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Erste Frauen bei der Feuerwehr in Niederösterreich → 25 Jahre danach

KLEINHÖFLEIN (NÖ): 2017 wurden die ersten Frauen in Niederösterreich für den 25-jährigen Dienst bei der Feuerwehr ausgezeichnet. Die FF Kleinhöflein hat die Öffnung der Feuerwehr für Frauen erkämpft. Was wir da so alles erlebt haben und wie die Sache abgelaufen ist, erfahren Sie hier.

Ein historischer Rückblick über die Akzeptanz von Frauen bei der Feuerwehr

Begonnen hat alles im Jahr 1991 als die FF Kleinhöflein auf Besuch bei ihrer  Partnergemeinde Klein-Krotzenburg in Deutschland war und feststellte, dass in Deutschland Frauen als vollwertige Feuerwehrmitglieder akzeptiert werden. Als einige Mitglieder bei den Landesfeuerwehrleistungsbewerben im Jahr 1992 in Retz beobachteten, dass sich hohe niederösterreichische Feuerwehrfunktionäre mit Feuerwehrfrauen aus der damaligen Tschechoslowakei stolz fotografieren ließen, nahmen sie das zum Anlass, im Rahmen der Bewerbe im Festzelt den damaligen niederösterreichischen Landesfeuerwehrkommandanten Präsident Novak persönlich zu fragen, ob die Aufnahme von Frauen nicht auch in Niederösterreich möglich sei. Er lehnte kategorisch ab und der unangekündigte Vorstoß im Festzelt wurde als kleiner Skandal angesehen.

Keine Aktzeptanz vom Landes-Feuerwehrverband
Da es rechtlich keinen Ausschließungsgrund für die Aufnahme von Frauen in die Feuerwehr gab, das damalige Kommando (Kommandant Edwin Neubauer, sein Stellvertreter Helmut Neubauer und der Leiter des Verwaltungsdienstes Erwin Drucker) einstimmig dafür war und sich in einer geheimen Abstimmung 94 % der Mitglieder für die Aufnahme von Frauen aussprachen, traten am 1. Oktober 1992 Gerlinde Neubauer, Luzia Drucker und Marina Neubauer als erste Frauen niederösterreichweit der Feuerwehr bei. Vom Landesfeuerwehrkommando wurde dies allerdings nicht akzeptiert.

Weitere Damen kamen im Ungehorsam dazu
1993 wurde die Frauenpower  der FF Kleinhöflein durch den Beitritt weiterer Frauen, nämlich Heidemarie Hauser, Ilse Hacker-Graf, Anita Graf und die Juristin Monika Lehr-Hauser verstärkt; dies weiterhin im Ungehorsam gegen das Landesfeuerwehrkommando. 
Am 10. 3. 1994 wurde der FF Kleinhöflein dann noch die Möglichkeit zu einem Gespräch mit Präsident Novak gegeben. Dieses wurde von ihm nach einer Stunde ergebnislos unter Hinweis, dass dies eine Entscheidung des Landesfeuerwehrrates sei, abgebrochen. Er äußerte seine Befürchtung, die Mitgliedschaft von Frauen werde zu Streitigkeiten in den Mannschaften und zu Scheidungen (!) führen.

Juristen Weg gewählt
Als man einsehen musste, dass dem Landesfeuerwehrkommando mit vernünftigen Argumenten nicht beizukommen ist, wurde schließlich der juristische Weg gewählt und am 5.4.1994 eine Beschwerde bei der Niederösterreichischen Landesregierung über das gesetzwidrige Vorgehen des Niederösterreichischen Landesfeuerwehrrates eingebracht. Dessen ungeachtet wurde vorerst  weiterhin  die Aufnahme von Frauen verweigert; mittlerweile mit der Begründung, schwere körperliche Arbeit und vor allem eine Tätigkeit im Gasrettungsdienst sei gesetzlich verboten.
Am 26.7.1994 dann der Durchbruch: Der Niederösterreichische Landesfeuerwehrrat genehmigte rückwirkend die Aufnahme von Frauen. Die FF Kleinhöflein hatte endlich ihr Ziel erreicht und damit Feuerwehrgeschichte geschrieben. 2017 wurden Gerlinde Neubauer, Luzia Drucker und Marina Neubauer als erste Frauen Niederösterreichs für 25-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. 

Heute 10 Frauen bei der FF Kleinhöflein
Mittlerweile gibt es in der FF Kleinhöflein 10 Frauen, davon zwei Gruppenkommandanten, eine Zugskommandantin und drei Atemschutzträgerinnen. Ilse Hacker-Graf, die heute als Abschnittssachbearbeiterin Nachrichtendienst fungiert, und Anita Graf haben als erste Frauen landesweit das Goldene Leistungsabzeichen erworben. Monika Lehr-Hauser wurde zur Feuerwehrjuristin ernannt und ist heute  Mitglied des Arbeitsausschusses Recht des NÖ Landesfeuerwehrverbandes und Vortragende in der Landesfeuerwehrschule in Tulln.

„Unsere weiblichen Mitglieder sind eine nicht mehr wegzudenkende Stütze unserer Feuerwehr. Die Prognosen des Landesfeuerwehrrates über Streitigkeiten und Scheidungen durch die Vermischung der Geschlechter bei der Feuerwehr sind nicht eingetreten. Wären wir davon nicht von Beginn an überzeugt gewesen, hätten wir nicht mit großer Mehrheit für die Aufnahme von Frauen gestimmt“, betont Robert Lehr, der derzeitige Kommandant der FF Kleinhöflein.

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