gelungen, bei bestehenden Verträgen im Zuge von fairen Gesprächen mit den jeweiligen Geschäftspartnern 2,7 Mio. Euro zusätzlich einzufahren und so einen Teil der Kostensteigerungen abzufangen.

Die gestiegenen Energiekosten wirken sich im Rosenbauer-Unternehmen nicht in dem Ausmaß aus, wie sie vielleicht andere Branchen treffen.

Rosenbauer CEO Sebastian Wolf zog nach 100 Tagen Bilanz

Viele Unterschiede machen es nicht einfacher

Generell sieht man bei Rosenbauer derzeit den Peak der Beschaffungswellen als erreicht an. Erschwerend beim Fahrzeugbau und der Preisgestaltung kommen übrigens auch die Vielfalt an erhältlichen Fahrgestellen und Aufbauten alleine innerhalb von Europa zum Tragen. Ein Tanklöschfahrzeug für Frankreich ist nicht vergleichbar mit einem aus Österreich. Das Rüstfahrzeug in Deutschland wiederum unterscheidet sich von jenem der Schweiz. Kurz: Das Feuerwehrfahrzeug von der Stange oder vom Fließband gibt’s im eigentlichen Sinn nicht wirklich.

31 Millionen sparen

Laut CEO Sebastian Wolf ist man derzeit dabei, sich einem Fitnessprogramm zu unterziehen, das schlussendlich 2023 eine Summe von 31 Millionen Euro an Kosten einsparen soll. Große Entlassungen sind dazu nicht geplant, da die Mitarbeiter schließlich für die Produktion erforderlich sind, die nach dem Ende des Konjunktureinbruchs wieder benötigt werden. „Wir bauen nun Urlaube und Zeitsalden ab. Ganz ohne Personal sparen geht’s nicht, jedoch sollten wir mit maximal 27 Stellen minus über die Runde kommen“, so der CEO. Großteils sollte das aber durch natürliche Abgänge möglich sein.

„Es gibt aber auch immer wieder offene Stellen. Wir verwehren uns nicht gegen neue Mitarbeiter“, ergänzt Wolf. Zum Thema Personal: 20% der Mitarbeiter von Rosenbauer sind übrigens Feuerwehrmitglieder. Im Vergleich: Österreichweit beträgt der Anteil an Feuerwehrleuten in den Firmen an die 3% der Belegschaft.

Ebenso werden mit bereits seit August laufenden Optimierungsmaßnahmen (Planzeitverkürzung in der Produktion, Herstellerkostensenkung etc.) und organisatorischen Maßnahmen wie der Neuordnung der Märkte ebenso Finanzmittel eingespart. Ab 1. Jänner 2023 sind es nur mehr vier statt bisher fünf Bereiche. Hierzu zählen Amerika (Norden und Süden), Europa, Asien-Pazifik und Afrika mit dem Mittleren Osten. Die Area Nisa (Südamerika, Nord- und Westeuropa sowie große Teile Afrikas) wird aufgelöst.

Das ganze Sparprojekt läuft unter dem Namen „Refocus-Start“. Es soll den „Schwärzungsprozess“ der Zahlen der Bilanzen fördern und das Unternehmen wieder in die Gewinnzone führen.

Elektro im Aufwind

Der Elektroantrieb wird bei Rosenbauer weiterhin forciert. Wie schon die „elektrische Feuerwache“ auf der Interschutz 2022 dargestellt, setzt sich der Elektroantrieb inzwischen durch alle Sparten der Einsatzfahrzeuge durch und wird sich weiter fortsetzen (sogar den Panther gibt’s bereits elektrisch → Panther electric von Rosenbauer auf der Interschutz 2022 präsentiert).

So will man 2023 bereits 37 Stück des 2020 präsentierten RT, den die Feuerwehr Berlin ein Jahr lang auf Herz und Nieren getestet hat, bauen und ausliefern.

2023 sollen bereits 37 RT ausgeliefert werden.

Wasserstoffantriebe bei den Lkw gelten auf Anfrage hin aus heutiger Sicht als durchaus nicht ausgeschlossen, wenngleich es die weitere Entwicklung an und für sich abzuwarten gilt. Angesprochen auf die Skepsis vieler Feuerwehrleute, was Elektroantriebe in Krisensituationen betrifft, weist der Rosenbauer-CEO darauf hin, dass man vor allem auch bei den Einsatzorganisationen immer auf eine Ausfallsebene wird zurückgreifen wird können müssen. In welcher Form dies auch sein wird, ob austauschbare Akkus oder Aggregate, die den Strom zum Verbraucher bringen.

Rosenbauer präsentiert den ersten AT electric auf der Interschutz 2022

2 Milliarden und 3.200 Fahrzeuge im Visier

Als Ausblick in die Zukunft visiert man bei Rosenbauer bis 2030 einen Jahresumsatz von 2 Milliarden Euro an, verbunden mit der Produktion von jährlich 3.200 Fahrzeugen (derzeit 2.000). „Hierbei handelt es sich aber explizit um keine konkrete Wachstumsstrategie des Konzerns“, schließt Sebastian Wolf ab.

Klarerweise steht auch der Export der Fahrzeuge weiterhin im Fokus. Am schwierigsten kristallisiert sich hier in junger Vergangenheit aber der Großmarkt China heraus, der sich gegenüber Exporten (bzw. Importen ins Land) massiv nach außen hin abschottet. Bescheidene 15 Fahrzeuge für 2023 sind hier nur ein Bruchteil von vorangegangen Zeiten.

Ebenso setzt man viele Erwartungen in Amerika, das mit 6.000 Einheiten (Fahrzeugen) von weltweit etwa 20.000 Einheiten den größten Markt darstellt. Dieser wird sich aller Voraussicht nach auch wieder früher vom wirtschaftlichen Einbruch erholen als der europäische Sektor.

Verzögerte Auswirkungen

Zum Thema Wirtschaft: Die gesamte Feuerwehrbranche „hinkt“ übrigens den Konjukturereignissen meist 12 bis 14 Monate hinten nach, d.h. mit dieser Verzögerung kommen die entsprechenden Marktentwicklungen bei diesen Unternehmen erst an.

Mit 1. Dezember 2022 gibt es eine Neuerung bei Rosenbauer: Markus Richter wird neuer Finanzvorstand der Rosenbauer International AG

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