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England: Festsitzendes Auto-Frachtschiff sorgt für Ratlosigkeit

SÜDENGLAND (GB): Ein glimpflich verlaufenes Schiffsunglück vor der Küste Südenglands stellt Experten vor schwere Herausforderungen. Die Besatzung hatte das Transportschiff „Höegh Osaka“ am Samstagabend absichtlich auf Grund laufen lassen, da es sich kurz nach der Abfahrt im Hafen von Southampton zur Seite geneigt hatte.

Nun wird an einem Plan zur Bergung des Autofrachters gearbeitet. Ein Team sei an Bord und versuche zu ermitteln, wie das 51.000 Tonnen schwere und mit 1.400 Autos beladene Schiff am besten zu bewegen ist, sagte ein Sprecher der Betreiberfirma Höegh Autoliners der dpa am Montag. „Im Moment haben wir noch keine Ahnung.“ Fachleute der dafür engagierten Firma Svitzer machten sich am Montag auf dem Schiff ein Bild von der Lage.

Aufrichten oder ausbaggern
In britischen Medien ist von Bergungsarbeiten von bis zu einem Monat die Rede. Es gebe eine ganze Reihe von Möglichkeiten, sagte der Bergungsexperte John Noble zur BBC. Einfach auf die Flut zu hoffen, gehöre allerdings nicht dazu, denn das Schiff sitze fest. Einfach den Ballast zu reduzieren, funktioniere auch nicht, da das Schiff dafür zu schief liege.
Möglich sei, das Schiff ähnlich wie die „Costa Concordia“ mit Hebeln und Schwimmkörpern aufzurichten. Das habe schon einige Male funktioniert, und die Bergung der „Höegh Osaka“ sei nicht ganz so kompliziert wie die des vor Italien gekenterten Kreuzfahrtschiffes. Schließlich könnte man den Sand wegbaggern. Allerdings sei das nicht ganz ungefährlich, so Noble, weil die Strömung den Sand hin und her schwemmen könnte – der Rumpf sei nicht für die Lage gebaut. Zunächst aber habe Vorrang, dass der Treibstoff sicher entfernt werden kann.

Besatzungsmitglieder gerettet
Der Kapitän des vor der britischen Küste havarierten Transportschiffs „Höegh Osaka“ hatte den Frachter absichtlich auf Grund gesetzt, um ein komplettes Kentern zu verhindern. Schon kurz nach dem Auslaufen aus dem Hafen habe die „Höegh Osaka“ Schlagseite gehabt, daher habe sich die Führung zu der Notstrandung entschlossen.
Rettungskräfte hatten über Nacht etwa 25 Besatzungsmitglieder per Hubschrauber und Rettungsboot in Sicherheit gebracht, nachdem das Transportschiff auf dem Weg nach Bremerhaven in der Meerenge zwischen der Isle of Wight und dem Festland auf Grund gelaufen war. Eine Sicherheitszone von 200 Metern um den Frachter ist eingerichtet.

Der Chef der Firma Höegh Autoliners, Ingar Skiaker, sagte am Sonntag (4. Jänner 2015) zu dem Unglück, das Aufsetzen auf der Sandbank Bramble Bank sei der letzte Ausweg gewesen, um eine größere Katastrophe zu verhindern. Skiaker lobte die Erfahrungen und das Geschick des Kapitäns, der auf diese Weise „das Schiff und die Crew gerettet“ habe. Nun habe man viel Arbeit vor sich liegen, um die gestrandete „Höegh Osaka“ zu bergen, ohne die Umwelt zu belasten. Es müsse nun geprüft werden, ob die Struktur des Schiffes intakt sei, sagte Simon Boxall vom Nationalen Meeresforschungszentrum an der Universität Southampton. Andernfalls könne es zerbrechen, wenn es von der Sandbank gezogen wird.

Viele Schaulustige
Wie es zu der Schlagseite des Schiffes kommen konnte, wird derzeit noch untersucht. Britischen Medien zufolge wird menschliches Versagen nicht ausgeschlossen. Überladen war das Schiff aber nicht – es kann mit 5.400 Autos beladen werden, an Bord befand sich etwa ein Drittel davon. 1.200 Wagen von Jaguar Land Rover, 65 BMW-Minis sowie ein Wagen der britischen Luxusmarke und BMW-Tochter Rolls-Royce gehören dazu.  Schon unmittelbar nach der Notstrandung wurde das Schiff zur Attraktion für Schaulustige und Touristen. Die Polizei teilte per Facebook mit, dass die Parkplätze an der Küste nahe der Unglücksstelle ziemlich voll seien, weil das schief im Wasser hängende, 180 Meter lange Schiff so viele Menschen anziehe.

ORF.at

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